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Geistliches Wort im Juni 2009

Was nach der Ausgießung des Heiligen Geistes geschah (Apg. 2, 4–24)

 

Im 1. Präludium erinnern wir uns, was nach der Sendung des Heiligen Geistes erfolgte. Die Apostel, getrieben vom heiligen Geiste, ausgerüstet mit der wunderbaren Gabe der Sprachen, beginnen zu predigen, und zwar derart, daß die verschiedensten Nationen, welche gerade zum Feste in Jerusalem versammelt sind, ihre Rede verstehen. So außerordentlich ist ihr Auftreten, daß das Volk wähnt, sie seien trunken vom Wein.

Da nimmt denn Petrus das Wort und erklärt, daß die Ausgießung des Heiligen Geistes, welche schon der Prophet Joel geweissagt, nunmehr stattgefunden habe; daß ebenso der Messias, dessen Tod und Auferstehung bereits David vorherverkündet, kein anderer sei, als Jesus von Nazareth, welchen die Juden gekreuzigt, welchen Gott aber wieder auferweckt habe von den Toten.

Es ergeben sich aus dieser Erzählung drei Punkte für unsere Betrachtung:

1. Punkt: Die Rede der Apostel

Als nun der Heilige Geist auf die Apostel herabgekommen war, da "fingen sie an, in verschiedenen Sprachen zu reden, so wie der Heilige Geist es ihnen gab auszusprechen. Es waren aber zu Jerusalem Juden wohnhaft, gottesfürchtige Männer aus allerlei Völkern, die unter dem Himmel sind. Als nun diese Stimme erscholl, kam die Menge zusammen und entsetzte sich; denn es hörte ein jeder sie reden in seiner Sprache. Es erstaunten aber alle, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht alle diese, die da reden, Galiläer? Wie hören wir denn ein jeder seine Sprache, in der wir geboren sind? Parther, Meder, Elamiter und Bewohner von Mesopotamien, Judäa, Kappadosien, Pontus und Asia, von Phrygien und Pamphylien, Ägypten und von den Gegenden Libyens bei Kyrene, Ankömmlinge von Rom, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber, wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes aussprechen! Und alle erstaunten, verwunderten sich und sprachen zu einander: Was mag das sein? Andere aber spotteten und sagten: Sie sind voll süßen Weines!"

In diesen Vorgängen ist verschiedenes zu erwägen:

1. Die Begeisterung, mit welcher die Apostel reden. So vermag der Mensch nicht aus eigener Kraft zu sprechen; so spricht er nur, wenn die Gnade Gottes ihn treibt. Damit sie ihn treibe, muß er beten, viel beten. Beten wir also, daß der Heilige Geist auch uns erfülle, wenn wir reden oder anderweitig nach außen hin tätig sind.

2. Die Sprachengabe, mit welcher der Heilige Geist die Apostel ausrüstet. Die Apostel waren in Jerusalem versammelt geblieben, wie Jesus es wollte; sie hatten gebetet. Darum hilft ihnen Gott in so außerordentlicher Weise, um sie mit den notwendigen Fähigkeiten auszurüsten. Hätten sie in voreiligem Eifer alsbald nach der Himmelfahrt Christi begonnen zu predigen, so hätten sie schwerlich viel ausgerichtet, jedenfalls wohl nicht diese wunderbare Sprachengabe erhalten. Jetzt aber, nachdem sie gemäß der Anordnung Christi einige Zeit in der Zurückgezogenheit gelebt haben, kommt Gott ihrer Predigt zu Hilfe, sogar durch ein großartiges Wunder.

3. Betrachten wir auch die Schmach, welche die Apostel sofort bei ihrer Predigt finden. "Sie sind voll des süßen Weines", so riefen die Spötter. Wer Großes für Gott ausrichten will, muß sich eben auf Spott und üble Nachrede gefaßt machen. Der Segen einer Arbeit pflegt um so größer zu sein, je mehr sie mit Kreuz aller Art, besonders mit Verkleinerung des guten Namens, verbunden ist. Diese oder ähnliche Erwägungen mögen unser Herz erwärmen, wenn wir das Auftreten der Apostel betrachten. Wir wollen hierdurch unsern Glauben neu beleben und zu tatkräftigen Handeln anspornen.

2. Punkt: Petrus beweist die Ausgießung des Heiligen Geistes

Als nun die Apostel hörten, wie man sie der Trunkenheit beschuldigte, "da stand Petrus auf mit den Elfen, erhob seine Stimme und sprach zu ihnen: Ihr Männer von Judäa und ihr alle, die ihr zu Jerusalem wohnt, das sei euch kund getan, und höret auf meine Worte: Diese sind nicht trunken, wie ihr meinet; denn es ist die dritte Stunde des Tages" (d.h. 9 Uhr morgens). Sondern das ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ward: Es wird geschehen in den letzten Tagen (spricht der Herr), da will ich von meinem Geiste über alles Fleisch ausgießen, und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Jünglinge werden Gesichte schauen und euern Ältesten werden Traumgesichte erscheinen. Ja, auch über meine Knechte und über meinem Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geiste ausgießen, und sie werden weissagen. Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel oben und Zeichen auf der Erde unten, Blut und Feuer, Dampf und Rauch. Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehedenn der Tag des Herrn kommt, der große und ausgezeichnete. Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden" (Joel 2, 28-32).

Diese Weissagungen hatte etwa acht Jahrhunderte zuvor der Prophet Joel verkündet. Jetzt erfüllen sie sich: Zunächst durch Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingstfest, später durch die Zerstörung Jerusalems und all die Schrecknisse, welche mit derselben verbunden waren. Sie wird sich vollständig erfüllen beim jüngsten Gericht. Stärken wir an diesen Vorgängen unsern Glauben! Schwerlich ist uns je etwas so außergewöhnliches begegnet, wie es am ersten heiligen Pfingstfeste sich zutrug. Aber es ist töricht, nur dasjenige mit lebendigem Glauben zu erfassen, was unserer Alltagserfahrung entspricht. So wahr, wie damals Petrus die Erfüllung jener alten Weissagung feststellte, so wahr wird auch einst das jüngste Gericht sich einstellen; und auch ich werde bei demselben zu erscheinen haben.

3. Punkt: Petrus beweist die Auferstehung Christi

Um dem Volke noch deutlicher zu zeigen, daß jetzt die Zeit des Messias gekommen sei, die Zeit, in welcher der Heilige Geist sollte ausgegossen werden, fährt Petrus fort: "Ihr Männer von Israel, höret diese Worte: Jesum, den Nazarener, einen Mann, dem Gott unter euch Zeugnis gab durch Taten, Wunder und Zeichen, welche Gott durch ihn in eurer Mitte wirkte (wie ihr auch selbst wisset), diesen, der nach dem bestimmten Ratschlusse und der Vorhersehung Gottes überliefert worden, habt ihr durch die Hände der Gottlosen ans Kreuz geheftet und umgebracht. Ihn hat Gott auferweckt."

Wie mußte diese Rede die Juden erschüttern! Jesus aus Nazareth, den sie so oft gesehen, dessen Predigten sie gehört; Jesus, den sie für einen falschen Propheten gehalten; Jesus, den sie endlich zu den Hohenpriestern, zu Pilatus und Herodes geschleppt hatten, dessen Blut sie gefordert, als sie schrien: "Kreuzige ihn, kreuzige ihn!" – dieser Jesus wird ihnen jetzt verkündet als ein gottgesandter Prophet, als der, welchen die Unterwelt nicht festhalten konnte, welcher vielmehr als Sieger vom Tode erstanden ist! Fühlen wir recht tief die Worte des hl. Petrus, gleich als wären wir zugegen unter jener Volksmenge und hörten aus dem Munde des Petrus selbst diese Worte! Sprechen wir dann im Geiste zu Jesus:

O mein göttlicher Erlöser! An dich will ich glauben, auf dich will ich hoffen, dich will ich lieben, soviel ich vermag. Du bist es, welcher durch die Propheten sprach; du bist es, welcher den Heiligen Geist über die Apostel sandte; du bist es, welcher durch die Nachfolger der Apostel auch mich unterrichtet und führt! Für dich will ich leben und sterben!

 

Mit priesterlichem Segensgruß

Abbé Oliver E. Busse
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