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Geistliches Wort im September 2009

Der hl. Ignatius von Loyola, Stifter der Gesellschaft Jesu (1491-1556)

 

Die Vorsehung Gottes wacht beständig in liebender Sorge über die Kirche Jesu Christi. Wenn besondere Gefahren sich erheben, beruft sie Männer, diese Gefahren zu bannen. So erwählte Gott seit dem 5. Jahrhundert den Hl. Benedikt und dessen geistliche Söhne, um Europa vor der Barbarei zu retten; so mußte im 13. Jahrhundert der arme hl. Franziskus mit seinen Jüngern durch sein Beispiel und seine Predigt jene Üppigkeit und Weichlichkeit bekämpfen, welche im Mittelalter einzureißen drohte; so erweckte Gott im 16. Jahrhundert den hl. Ignatius von Loyola zu dem doppelten Zweck, daß er das Ansehen Gottes und der Kirche um so kräftiger aufrecht erhalte, je mehr der zu jener Zeit entstehende Protestantismus sich gegen dasselbe empörte, und daß er zugleich durch seine Jünger das Evangelium in jene neu entdeckten Welten trage, auf welchen bisher noch die Nacht des Heidentums lag.

Geboren ward der Hl. Ignatius im Jahre 1491 auf dem Schlosse Loyola im nördlichen Spanien. Er ward als Edelknabe am Hofe König Ferdinands V. erzogen Aber das untätige Leben am Hofe ekelte ihn an. Nach dem Beispiele seiner älteren Brüder wollte er im Kriege sich Ruhm erwerben. So geschah es, daß im Jahre 1521, im Dienste Kaiser Karls V., bei der heldenmütigen Verteidigung der Festung Pampelona gegen die Franzosen, ihm das rechte Bein zerschmettert ward. Die Franzosen, welche die Festung einnahmen, ehrten die Tapferkeit ihres gefangenen Feindes und ließen ihn zu besserer Pflege auf einem Tragsessel in sein elterliches Schloß Loyola bringen.

Hier trat eine Wendung ein, durch welche Gott den hl. Ignatius zu einem Kriegsdienst höherer Art sich erkor. Weltlich gesinnt, wie er damals noch war, verlangte er Ritterromane zu seiner Zerstreuung auf dem Krankenlager. Aber es fanden sich deren keine im Schloß; man brachte ihm vielmehr ein Leben Jesu Christi und der Heiligen. Er las; die Gnade ergriff sein Herz: Er erkannte, daß es einen höheren Kriegsherrn und König gebe, Jesus Christus. Vor einem Bilde der Mutter Gottes weihte er sich ganz dem Dienste des Heilandes.

Wiederhergestellt, begann er ein Leben der Buße und des Gebetes. In der Grotte zu Manresa wurden ihm jene hohen Erleuchtungen zu teil, aus welchen das Buch der geistlichen Übungen hervorging; bis auf den heutigen Tag hat dasselbe wohl Millionen von Seelen zur Heiligung gedient. Er pilgerte nach Jerusalem, widmete sich dann in Spanien und Frankreich den Studien und scheute sich nicht, 33 Jahre alt, neben Kindern auf der Schulbank zu sitzen; denn er wußte, nur durch lange, gründliche Studien werde es ihm möglich sein, Großes für Jesus zu wirken. Er sammelte dann Schüler um sich und stiftete im Jahre 1534 zu Paris die Gesellschaft Jesu – das Hauptwerk seines Lebens.

Der neue Orden ward im Jahre 1540 von Papst Paul III. bestätigt und der hl. Ignatius zum ersten General desselben erwählt. Als solcher lebte er zu Rom, wirkte aber durch seine Jünger bis an die weitesten Grenzen der Erde, indem er z.B. den hl. Franz Xaver bis nach Japan entsandte.

Reich an Bediensteten starb er endlich am 31. Juli 1556 und ward im Jahre 1622 unter die Zahl der Heiligen versetzt.

1. Punkt: Die Demut des hl. Ignatius

Wer Gottes Ehre fördern will, darf für sich selbst keine Ehre suchen; er würde sonst eine Art Veruntreuung begehen. Und wahrlich, der hl. Ignatius suchte nicht seine Ehre. In Manresa hatte er, der einst so hoch angesehene Ritter, sich in elende Lumpen gehüllt und bettelte sein Brot von Tür zu Tür; die Kinder liefen ihm nach, verhöhnten ihn und warfen ihn mit Steinen; er aber freute sich, dem verhöhnten und verspotteten Heiland ähnlich zu werden. Wenn er später nicht mehr derart dem Gespötte sich aussetzte, so geschah es nicht, weil er Ehre suchte, sondern weil er seine Wirksamkeit dadurch zu schädigen fürchtete; im Herzen hätte er am liebsten bei allen als Tor gegolten. Den von ihm gestifteten Orden bezeichnete er mit Vorliebe als "die geringste Gesellschaft Jesu"; und damit auch seine Jünger stets in der Demut verharrten, wollte er, daß sie ein eigenes Gelübde ablegten, nie eine Ehrenstelle anzunehmen. In der Tat: nur durch Demut ist es möglich, die Ehre Gottes in großartiger Weise zu fördern; denn "Gott widersteht den Hoffärtigen, den Demütigen aber gibt er Gnade" (Jat. 4. 6). Ohne die Gnade aber läßt sich im Dienste Gottes nichts ausrichten.

Folge ich dem hl. Ignatius in der Demut?

2. Punkt: Der Gehorsam des hl. Ignatius

Die Demut bildet das Fundament für die Wirksamkeit. Auf ihr muß das Gebäude des Gehorsams errichtet werden, damit Großes im Dienste Gottes geschehe. Daher wollte der hl. Ignatius, daß der Gehorsam die hervorstechende Tugend seines Ordens bilde, und in seinem berühmten Brief über den Gehorsam hat er seinen Söhnen eine Testament hinterlassen, welches auf ewige Zeiten sollte treu bewahrt werden. Von den Arbeitern im Weinberge des Herrn verlangte er, sie sollten gleichsam nur mit einem Fuße auf der Erde stehen, den andern aber bereits erhoben halten, um zu gehen, wohin der Gehorsam sie etwa riefe. Doch genügte ihm nicht dieser Gehorsam des Werkes; er verlangte auch den des Willens: "Wer ungern", so sprach er, "und unter Mißbilligung, wenn auch im Werk die Befehle der Vorgesetzten befolgt, ist unter die schlechtesten Sklaven zu zählen." Und selbst der Gehorsam des Willens war ihm nicht hinreichend; er verlangte, soweit möglich auch den Gehorsam des Urteils. Wer nur mit dem Willen gehorcht," so meinte er, "mit dem Verstande aber widerstrebt, der steht nur mit einem Fuße im Orden." Alles dies nun, was der Heilige von andern verlangte, übte er selbst.

Übe auch ich den Gehorsam nach seinem Beispiel? Ich kann mich hier prüfen nach den drei Graden des Gehorsams: dem Gehorsam des Werkes, dem des Willens und dem des Urteils. Besonders diesen letzten und vollkommensten Grad des Gehorsams, den Gehorsam des Urteils, will ich zu Ehren des hl. Ignatius zu üben suchen, soviel ich nur kann.

3. Punkt: Die Klugheit des hl. Ignatius

Zur Demut und zum Gehorsam muß sich die Klugheit gesellen, will man nicht irgendwie, sondern in möglichst erfolgreicher Weise die Ehre Gottes fördern. Denn der Gehorsam läßt oft freien Spielraum, so oder anders zu handeln; und ob man diese oder jene Entscheidung trifft, davon kann mitunter das ewige Heil vieler Seelen abhängen.

Daher hatte der hl. Ignatius die Tugend der Klugheit, d.h. einer durch den Geist des Glaubens erleuchteten Klugheit, in hohem Grade sich angeeignet. Denn nur mit ihrer Hilfe konnte er möglichst vollkommen seinen Wahlspruch verwirklichen, den Wahlspruch: "Alles zur größeren Ehre Gottes." Beweis hierfür ist die überaus zweckmäßige Verfassung, welche er seinem Orden gab; Beweis sind auch andere Stiftungen, z.B. die des deutschen Kollegs in Rom, in welchem er durch Heranbildung tüchtiger Priester bis auf den heutigen Tag der Irrlehre einen wirksamen Damm entgegensetzte. Suchen auch wir, von glühender Liebe zu Gott und zum Nächsten getrieben, in erfinderischer Weise unsern Verstand zu gebrauchen, um vermittelt einer vom Glauben erleuchteten Klugheit zu Gottes Ehre nicht bloß etwas zu wirken, nicht bloß viel zu wirken, sondern zu wirken soviel nur immer möglich.

Im Kolloquium bitte ich den hl. Ignatius, er möge durch seine Fürbitte auch mich zum tüchtigen Krieger im Dienste Jesu Christi machen, damit ich Großes leiste zur Ehre Gottes.

 

Mit priesterlichem Segensgruß

Abbé Oliver E. Busse
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