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Geistliches Wort im November 2011

Gebet für die Verstorbenen

 

Es ist ein heiliger und heilsamer Gedanke, für die Verstorbenen zu beten, damit sie von ihren Sünden erlöst werden. Nur durch das Gebet kann der traurige Zustand der Armen Seelen Milderung finden. Wir haben keine Gelegenheit, direkt etwas über den Zustand von bestimmten Verstorbenen im Fegfeuer zu erfahren. Wir wissen wohl, daß sie Gefangene sind, Heimatlose und Leidende. Ja, wir wissen sogar etwas über die Strafen, welche die göttliche Gerechtigkeit über sie verhängt hat. Wir können uns, wenn auch nur schwach, hineindenken in ihre Leiden, in das Feuer der göttlichen Gerechtigkeit, in jenen so überaus schmerzvollen Prozeß der Sühne, der sich nach Gottes Willen an ihnen vollziehen soll, hineindenken in ihre Sehnsucht nach dem Lichte der Anschauung Gottes. Wir wisssen auch, daß sie ergeben leiden aus Liebe, solange es der Wille Gottes ist. Wir wissen um ihre vollständige Hilflosigkeit, irgendwie ihr Los erleichtern zu können. Aber ganz und gar unbekannt bleibt uns, wie lange sie leiden müssen, und wann für sie die Stunde der Befreiung schlägt.

Heißen sie nicht mit Recht Arme Seelen? Ist es nicht begreiflich, wenn sie klagen: "Erbarmet euch meiner, wenigstens ihr, meine Freunde, denn die Hand des Herrn hat mich getroffen!" Mit ihnen gibt es nur einen Kontakt: Es ist das Gebet. Sollten wir es ihnen nicht schenken wollen, wenn sie rufen, all die vielen: der Vater, die Mutter, der Gatte, die Gattin, die Kinder, die Geschwister, die Verwandten und Freunde! Soll es etwa auch in diesem Falle heißen: Aus dem Auge, aus dem Sinn? Der Hilfemöglichkeiten sind es doch viele. Kommen wir, die inmitten der Gnadenschätze Lebenden, doch diesen Armen und Darbenden zu Hilfe, daß wir für sie die Hl. Messe recht oft aufopfern, an ihrem Namens- und Sterbetag das hl. Meßopfer für sie darbringen lassen und ihnen unsere Almosen und guten Werke aufopfern! Die edle Kaiserin Maria Theresia legte nach dem Tode ihres Gemahls, des Kaisers Franz, die Trauerkleider zeitlebens nicht mehr ab und wohnte täglich bei den Kapuzinern einer Hl. Messe bei, die sie für seine Seelenruhe aufopferte. Seien auch wir nicht hart und kalt, und zeigen wir, daß wir das Schriftwort begriffen haben: "Stärker als der Tod ist die Liebe."

Im katholischen Sonntagsblatt der Diözese Rottenburg war im Jahre 1954 eine Geschichte zu lesen, die von einem zu Gefängnisstrafe verurteilten Vater erzählt, der in Entrüstung über einen schlechten Film, der auch an die bisher unverdorbene Seele seines Sohnes gerührt hatte, den Kino-Inhaber niedergeschlagen hatte, als er den Film nicht vom Spielplan absetzen wollte. Da wird uns geschildert, wie schmerzliche Reue den Sohn erfüllt, und wie in freien Stunden ein ihm selbst unverständlicher, geheimnisvoller Drang ihn immer wieder der Weg zum Gefängins einschlagen läßt, wo er den einsamen, verlassenen Vater als Sträfling leiden weiß. Sollte nicht auch uns eine ähnliche Liebe und Dankbarkeit immer wieder in Gedanken und im Gebet zu jenem Kerker führen, wo unsere Verstorbenen – manche sicher auch durch unsere Schuld, weil wir ihnen Anlaß zur Sünde wurden – leiden? Wie kalt und gefühllos sind schon hier auf Erden unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen geworden – wie erkaltet sind da erst oft genug die Beziehungen zu den Verstorbenen. Welch bittere Enttäuschung müssen sie erleben! Das reiche Erbe ließ man sich gefallen, zu einer Hl. Messe will es aber kaum langen. Die Beweise herzlicher Vater- und Mutterliebe nahm man von den Eltern entgegen, aber auf Ehrfurcht, Pietät und Dankbarkeit nach ihrem Tode dürfen sie kaum rechnen. Da beschämt vielleicht ein kleiner Hund diese Undankbaren, der in Dankbarkeit nicht mehr weicht vom frischen Grabhügel seines Herrn. Und Menschen, die lieben können und sollen, können so lieblos sein und so gründlich vergessen! Gott gebe, daß wir nicht zu jenen Lieblosen und Unbarmherzigen gehören, die die Armen Seelen im ihrem feurigen Kerker ohne jede Hilfe lassen. Bedenken wir: Auch für uns naht mit jedem Pendelschlag der Uhr immer mehr jener Augenblick, in welchem wir selbst dem göttlichen Richter gegenüberstehen werden. Wehe dann jenen, die keine Barmherzigkeit geübt – denn auch sie werden keine Barmherzigkeit finden!

 

Mit priesterlichem Segen

Abbé Busse
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