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Sonntagsbrief vom 3. November 1985

Meine lieben Brüder und Schwestern!

 

Vor 35 Jahren, am 1. November 1950, wurde durch Papst Pius XII. das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel verkündet. Die Auswertung und Entfaltung dieses entscheidenden Geistereignisses unseres Jahrhunderts in der Verkündigung, im Studium, in der Aszese und in der Lehre der Mystik steht noch aus. Was war das für ein wundervoller Tag! Von meiner Konversion und Priesterweihe abgesehen, war dies der herrlichste Tag meines Lebens! Es war in der Luft zu spüren: etwas Ungeheures geschieht! Die Wegweisung, das Programm zur Rettung und Weckung noch nicht erschlossener Bewußtseinskräfte im Menschen, der bislang schutzlos einer unbewachten und dem Griff des Menschen entronnenen technischen Entwicklung ausgesetzt war (und eben leider bis zur Stunde ist), war gegeben mit der Definition dieser in der Offenbarung des Gottmenschen enthaltenen und mit ihr dargebotenen Wahrheit: Die Herrschaft über die Geschöpfe, dem Menschen aufgegeben, besteht nicht in dar Herstellung von Apparaten zur Erhöhung von Geschwindigkeit, Bequemlichkeit oder Genuß, sondern in der prägenden Beseelung der materiellen Welt. Maria ist die Vollendung der Herrschaft des Menschen über alle anderen Geschöpfe. In ihrem Leibe strahlt das All durch die Transparenz des vergöttlichten Menschengeistes.

Störrisch, verstockt, nichtachtend reagierte ein Großteil des schon linkskatholisch verseuchten jüngeren Klerus damals; andere zeigten das gewohnte Maß ihrer Denkfaulheit, die leider seit Jahrhunderten die Verkündigung im Raume der Kirche prägt. Diese törichte, bereits durch oekumenistischen Schwachsinn getrübte Haltung der Meisten im Zenit des Jahrhunderts! Es ließ nichts Gutes hoffen für den Fall des Hinscheidens des großen Papstes.

Es kam denn auch die Katastrophe – freilich viel schlimmer noch, als ängstliche Erwartung befürchtete. In der gottverhaßten Versammlung von 1962 bis 1965 ging alles Verheißende unter. Wie weiland Sultan Mohammed in die Hagia Sophia zu Konstantinopel, so tritt diesmal der Fürst dieser Welt höchstpersönlich in die geschändete Halle des Petersdomes. Da saßen sie dann, 2500 Bischofsmitren über schläfrigen Köpfen, gehorsam jeweils ihrem mitgebrachten Hausdenker, dem Herrn Professor und Konzilstheologen, wobei die Bezeichnung Konzil zwischen Anführungszeichen gehört. Die Professoren waren die Vollstrecker des Ereignisses, die Bischöfe ihre Marionetten und Instrumente – von einigen abgesehen, die genau wußten, was die Professoren wollten, und ihnen nachdrücklich zustimmten. Und weil es ein Unternehmen gegen die katholische Wahrheit gewesen ist und gegen alles, was immer vornehm, groß, edel, erhebend sich erweist, verloren die versammelten Statisten auf der Bühne des Verderbens auch die Formen von Sitte und Anstand. Als der damals schon fast erblindete Kardinal Ottaviani, ohne es zu merken, die vorgeschriebene Redezeit überschritt – er gehörte mit unserem großen Erzbischof Lefebvre zu den wenigen Ausnahmeerscheinungen –, wurde ihm das Mikrophon abgestellt. Er sprach weiter in Unkenntnis des technischen Eingriffs unter dem hämisch-schallenden Gelächter fast des ganzen Episkopates, der angesichts des von ihm weithin unbemerkten Dahinschwindens des katholischen Wahrheitsbewußtseins zu einem Pöbelhaufen absank. Was  sollte inmitten solch galoppierender Entgeistung da noch das Gewicht des großen Dogmas von 1950!? Es war untergegangen.

Wir – an der Seite des großen Erzbischofs – feiern den 35. Jahrestag des zukunfts- und wendefordernden Glaubenssatzes in der Überzeugung, die saekulare Mission zu haben, durch die Jahrzehnte der Entstellung und Verfälschung hindurch die katholische Wahrheit zu wahren bis zu unserem katholischen Tag.

 

Ihr Hans Milch, Pfarrer.

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