Schild der actio spes unica
actio spes unica Pfarrer Milch St. Athanasius Bildungswerk Aktuell

Rundbrief vom 19. März 1982

Meine lieben Brüder und Schwestern in der actio spes unica!

 

Im 18. Kapitel des 1. Buches der Könige im Alten Testament heißt es: "Elias sprach: '... Versammle ganz Israel zu mir auf dem Berge Karmel, auch die 450 Baalspropheten und die 400 Propheten der Fruchtbarkeitsgöttin, die vom Tische Isebels essen!'... weiter sprach er: 'Man gebe uns zwei Stiere; sie sollen einen Stier wählen, ihn zerteilen und ihn auf die Holzscheite legen, ohne Feuer anzuzünden. Ich aber werde den andern Stier herrichten und auf die Holzscheite legen und das Feuer ebenfalls nicht anzünden, Dann ruft den Namen eures Gottes an, und ich werde den Namen des Herrn anrufen... wählt euch einen Stier und schlachtet ihn zuerst, denn ihr seid ja in der Überzahl. Dann ruft den Namen eures Gottes an..." –

Das war also eine "Ko-Existenz" – eine Koexistenz, ein Nebeneinander-Existieren eigener Art. Sehr dramatisch, schauererregend, erhabenen Wunders, mit schrecklichem Ende für die Baalspriester und die Priester (=Propheten) der Fruchtbarkeitsgöttin! –

In stillerer Manier, mit höflicher Zartheit, souveräner Ironie, mit dem göttlichen Lächeln, das Abstand verrät, tut unser Hochwürdigster Herr Erzbischof genau dasselbe.

Die Situation, die er heute vorfindet, ist der des Elias ähnlich, wenn auch nicht deckungsgleich. Bei Elias galt es, das Volk zum wahren Gotte Israels zurückzurufen und durch die Inszenierung einer scheinbaren Koexistenz von der falschen Koexistenz zu lösen und zu erlösen. Beim Erzbischof gilt es, das Volk zur Mitte der gottmenschlichen Offenbarung, zur Fülle der katholischen Wahrheit und Wirklichkeit zurückzurufen und die katholische Wirklichkeit vom satanischen Vorzeichen zu lösen und zu erlösen, das vor sie gesetzt wird – und eben auch durch die Zulassung einer scheinbaren Koexistenz von der falschen Koexistenz wegzuführen.

"Bist Du der Bischof von Essen (Paderborn, Münster etc.), so bist Du als Bischof unlösbar mit dem vereint, identisch, worum es uns, den treugebliebenen Katholiken, geht. Was hindert uns, Dich als Bischof anzuerkennen und uns Dir zu unterwerfen?! — Bist Du der Heilige Vater – wir sind Dir in tiefster Treue ergeben, niemand mehr denn wir, denn was Dich als Papst konstituiert, bestimmt, gerade dies findet uns als innigst und ewig dafür Verschworene. Du genehmigst viele Experimente; wie wär's, wenn Du einmal das katholische Experiment genehmigen würdest?! – Wir sind zur Koexistenz bereit! Jawohl – mehr wollen wir gar nicht. Dann laßt uns zusehen!!!" –

So nicht wörtlich. Er sagt es mit nachgerade himmlischer Demut, mit der Heiterkeit des Zeitlosen; er befindet sich in absoluter Sicherheit. Und die bösen Feinde mitten im Sitze der Macht verstehen ihn sehr wohl und entbrennen in Haß. Die Teufel empfinden alles, was er sagt, als "göttliche Infamie". Keinen Schritt weicht er zurück. Er gibt nicht nach – um keinen Preis. Er widersteht tausend Verlockungen. Und immer wieder klingt es durch – unüberhörbar: "Ihr verlangt Gehorsam? Hier habt Ihr ihn. Ihr meint doch den katholischen Gehorsam. Oder? ..." –

Wissen Sie, meine Freunde, ich bin deutscher Patriot. Gerade darum aber kenne ich die Gefahren unseres Nationalcharakters. Bei den antiprogressistischen Verdächtigern unseres Erzbischofs, die sich eigentlich und nach Gottes heiligem Willen unter dem Banner des großen bischöflichen Bekenners finden sollten, bei diesen mittlerweile zu Hassern geratenen Verdächtigern, die von 'Verrat' faseln, kommt eine sehr negative Seite unseres Volkscharakters zum Vorschein – die platsch-plumpe, allzu direkte, undifferenzierte Logik. Ein Spötter hat diesen typisch "teutschen" Fehler einmal mit den Worten bezeichnete "Dampf, Kampf, Krampf, Kraft, Saft!" Davon ist auch die scheinbare 'Eleganz' ewig unreifer Schmetterlingsseelen betroffen, die mit geistreichelnder Koketterie von Monseigneur Lefebvre zu Père Barbara und zurück flattern. Betroffen davon ist die von tiefem geistigem Abstieg heimgesuchte "Einsicht" mit ihrem verbissenen Kreis, der mittlerweile mit pöbelhaften Unwahrheiten arbeitet; betroffen davon ein großer Teil der SAKA. Beten wir für sie alle, denn sie begeben sich ins "Freie" des Nichts, wo keine Frucht gedeiht!

 

In diesem Zusammenhang habe ich an Sie alle eine sehr dringende Bitte!

1.) Entsagen Sie bitte endgültig einen schier unausrottbaren Denkfehler!

Lesen Sie doch bitte mein "Neues Manifest der actio spes unica" noch einmal genau durch! Es wird ja in Deutschland so entsetzlich wenig gelesen. Nur ganz leichte Kost, Sensationen, "Botschaften" mit niemals eintreffenden "Voraussagen" oder endlosen Selbstverständlichkeitstiraden – nur nichts zum gründlichen Denken Verpflichtendes, Anstrengendes (wobei noch der Unsinn im Hinterkopf wuchert, Denken sei den "Akademikern" vorbehalten; gerade der einfache Mensch hat eine sehr gesunde Denkfähigkeit, wenn er sie auch nicht immer in präzisen Worten zum Ausdruck bringen kann. Der primitive Mensch freilich ist etwas ganz anderes als der einfache. Er leidet an einer Überproduktion der "Meinungs"-Drüsen bei Ausschaltung anstrengender Gehirntätigkeit.)! Wer liest schon das Neue Testament?! Ich fordere dazu dringend auf. Es regt, was heilsam und im Sinne des Evangeliums kindhaft ist, zum Fragen an – unendlich viel besser als das dauerhafte Produzieren von Meinungen und Ansichten. –

Was ist nun unter jenem verhängnisvollen Denkfehler zu verstehen?

Er sieht so aus: "Wer den Neuen Meßordo für gültig hält, erkennt ihn doch eben damit an. Und wenn er gültig ist, dann kann bzw. muß man ihn doch besuchen und an ihm teilnehmen. – Und wenn Erzbischof Lefebvre den 'Papst' für wahrscheinlich gültigen Träger des Petrusamtes ansieht, dann muß er ihm doch auch gehorchen. Wer den Papst als Papst anerkennt, der muß ihm doch blind gehorchen, weil er unfehlbar ist." – Soweit der haarsträubende Unsinn.

Dazu folgende Antwort:

a.) Wenn eine Messe gültig ist, dann ergibt sich daraus noch lange nicht, daß man an ihr teilnehmen darf. Wenn ein abgefallener Priester irgendwo aus Haß unter unwürdigsten Umständen mit Graubrot und Wein, auf schmutzigem Tisch, mit selbstgewählten, nicht falschen, aber irreführenden Ausdrücken ganz kurz Opferbereitung, Wandlung und Kommunion vollzieht, um dadurch Christus und die Kirche zu beleidigen, dann ist diese Messe gültig! Ich darf selbstverständlich niemals daran teilnehmen, wenn ich mich keiner himmelschreienden Sünde und keines sakrilegischen Verbrechens schuldig machen will. – Denken wir an die Göttliche Liturgie des heiligen Johannes Chrysostomos, welche nicht nur innerhalb der katholischen Kirche gefeiert wird, sondern durchweg innerhalb der von uns gespaltenen griechisch- und russisch-orthodoxen Gemeinschaft – und zwar höchst feierlich und würdig. Sie ist auch bei den Griechisch- und Russisch-Orthodoxen nach einhelliger und zu jeder Zeit gehegter Auffassung der katholischen Kirche gültig. Dürfen wir im Rahmen der griechisch-russischen Orthodoxie daran teilnehmen? Niemals! – Für Teilnahme oder Nichtteilnahme ist also die Frage der Gültigkeit nicht entscheidend, sondern allein der Rahmen der Rechtgläubigkeit, der Katholizität, sowie die Gottgewolltheit und Würdigkeit. Die neue Meßform ist ein Greuel vor dem Herrn der Heerscharen, gerade wenn durch sie das sich ereignende Opfer des Gottmenschen erniedrigt und entehrt wird. Das Opfer des Herrn, das sich ereignet, ist das Höchste im Himmel und auf Erden, unser Ein und All, unser ewiges Glück! Und seine Entwürdigung ist gerade deshalb um so unerträglicher. Nur das Gültige kann entehrt werden, niemals das Ungültige. – Wenn also der Hochwürdigste Herr Erzbischof Marcel Lefebvre mit Recht feststellt, daß die neue Meßform (der novus ordo missae, genannt NOM), so verabscheuungswürdig sie ist, aus sich die Gültigkeit nicht ausschließt, so erkennt er doch deswegen diese neue Form nicht an! Im Gegenteil! Er erkennt das Opfer an, das geschieht, in tiefer schmerzlicher Liebe – und gerade deswegen nie und nimmer die Form, die es entehrt! Und bei Entehrungen darf man nicht mitmachen! –

b.) Der Hochwürdigste Herr Erzbischof geht davon aus, daß Karol Wojtyla um den antichristlichen Charakter der von ihm vertretenen Beitragsideologie, seiner Auffassung von Ökumenismus, von sicheren Heil aller Menschen, vom Fortschritt auf dem Weg innerweltlicher Humanität und Allverbrüderung nicht weiß. Weil Warnungen und Gegenargumente sein Ohr kaum erreichen können und weil hohe Begabung noch lange nichts mit Intelligenz zu tun hat, besitzt sein Nichtwissen und sein Mit-Blindheit-geschlagen-sein einen gewissen Wahrscheinlichkeitsgrad und damit die Tatsache seines gültigen Papsttums. Davon auszugehen, ist das einzig Gebotene. Aber daraus zu folgern, man müsse ihm dann auch in allem gehorsam sein und "Unfehlbarkeit" unterstellen, ist hochgradiger, unkatholischer Unsinn (siehe meinen Rundbrief vom 15.8.1981!). – Und wenn Sie noch einmal Seite 2 des Rundbriefes lesen (1. Blatt), so werden Sie sehen, wie über alle Begriffe dumm die Behauptung ist, unser Erzbischof "nähere sich der 'Amtskirche'". Es gibt zudem überhaupt keine "Amtskirche", keine "Konzilskirche", keine "Neukirche", sondern nur die teuflische Besatzungsmacht mit ihren klerikalen Marionetten auf dem Boden der einzigen Kirche. Das ist die saubere Ausdrucksweise. Es ist auch sehr unangebracht, für die antichristlichen Neuerungen und ihren ideologischen Hintergrund das Wort "konziliar" zu gebrauchen. Denn die Versammlung im Vatikan von 1962 bis 1965 war kein Konzil. Unser Erzbischof nähert sich nicht der Besatzungsmacht, sondern verweist ihre Marionetten auf ihre höchste Pflicht, aufs Wesen ihres Amtes, und fordert das Gottesgericht heraus.

Wenn Sie, meine Freunde, dem Progressismus und seinen Vorantreibern einen besonders großen Gefallen und hämische Freude gewähren wollen, dann brauchen Sie nur

  • beständig die Gültigkeitsfrage in den Vordergrund zu stellen,
  • unseren Erzbischof des "Verrats" zu bezichtigen,
  • mit dem Kreis um die Münchner "Einsicht" und seinen Ablegern in ein Horn zu blasen.

 

2.) Ich bitte Sie dringend: Vordergrund Ihrer Lektüre in religiösen Dingen muß sein 1. die Heilige Schrift, 2. die Heilige Schrift, 3. die Heilige Schrift, ferner die Dogmen der Päpste und Konzilien (kaufen Sie sich Neuner-Roos "Der Glaube der Kirche" und lesen Sie darin nur die authentischen Lehrinhalte der Päpste und Konzilien sowie die verurteilten Sätze, lassen Sie die ganz und gar falschen Kommentare außer Acht und selbstverständlich auch die Texte des sogenannten "II. Vatikanums", das kein Konzil war!), wenn möglich die Schriften der Kirchenväter und der großen Theologen, vor allem des hohen Mittelalters! Richten Sie Ihr ganzes Interesse auf Inhalte! Dann sind Sie ein Schrecken für Satan! —

 

Nehmen Sie mir bitte nicht übel, wenn ich auf eine Gefahr hinweise. Ich verstehe sehr gut – und es geht mich letztendlich auch nichts an – wenn Sie nach der heiligen Messe im Gespräch mit Gleichgesinnten Freude suchen und finden. Ich gönne es Ihnen von Herzen! – Nur bedenken Sie, daß die berühmten Stehkonvente nach dem höchsten Ereignis eine Gefahr des Ausgegossenseins darstellen, die stille Meditation, die nachgängige Besinnung oft blockieren und leider auch nicht selten sich als ein "fruchtbares" Beet für unzuständige und geschwätzige Meinungsbildung erweisen!

Nun verweise ich noch einmal auf Lübeck! Ich bin so unverschämt, zu behaupten: Wer Zweifel hat, ob er kommen soll, hat eben dadurch den Wink, jedenfalls zu kommen! Es ist Sein Wille! Ich wage es zu sagen!! –

Ich bin weiter so unverschämt, Sie nochmals herzlichst zu bitten, ihre so hochbewährte Hochherzigkeit und Opferfreudigkeit, für die ich nie genug danken kann, nicht erlahmen zu lassen! –

Diesmal hat es aus technischen Gründen noch nicht geklappt, Ende Mai kommt der nächste Rundbrief vom Fortgang des Kirchenbaus. Sie werden staunen. Das Dach ist zu. Die unteren Räume schon verputzt. Der Altar ist dabei, errichtet zu werden.

Aber wir brauchen noch Geld, Geld, Geld.

Es sind Kriegszeiten gegen Satan und seine Engel. Das beruhigt mein Gewissen, wenn ich in meinen Bitten und Beschwörungen unverschämt bin. Gott will es!!!

GOTT SEGNE SIE! Eine gnadenreiche Passions- und Osterzeit wünscht Ihnen allen ganz herzlich Ihr

 

Hans Milch

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