Startseite Menü einblenden Übersicht: Sonntagsbriefe 30.12.84 24.03.85 Drucken
Schild der actio spes unica

Meine lieben Brüder und Schwestern!

 

Dreistufig ist die Versuchung durch Satan.

"Wenn Du Gottes Sohn bist, so wirke, daß aus diesen Steinen Brot wird!" Mit diesem Appell kennzeichnet Satan das verbreitete Mißverständnis dessen, wozu die Kirche da ist: "Die Menschen hungern! Gebt ihnen Brot! Das ist der Inhalt und Sinn des Christentums: die Werke der leiblichen Barmherzigkeit! Eure ganzen schönen Predigten können uns gestohlen bleiben! Tut etwas! Und zwar etwas Konkretes, Sozialkaritatives!"

Wenn man ganz genau hinschaut, sind die ganzen groß aufgemachten, mit furchtbarem Krampf hochgespielten Unternehmen "Misereor" und "Adveniat", in Gang gesetzt 1957, schon die ersten gleißenden Vorstöße des links-"katholischen" Progressismus. Wahrlich ist nichts einzuwenden gegen die Werke der leiblichen Barmherzigkeit. Der Herr gebietet sie. Aber sie müssen Seinem Willen nach recht eingeordnet werden ins gottmenschliche Gefüge, in den heiligen Zusammenhang des Einen, was not tut, in das, was dem Menschen zum Besten gereicht: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jeglichem Wort, das da kommt aus dem Munde Gottes!" Das entspricht dem anderen Gebot des Christus: "Suchet zuerst das Reich Gottes und was ihm gemäß ist – die senkrechte Dimension ('Gerechtigkeit') –, und alles andere wird euch dazu gegeben werden!"

Die zweite Stufe der Versuchung – nach dem Appell an die leibliche Notdurft und Abhängigkeit – ist die Ansprache an das menschliche Geltungsbedürfnis: "Stürze Dich herab von der Zinne des Tempels!" Die Menschen würden es sehen und applaudieren. Die Wundersucht der Masse würde aufgepeitscht. – "Du sollst den Herrn, Deinen Gott, nicht versuchen!" Und an anderer Stelle: "Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt nach Zeichen; aber es wird ihnen kein anderes Zeichen gegeben als das des Propheten Jonas." Wunder, Erscheinungen, Sensationen – das hat die Menge gern. Aber das Heil entscheidet sich am Ja und Nein gegenüber den drei Tagen, in denen sich Tod und Auferstehung des Herrn begibt: "Wie Jonas drei Tage und drei Nächte im Bauch des Seeungeheuers war, also wird der Menschensohn drei Tage im Inneren der Erde sich befinden." –

Dann die dritte Stufe: Der Menschensohn wird angesprochen auf Machtverlangen und Hochmut: "Dies alles will ich Dir geben, wenn Du niederfällst und mich anbetest!" Haargenau das ist die Sprache Satans durch das sogenannte 'Konzil' hindurch: "Die Menschheit ist auf einer Stufe der Reife angelangt, und die Kirche soll mit allen Gruppen, auch atheistischen, zum rechten Aufbau der Welt zusammenarbeiten." -  "Hinweg von mir, Satan!" Und sinngemäß heißen die Worte des Herrn: "Du sollst Dich in höchster Verehrung verschwören (=anbeten) Gott, dem Herrn! Nicht aber sollst Du Dich in höchster Verehrung verschwören innerirdischen Zielen und Hoffnungen!" An der dritten Stufe der Versuchung scheiterten Adam und Eva. Dieser dritten Stufe der Versuchung widersagt der Herr mit höchster Gewalt, Leidenschaft und Hoheit. –

 

Das dreifache Verlangen des Menschengeistes nach grenzenloser Wonne, Ruhm und Macht ist rechtens. Unendliche Wonne, Geltung, Macht wird dem Menschen zuteil in Gott!

Nicht rechtens ist es nur, auf Satans Rat hin dem Wahn zu verfallen, aus Eigenem heraus anzustreben, was einzig aus Ihm gegeben werden kann.

 

Es grüßt Sie alle von Herzen – Ihr Pfarrer Hans Milch.