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Geistliches Wort im November 2009
Schild der actio spes unica
 

Der hl. Karl Borromäus, Kardinal und Erzbischof von Mailand (1583-1584)

 

Zu den großen Heiligen, welche im 16. Jahrhundert die Kirche Gottes zierten, gehört auch der hl. Karl Borromäus. Er war geboren im Jahre 1538 aus dem angesehenen Geschlechte der Grafen von Borromeo auf dem Schlosse Arona in der Lombardei. Schon früh zeigte er einen frommen Sinn. Papst Pius IV, sein Oheim, ernannte ihn daher, als er kaum in das Mannesalter getreten, zum Kardinal und zum Erzbischof von Mailand. Als solcher führte er, wie auch früher bereits, ein Leben der Abtötung, des Gebetes und des Seeleneifers. Besonders segensreich wirkte er, indem er durch Ausführung der Beschlüsse des Trienter Konzils eine wahre Reformation seiner Kirche bewerkstelligte; mit großer Liebe sorgte er für seine Herde, namentlich zur Zeit der Pest in Mailand. Endlich, im Jahre 1584, bei Anbruch der Nacht vom 3. auf den 4. November, starb er, nachdem er kurz zuvor mit innigster Andacht die heiligen Sterbesakramente empfangen hatte. Im Augenblick des Todes sprach er die Worte: "Ecce venio", "Siehe, ich komme".

1. Punkt: Der Geist der Abtötung

Schon früh war der hl. Karl der Welt abgestorben. Als junger Mensch auf der Universität zu Pavia führte er ein ganz eingezogenes Leben. Später, nachdem er Kardinal geworden, mußte er zwar äußerlich mit Glanz auftreten. Jedoch in welchem Geiste er dieses tat, zeigen die Worte, welche er einst an den hl. Bartholomäus von den Martyrern, Erzbischof von Brager, richtete: "Schon lange bitte ich den Herrn mit allem mir möglichen Eifer, daß er mich über den Zustand erleuchte, in dem ich mich befinde. Ihr sehet meine Lage. Unzählige Gefahren umgeben mich; allein ich kenne sie noch nicht alle. Was soll ich in diesem meinem Alter tun, ohne Erfahrung, ohne andern Beistand als das Verlangen, die Gnade Gottes zu erhalten? Ich fühle in mir eine große Liebe zur Buße; ich bin entschlossen, mein Heil allen Dingen vorzuziehen; ich denke zuweilen, meine Ketten zu zerbrechen, mich in ein Kloster zurückzuziehen und da zu leben, als wenn nur Gott und ich in der Welt wären."

In der Leichenrede über unsern Heiligen konnte der Bischof von Asti sagen: "Von seinen Einkünften verwendete er nur so viel zu seinem Gebrauche, als er bedurfte, ein wenig Brot und Wasser für seine Nahrung und ein wenig Stroh für seine Lagerstätte zu kaufen. Als ich ihn auf seinem Besuche des Tales Mefolcina, einer äußerst kalten Gegend, begleitete, fand ich ihn während der Nacht im Studium begriffen, eingehüllt in ein einfaches schwarzes und schon zerrissenes Kleid. Ich stellte ihm vor, er setzte sich, wofern er sich nicht besser bedecke, der Gefahr aus, an Erkältung zu sterben. Er antwortete mir aber lächelnd: Was wollt Ihr, da ich keinen andern Rock habe? Der, welchen ich des Tages trage, gehört der Kardinalswürde; dieser aber ist mein, und ich habe keine andern, weder für den Winter noch für den Sommer."

Bei einer andern Gelegenheit äußerte er: "Das beste Mittel das Bett nicht kalt zu finden, ist, wenn man sich kälter, als das Bett ist, niederlegt".

Bin ich ebenso abgetötet, ebenso mit allem zufrieden wie der hl. Karl?

Nicht zwar ist es einem jeden geraten, gerade dieselben Strengheiten zu üben wie unser Heiliger. Aber was alle nachahmen sollen, das ist seine Liebe zur Abtötung. Ein jeder möge diese Tugend üben, wie es gerade für ihn angemessen ist und wie der Beichtvater es ihm gestattet.

2. Punkt: Der Geist des Gebetes

Derart von den irdischen Dingen losgeschält, mußte die Seele des hl. Karl im Gebete sich von selbst gleichsam mit Gott vereinigen, und wie die Blume zur Sonne, so zu Gott hinstreben. Schon auf der Universität empfing er jede Woche die heilige Kommunion. Später widmete er, sogar unter den dringendsten Geschäften, eine bedeutende Zeit dem Gebete, und in der letzten Zeit seines Lebens hielt er täglich zwei Betrachtungen von je einer Stunde.

In dieser Weise mußte er wahrhaft vom Geiste Gottes durchdrungen werden. Und wie sehr er dieses ward, zeigten die Worte, die von seinen Lippen strömten. Ein Priester, der vielfach in seiner Umgebung sich aufhielt, erklärte: "Ich war so lebhaft ergriffen, sowohl von den herrlichen Dingen, die er sagte, als von der Kraft, mit welcher er sie sagte, daß ich mir alle Mühe gab, seine Art und seinen Vortrag mir anzueignen; allein dies war nicht möglich; ich verlor bald den heiligen Redner aus den Augen, so sehr war ich von den großen Wahrheiten entzückt, die er vortrug; seine Reden, obgleich lang, schienen mir doch zu kurz, und ich war immer unzufrieden, wenn er endigte.

Dieser Geist des Gebetes verlieh dem hl. Karl den Freimut, sogar an den sterbenden Papst die Worte zu richten: "Was ich von Euch begehre, ist, daß Ihr die kurze Zeit, die Ihr noch zu leben habt, benutzet; daß Ihr nicht mehr an irdische Dinge denket, sondern Euch nur mit Eurer Heilsangelegenheit beschäftigt und Euch soviel als möglich zur Reife in die Ewigkeit vorbereitet."

Wie steht es bei mir mit dem Geist des Gebetes? Bin ich in ähnlicher Weise von den übernatürlichen Wahrheiten durchdrungen? Wende ich die Mittel an, es zu werden?

3. Punkt: Der Geist des Seeleneifers

Aus diesem Geist des Gebetes mußte der Geist eines glühenden Seeleneifers hervorquellen. Und so geschah es. Unermüdlich schaffte der Heilige, sowohl für die ganze Kirche als besonders für sein Bistum. Mit großem Erfolg arbeitete er an der Durchführung der heilsamen Beschlüsse des Konzils von Trient; so durch Abfassung des berühmten römischen Katechismus, durch Abhaltung mehrerer Provinzialkonzilien, durch Errichtung vieler Seminare, Klöster und anderer kirchlichen Anstalten und durch Bereisung seines Bistums. Eine gänzliche Umwandlung des letzteren war die Frucht seiner Arbeit. Endlich scheute er sich nicht, als guter Hirt sein Leben für seine Schafe zu lassen. Die Pest, welche über Mailand hereinbrach, fand ihn an seinem Posten. Mit Gefahr seines Lebens bot er alles auf, die geistliche und leibliche Not seiner Herde zu lindern.

Nicht lange nachher berief Gott ihn ab vom Schauplatz seines Wirkens. Aber es war kein geringerer als der Statthalter Christi selbst, welcher ihm in der Heiligsprechungsbulle folgendes Zeugnis ausstellte:

"Unser Herr, der allein die großen Wunder wirkt, hat erst jetzt wieder mit uns Großes getan, und auf der Burg des apostolischen Felsens ein großes Licht durch das wundervolle Werk seiner Gnadenspendung aufzurichten beschlossen, indem er aus dem Schoße der hochheiligen römischen Kirche sich gewählt – Karl, einem treuen Priester, einen guten Knecht, zum Vorbild der Hirten, zum Beispiel für die Herde... Einen Mann, dem die Welt so sehr schmeichelte, der ihr aber gekreuzigt war, der im Geiste nur lebte, das Irdische unter die Füße tragt, beständig nur das Himmlische betrieb, und der dem Amte nach zu einem Engel gesetzt war, aber auch durch Geist und Tat auf Erden das Leben eines Engels eifrig nachahmte."

Angesichts dieser hohen Tugenden des hl. Karl erwägen wir bei uns, in welcher Weise wir im Kleinen ihm nacheifern können; fassen wir dann jene Entschlüsse, welche gerade für unsere Lage die geeigneten sind.

Wenden wir uns an den hl. Karl, er wolle auch für uns von Gott seinen Geist erbitten; wir wenden uns an Christus selbst, daß er diesen Geist uns gebe.

 

Mit priesterlichem Segensgruß

Abbé Oliver E. Busse