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Geistliches Wort im Februar 2011
Schild der actio spes unica
 

Zum Fest Mariä Lichtmeß
Christus, das Licht der Welt

 

Christus selbst hat sich bezeichnet als das Licht der Welt. Er ist vom Vater als das Licht vom Licht in die Finsternis der gottentfernten Welt hineingestellt worden. Durch drei lange Jahre öffentlicher Lehrtätigkeit hat das Licht Christus sein Gottleuchten in die Welt gestrahlt; durch drei Jahre täglichen Helfens, Heilens, Liebeschenkens hat das Licht Christus die Wärme göttlicher Liebe ausgeströmt. Und welches war der Erfolg? Sind die Menschen, die aus Finsternis und Todesschatten kamen, nicht in großen Scharen dem Licht göttlicher Wahrheit nachgegangen? Wenn wir an die großen Volksscharen denken, die in der Wüste ihm gefolgt sind, wenn wir an die Zahl der 5000 denken, dann möchten wir gerne die Frage bejahen. Wenn wir aber an das ganze Volk Israel denken, dann werden selbst die großen Scharen unbedeutend und klein. Und noch kleiner wird die Zahl derer, die dem Lichte Christus die ganze Durchhellung ihres Seins danken; die, einmal in seinen Lichtkreis getreten, bei ihm ausharren. Wie klein ist doch die Zahl der Treuen, als der äußere Glanz am Karfreitag verlöscht und nur die innere Sonne seines Gottseins leuchtet.

Der hl. Johannes hat die unentwirrbare Tragik des Lichtes Christus in kurzen Sätzen hingestellt. Das Licht leuchtet in der Finsternis. Aber die Finsternis hat es nicht erkannt. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Hier ist nicht ein schuldloses Nichtsehen gemeint. Nein, hier wird die schlimmste Schuld, die überhaupt möglich ist, konstatiert. Das Licht leuchtete, ringsum war Finsternis. Mitten in dieser Welt leuchtet hell das Licht. Und sie sahen das Licht; aber sie gingen fort und taten so, als hätten sie das Licht nie gesehen. Sie haßten das Licht, weil sie dunkel waren und dunkel bleiben wollten. Sie spürten die Wärme seiner Liebe, aber sie waren selbst kalt und wollten kalt in sich bleiben. – Das Licht Christus leuchtet, daß jeder es sehen kann, aber es zwingt nicht zum Bleiben im Lichte. So wird das Licht Christus, das drei Jahre im kleinen Palästina geleuchtet, in die Welt gestellt, daß die Heiden es sehen und Erkenntnis und Liebe empfangen. Israel als Volk hat das Licht verworfen. Die einzelnen sind Ausnahme. Diesen wird gegeben, Kinder Gottes zu sein, Licht Christi wie eine Fackel zu tragen, Liebe Christi wie einen Brand in die Erde zu werfen. In Europa dringt das Licht zu allen Völkern. In langsamer Durchdringung wird die Finsternis des Heidentums durchleuchtet und durchwärmt. Die einzelnen sind die Ausnahme.

Wie ist es heute? – Christus ist noch immer als das Licht der Welt die große Entscheidung für Völker und einzelne. Mit unverminderter Kraft steht Christus als Licht und Liebe in der Welt, gesetzt zur großen Entscheidung. Die Schuld ist nicht kleiner geworden; nein, sie ist gewachsen. Die Jahrhunderte geben Zeugnis von dem Licht; die Geschichte des Abendlandes ist die Geschichte des Lichtes Christus, wie es hineingenommen wird in die einzelnen und in die Völker, wie es verschmäht wird und beiseite gestellt wird. In den einzelnen mag die Leuchtkraft Christi und die Wärme seiner Liebe noch wirksam sein. In den großen öffentlichen Bereichen wird Christus als das Licht der Welt weithin ignoriert, wenn nicht bekämpft.

Können wir an dieser Tragik etwas ändern? – Wir müssen bei uns anfangen. Das Licht Christi muß hineinleuchten in uns. Unsere Augen sind durch so viel Talmiglanz gefangen, daß sie oft das lebendige Licht nicht unterscheiden vom toten. Wir müssen die vielen Verkrustungen unserer Seele auflockern, damit der Liebestrahl Christi unser Herz wieder merklich entzünde. In der Taufe ist uns die brennende Kerze überreicht worden; ein Zeichen für das Licht Christi, das in unsere Seele gegeben worden ist; bei der ersten heiligen Kommunion haben wir die brennende Kerze getragen: Christus unser Licht! Leuchtet das Tauflicht und die Kommunionkerze noch?

Christus ist und bleibt das Licht der Welt! Es leuchtet in die Finsternis, auch in die unsere. Wehe uns, wenn wir unter das Urteil fallen, daß wir die Finsternis mehr geliebt haben als das Licht.

 

Abbé Busse