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Geistliches Wort im September 2013

Mannestugend im Licht der Eucharistie

Klugheit

"Brannte nicht unser Herz, als er unterwegs mit uns redete und uns die Schrift erschloß?" (Lk 24,32)

Die ganze Christenheit freut sich in vielen Tagen der Auferstehung des Herrn. Im Geiste wollen wir heute die beiden Emmausjünger begleiten und von ihnen Klugheit lernen. Auf dem Wege nach Emmaus besitzen sie die Tugend der Klugheit noch nicht. Der auferstandene Heiland muß sie sogar als Toren, als Unverständige (Lk 24,25) bezeichnen. Dann aber lernen sie aus seinem Mund die Lehren der Klugheit, gehen sie in seiner Kraft die Wege der Klugheit. Dabei ist für unsere Kommunionfeier von Bedeutung, daß ihnen erst beim eucharistischen Mahl in Emmaus die Augen aufgetan wurden und sie den Herrn beim Brotbrechen erkannten. Im Anschluß daran halten wir heute eine Betrachtung über die christliche Klugheit und erwägen drei Punkte:

I. den Lehrmeister der Klugheit
II. die Lehren der Klugheit
III. die Wege der Klugheit.

Möge auch unser Herz brennen, wenn jetzt Gottes Wort und nachher Gottes Sohn darin Einkehr halten.

Der Lehrmeister der Klugheit

Nachdem der Messias tot und mit ihm ihre Hoffung gestorben war, hätten sich die Jünger andere Lehrmeister wählen können, etwa die römerfreundlichen Herodianer oder die nationalistischen Pharisäer oder gar die genußfrohen Sadduzäer, die an seine Auferstehung glaubten (Mt 22). Aber die beiden Jünger dachten gar nicht daran, ihr Herz gehörte dem toten Meister. Und schon gestellte sich ihnen der Auferstandene unerkannt bei. Er ging mit ihnen und wurde ihr Lehrer. Er hielt Einkehr unter ihrem Dach. Er saß mit ihnen zu Tisch, er nahm das Brot, segnete es, brach es und reichte es ihnen; da wurden ihre Augen aufgetan, und sie erkannten ihn, den Lehrer der Wahrheit.

Wenige Tage vorher hatte derselbe Lehrer der Wahrheit seinen Jüngern geoffenbart: Er werden falsche Christus und falsche Propheten auftreten und große Zeichen und Wunder wirken, so daß sie womöglich selbst die Auserwählten irreführen (Mt 24,24). Lauft ihnen nicht nach (Lk 21,8)! – Ach wieviele falsche Propheten sind im Lauf der Jahrhunderte aufgetreten und haben ganze Länder von der Kirche Christi losgerissen; ganze Völker sind ihnen nachgelaufen. Hat nicht gerade unsere Zeit das traurige Vorrecht, Kampfplatz der widerspruchvollsten Irrlehrer, Unkrautader des blühenden Unsinns zu sein? Da ist es erschütternd, im zweiten Timotheusbrief auf die Paulusworte zu stoßen: es kommt eine Zeit, da man die gesunde Lehre unerträglich findet und aus Verlangen nach Ehrentiteln nach eigenem Sinn sich Lehrer über Lehrer verschafft. Von der Wahrheit wird man das Ohr abwenden und sich Fabeleien zuwenden (4,3 f.). Sind mit diesem Prophetenwort des Völkerapostels nicht auch der Sozialismus, Kommunismus und Rechtsradikalismus getroffen, die sich alle drei als neuer Heiland ausgeben und doch nur die gesunde Lehre verachten, Fabeleien vortragen? Und das betrogene, törichte Volk?

Und wir? O Herr, zu wem sollen wir gehen? Wir glauben und wissen, daß du Christus, der Sohn Gottes, bist (Joh 6,68). Du bist unser Lehrer. Du hast Deine heilige Kirche gestiftet und sie mit der Fortführung deines Lehramtes beauftragt; so sei also die Kirche im religiösen und sittlichen Leben unsre unfehlbare Lehrerin. Du hast, o Herr, in deiner Kirche Priester und Bischöfe bestellt; wir hören niemand anders als dich, wenn wir auf deine Stellvertreter hören, du Lehrer der Wahrheit!

Lehren der Klugheit

Toren, Unverständige hat Jesus die beiden Jünger genannt. Was tut er, um sie von ihrer Torheit zu heilen, um sie mit dem Licht der Klugheit zu erfüllen? Er legt ihnen, von Moses angefangen, die ganze Heilige Schrift aus, soweit Sie vom Messiasleiden und von der Messiasherrlichkeit handelt. "Mußte nicht Christus leiden, um so in seine Herrlichkeit einzugehen?"

Mußte also, wenn du, lieber katholischer Mann, Jünger Christi sein willst, mußt nicht auch du mit Christus leiden, wenn du mit Christus triumphieren willst? Möchte doch in all deinen Gedanken, Berechnungen, Unternehmungen, in deinem ganzen Lebenswerk die Herrlichkeit des Himmels die ausschlaggebende Rolle spielen! Möchte dir doch bei allem dein ewiges Ziel vor Augen stehen! Dann bist du im Besitz der wahren Klugheit, weil dein gesamtes Leben ein Ziel und einen Sinn hat! Vielleicht haltet ihr mir entgegen: das Leben ist gegenwärtig so verworren, daß es schwer ist, bei allem das letzte Ziel zu bedenken, in allem klug zu handeln! – Ich weiß es, liebe katholische Männer; da müssen wir also mit David flehen, illumina tenebras meas – mein Gott, erhelle meine Finsternis (Ps 17,29)! und mit dem Blinden am Wege: Herr, gib daß ich sehend werde (Lk 18,41) Gott läßt uns nicht im Finstern tappen, in Blindheit verkommen, Er gab uns den Verstand und das Gewissen – er gab in der heiligmachenden Gnade den Abglanz seiner Göttlichkeit, und mit der Gnade hat er uns auch die Tugend der Klugheit eingegossen. So ausgerüstet finden wir den Weg zum Ziel, auch wenn Karfreitagsnacht jede Hoffnung auf einen Ostermorgen ersticken möchte.

Aber da höre ich die Klugheit des Fleisches (Röm 8,6) singen: "Kurz und verdrießlich ist unser Leben; darum kommt, laßt uns die Gegenwartsgüter genießen; mit Rosen wollen wir uns bekränzen, eh' sie verwelken; keiner von uns gehe leer aus bei unserem Wohlleben, überall wollen wir Zeichen der Lust hinterlassen; denn dies ist unser Anteil und dies unser Los!" – Diese Töne klingen sehr modern; sie sind schon älter als 2000 Jahre und stehen als Lied der Toren im Alten Testament, im Buch der Weisheit (Kap. 2). Schon damals hat es solche Toren gegeben. Der hl. Paulus schreibt von ihnen: obwohl sie Gott erkannten, haben sie ihn nicht als Gott geehrt und gepriesen. Vielmehr verfielen sie mit ihren Gedanken und Nichtigkeiten, und ihr Herz verfinsterte sich. Sie wollten weise sein und sind Toren geworden... Darum gab sie Gott durch Gelüste ihres Herzens der Unlauterkeit preis... Was dann Sankt Paulus von ihrer sittlichen Verkommenheit im Römerbrief weiter erzählt (Kap. 1) wollen wir lieber verschweigen. Nur darüber müßt ihr euch für immer klar sein, liebe katholische Männer: wenn ihr von solchen Toren, von solchen Finsterlingen als dumm und rückständig verschrien werdet, so seid darüber auch nicht einen Augenblick unglücklich und laßt doch keine Menschenfurcht in euch aufkommen! Mit ihrer Verschlagenheit, mit ihren Betrügereien, mit ihrer Raffiniertheit im Lebensgenuß dürft ihr freilich niemals konkurrieren. Gott wird dann einmal darüber entscheiden, auf welcher Seite die Klugen und auf welcher Seite die Toren stehen.

Wege der Klugheit

Die beiden Jünger wären trotz aller Schrifterklärung und Belehrung Toren geblieben, wenn sie die Heilandsworte nur mit dem Verstand aufgenommen, sie aber nicht in die Tat umgesetzt hätten. Aber wie brannte ihr Herz, da er mit ihnen redete! Sie nötigen ihn, bei ihnen zu bleiben. Sie lassen sich von ihm das geheimnisvolle Brot reichen. Sie machen sich noch in derselben Nachtstunde auf den weiten Rückweg nach Jerusalem, um Boten der Auferstehung, Engel des Trostes für die anderen Jünger zu werden.

So muß auch eure Klugheit, liebe Männer, zur Bestätigung drängen. Das Ziel ist es wert. Wenn also die Schlange dich göttergleich hinstellt, um dich aus dem Paradies des Glaubens zu lügen, dann sei klug und zertritt die Schlange! – Wenn der Teufel die Herrlichkeiten der Welt vortäuscht und dich zum Götzendienst des Fleisches, der Augen, der Lebenshoffart lockt, dann sei klug und beuge nur vor Gott das Knie! – Wenn Judas deinen Glauben, deine Kirche, deinen Heiland verraten heißt – und wie viele lassen unerlaubte Ehen ihrer Kinder zu, unterstützen kirchenfeindliche Organisationen, unchristliche Gewerkschaften und Vereine, farblose Tageszeitungen, gottlose Blätter –, dann sei klug und denke an das Ende der Verräters und an dein eigenes Ende! – Wenn Leichtsinn bei der Erziehung der Kinder einreißen möchte, als ob ihre Seele ohne religiöse Erziehung, ohne dein religiöses Beispiel bleiben dürfte, dann sei klug und wisse, daß nur ein törichter Mann sein Haus auf Sand als sicheres Opfer der Stürme baut! – Wenn dich in der Wüste des Lebens Überdruß gegen das Manna auf unseren Altären überkommt, Müdigkeit am Ölberg überfällt, dann sei klug und höre auf Petrus, der mahnt: Brüder, seid klug und wachet im Gebete (Petr 4,7)! Höre auf Christus, der warnt: wenn ihr nicht davon esset, werdet ihr das Leben nicht haben! – Wenn diese sieben Hauptleidenschaften die Sünde schön und die Tugend schwer erscheinen lassen, dann schau im Abgrund die Hölle lodern und droben den Himmel leuchten, sei klug und wähle die enge Pforte, den schmalen Weg, der zum Leben führt (Mt 8,13).

Und das Gericht über Torheit und Klugheit? Sankt Paulus verkündet es, wenn er an die Römer schreibt: Die Klugheit des Fleisches bedeutet Tod, die Klugheit des Geistes aber Leben und Frieden (8,6). Jener reiche Mann im Evangelium war ein geschäftskluger Landwirt, ein großzügiger Unternehmer, ein vollendeter Lebemann; Gott aber sprach zu ihm: Du Tor! In dieser Nacht noch wird man deine Seele von dir fordern, und was du zusammengerafft, wessen wird es sein? Du Tor! (Lk 12) Wenn aber einst der Jüngste Tag anbricht und die unwiderrufliche Scheidung bringt, dann werden die Gottlosen vor Angst des Geistes seufzen: Diese sind's, die wir einst verlachten und mit schimpflichen Reden verhöhnten. Wir Toren hielten ihr Leben für Unsinn und ihr Ende für ehrlos. Seht, wie sie nun unter die Kinder Gottes gezählt sind ihr Anteil unter den Heiligen ist (Weish 5). – Wie sagt doch Paulus? "Leben und Frieden bedeutet Klugheit des Geistes, die Klugheit des Fleisches aber Tod!"

O Jesus, du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Du willst jetzt diesen Männer wie einst in Emmaus das Brot brechen. O bleibe bei ihnen, wenn die Nacht der Torheit ihre Seele verfinstern will. Zeige ihnen deine Wege, o Herr, und deine Pfade lehre sie (Ps 24,4)! Berufe sie durch deine Eucharistie zu apostolischen Jüngern, daß sie in der Familie und im öffentlichen Leben mit klugem Verstand und mit brennendem Herzen deine Sache vertreten. Laß sie die großen Lebensweisheiten vom Karfreitag und Ostermorgen erfassen: daß sie durch Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen!

 

Amen.

 

Abbé Busse
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