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Geistliches Wort im März 2012

Der Ausblick auf den Himmel, ein Ansporn zur Erfüllung des Fastengebotes

 

Diejenigen, die die Fastenzeit so halten, wie sie gehalten werden soll, mögen sich manchmal denken, daß es doch eine recht lange Zeit sei. Enthaltsamkeit und Abbruch beobachten, manchen weltlichen Lustbarkeiten entsagen, früh morgens etwas früher aufstehen und in die heilige Messe gehen, wie es viele tun, und andere ähnliche Dinge werden dem natürlichen Menschen schon nach einigen Tagen lästig. Ich bin sicher, viele sind froh, daß nicht das ganze Jahr Fastenzeit ist, und die Zeit herbeisehnen, daß sie vorbei ist. Manchmal kann man beobachten, daß gegen Ende der Fastenzeit der Besuch der täglichen heiligen Messe immer mehr abnimmt, und daß nur wenige die Enthaltsamkeit und den Abbruch noch in der Karwoche üben.

Vielleicht sind einige geneigt zu sagen: "Wozu hat die Kirche die Fastenzeit überhaupt eingesetzt? Wir könnten ja gute Christen sein auch ohne sie und unsere Seele auf andere Weise retten." Wenn man aber weiter darüber nachdenkt, so wird man bald ganz gut begreifen, warum die Fastenzeit eingesetzt worden ist. Ihr werdet erkennen, daß wir unsere Seele nicht retten können, wenn wir uns nicht der Sünde enthalten, daß wir uns aber der Sünde wahrscheinlich nicht enthalten werden, wenn wir nicht gelernt haben, uns auch hie und da von erlaubten und angenehmen Dingen zu enthalten. Ihr werdet auch erkennen, daß wir nicht in den Himmel kommen können, ohne Buße für unsere Sünden getan zu haben, und daß es besser ist, hier auf Erden dafür Buße zu tun, als einst im Fegfeuer. Wir wissen, daß die meisten Menschen keine andere Buße tun wollen als die, welche von der Kirche vorgeschrieben ist. Daraus kann man erkennen, warum die Kirche sie eingesetzt hat.

Sie hat sie eingesetzt, damit wir früher und sicherer in den Himmel kommen. Der Gedanke: jede gut gehaltene Fastenzeit bringt mich dem Himmel ein Stück näher, der Himmel ist der Lohn für Buße und Abtötung, sollte uns zur Ermunterung dienen. Um diesen Gedanken an den Himmel in uns zu erwecken, läßt auch die Kirche gerade mitten in der Fastenzeit das Evangelium von der Verklärung Jesu den Priester beim hl. Opfer lesen. Jesus nahm den Petrus, Jakobus und Johannes mit sich auf den Berg Tabor und zeigte sich ihnen hier in seiner Herrlichkeit. Er erfüllte dadurch ihre Herzen mit neuem Mut und Vertrauen zu ihm und mit einem festen Glauben, daß es gut sei, ihm zu folgen, sei es auch durch Leiden und Not, durch Entbehrung und Verfolgung, daß es gut sei wegen des ewigen Lebens, das sie dafür erwarte und das ihnen durch die Verklärung Jesu verbürgt war, wenn sie auch noch nicht genau wußten, wann es ihnen zuteil werden und worin es bestehen werde.

Sie mochten wohl glauben, daß es ihnen schon auf dieser Welt bevorstehe; daß ihr Herr und Meister mit jener Macht und Herrlichkeit auftreten werde, die sie auf Tabor an ihm erblickten, daß er alle seine Feinde niederwerfen und als ein gewaltiger König auf Erden herrschen werde. Wir wissen es, oder sollten es wissen, daß dies nicht in dieser Welt der Fall sein wird, aber wir wissen auch, daß die Zeit der Seligkeit kommen wird, und daß sie weit größer sein wird, als sie je in dieser Welt sein kann.

Darum sollten wir uns durch diesen Gedanken noch weit mehr ermutigen lassen als die heiligen Apostel, besonders wenn wir bedenken, wie wenig das ist, was wir zu leiden haben, im Vergleich zu dem, was jene erdulden mußten. Wir brauchen nicht auf dem nackten Erdboden zu schlafen oder uns von Weizenkörnern ernähren, die wir von den Halmen auf den Feldern sammeln, wie jene es manchmal mußten. Wir werden bei unserem Tode nicht wie jene auf ein Leben voller beschwerlicher Reisen zurückzublicken haben, auf denen wir von einer Stadt in die andere getrieben, verhöhnt und geschlagen und zuletzt grausam getötet wurden. Wir werden wohl – allgemein gesprochen – ein ziemlich leichtes Leben gehabt haben. Wir werden wahrscheinlich nicht verhungern und erfrieren, niemand wird uns verfolgen; wir werden wohl eine Wohnung und ein Bett zum Sterben haben. Unser "Leiden in der Fastenzeit" hat also nicht viel zu bedeuten. Es besteht darin, daß wir an wenigen Tagen anstatt Fleisch eine Fastenspeise genießen, uns etwas Abbruch bei den gewöhnlichen Speisen tun und dafür einen guten Appetit bekommen, daß wir ein bißchen weniger schlafen und in unserer Bequemlichkeit ein wenig gestört werden. Ist das denn gar so viel? Wenn wir daran dächten, daß uns diese kleinen Übungen der Frömmigkeit im Himmel so reichlich bezahlt werden sollen, würden wir eher wünschen, daß die Fastenzeit noch etwas länger dauern möchte als vierzig Tage.

 

Abbé Busse
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