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Geistliches Wort im Mai 2012
Schild der actio spes unica
 

Die Herrlichkeit und Freude des Himmels
"Ich sage euch die Wahrheit, es ist euch gut, daß ich hingehe... Aber ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude wird niemand von euch nehmen." Joh 16;7,22

 

Wir alle wissen, was das für ein Ort ist, von dem der göttliche Heiland sagt, daß er bald hingehen werde. Er sollte bald seine Jünger verlassen und in den Himmel auffahren. Wir alle hoffen, einmal an diesen Ort zu gelangen und ihn dort wiederzusehen, wo sich unser Herz, wie der Heiland im weiteren Verlauf seiner Abschiedsreden spricht, freuen wird, und niemand wird uns diese Freude nehmen.

Drei Freuden sind es, welche die Seligkeit des Himmels ausmachen werden. Erstens, wir werden getröstet werden; zweitens, unser Verlangen nach Glückseligkeit wird gesättigt werden, und drittens, wir werden Gott anschauen.

Wir werden getröstet werden für all das Schlimme, welches wir auf Erden erduldet haben. Oft haben wir heftig zu kämpfen gegen die Welt, das Fleisch und den Teufel und empfangen in diesem Kampfe gar manche schwere Wunde an Geist und Herz. Dann haben wir wieder Krankheit auszustehen, manchen bitteren Schmerz zu erdulden, manche schwere Versuchung zu bestehen. Wenn wir einmal im Himmel sein werden, werden wir für all das getröstet werden. Unsere Wunden werden geheilt, unsere Sünden vergeben, unsere Herzen gestärkt sein. Dann werden wir die Früchte unserer Bußwerke genießen, dann werden wir gelabt werden nach der Last und Hitze dieses Lebens. Er, der seine Herde leitet wie ein Hirte und die müden Lämmer auf seinen Schultern trägt, er wird zu uns kommen. Er wird uns in seine heiligen Arme schließen, und wir werden da ausruhen für ewig.

Wir werden ferner mit Glückseligkeit gesättigt werden. Jeder Mensch trägt in sich das Verlangen, glücklich zu sein, kann aber nie ganz glücklich werden. Wir sind es einigermaßen, wenn wir an dem Orte sind, wohin wir uns gesehnt haben, bei den Personen, mit denen wir gerne umgehen, wenn wir das haben, was wir uns schon lange wünschten. Alles das jedoch kann unseren Durst nach Glückseligkeit nicht gänzlich stillen. Wir müssen alle diese Dinge, in denen wir Befiedigung finden, entweder selbst verlassen, oder sie verlassen uns. Im Himmel jedoch werden wir alle Schönheit der Erde genießen, nur in unendlich höherem Maße. Da werden wir alles haben, was wir uns nur wünschen können, und werden es besitzen ohne Furcht, daß es sich verändern, oder daß wir es verlieren könnten. Wir werden hier alle Seligkeit genießen, die nur je ein Mensch auf Erden genossen hat. Die süßeste Lust, die die Heiligen in ihren Verzückungen und bei ihrem Gebete gefühlt haben, werden wir empfinden und noch weit mehr. Hier auf Erden gibt es immer etwas, das uns stört, etwas, das uns ruhelos und unzufrieden macht. Dort aber wird alles unsere höchsten Hoffnungen, unsere kühnsten Wünsche übertreffen – mit einem Wort: im Himmel und nur im Himmel werden wir mit Glückseligkeit gesättigt werden.

Endlich aber kommt die größte aller Freuden, die Anschauung Gottes. Wir werden ihn sehen von Angesicht zu Angesicht. Wir werden seine Wissenschaft schauen und seine ewige Herrlichkeit. Ja, meine Lieben, diese unsere Augen, die schon so manche Träne vergossen haben, sie werden Gott schauen. Diese unsere Augen, so müde vom sehnsüchtigen Aufblick zum Himmel, so traurig vom Anblick dieser Welt, so erschreckt vom Hinabblick zur Hölle, diese Augen werden Gott schauen. Wir werden die Herrlichkeit seiner Heiligen, wir werden Jesus, Maria und Joseph schauen. Was ist der Anblick der höchsten Herrlichkeiten dieser Welt gegen die unsägliche Wonne dieses Schauens! Ich kann es euch nicht anders beschreiben als mit den Worten des heiligen Paulus: "Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben." (1. Kor. 2,9)

Solche Freuden warten unser. Jedes getaufte Glied des geheimnisvollen Leibes Christi hat ein Recht, in diesem Lande des Friedens einmal zu wohnen. Daß doch niemand von uns den Weg dahin verfehlte! Damit dies nicht geschehe, laßt uns den Bannerträger nicht aus dem Auge verlieren, der an unserer Spitze schreitet. Das Banner, das er trägt, ist das Kreuz. Gewiß, wir alle wollen in den Himmel kommen, und wir könnten dahin kommen. Nur ein Ding gibt es, das uns davon ausschließt, die Todsünde. Belasten wir unsere Seele mit einer einzigen schweren Sünde, mit einer einzigen schweren Übertretung des göttlichen Gesetzes und sterben wir in derselben unbußfertig, so sind wir für ewig ausgeschlossen von der himmlischen Tröstung, von der ewigen Glückseligkeit, von der Anschauung Gottes. Darum laßt uns auf dem schmalen Wege, auf dem Kreuzwege wandeln hier auf Erden. Laßt uns treue Kinder der heiligen römisch-katholischen Kirche sein, damit wir einmal, wenn wir diese armselige, sündhafte Welt verlassen müssen, aufgenommen werden in die Heimat der ewigen Freude, des ewigen Friedens.

 

Abbé Busse