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Geistliches Wort im Juni 2008
Schild der actio spes unica
 

Das heiligste Herz – Vorbild der Starkmut

 

1. Der Starkmut des Christentums

Bedenken wir, daß der Starkmut eine der glorreichsten Tugenden unserer heiligen Religion ist. Das Christentum ist die Religion der Helden. Kein Volk gibt es, das an Starkmut und Heldentum mit dem christlichen Volk verglichen werden kann. Die sieben Sakramente, welche die Quellen des christlichen Lebens sind, vor allem die Firmung und die letzte Ölung, sind die Quellen des Starkmutes und Heldensinns.

Das erste Gebot unseres christlichen Gesetzes verpflichtet uns, lieber alles zu verlieren, Haus und Hof, Ehre, Wohlergehen, Gesundheit und Leben – als Gott durch eine Sünde zu beleidigen. Diese Gesinnung muß die dauernde Verfassung des christlichen Herzens sein. "Fürchtet nicht diejenigen, die den Leib töten", – doch sonst Gegenstand der größten menschlichen Furcht – ist das Maß der Starkmut, das für die Christen durch seine göttliche Majestät bezeichnet ist. Unsere Religion ist eine Religion des Kampfes. Das Fleisch, das unzählige Generationen besiegt hat, ist einer unserer gewaltigen Feinde. Die Welt mit ihren Tyrannen, den Gebietern über scharfe Schwerter und zahlreiche Heere, hat mit ihren wiederholten Verfolgungen unsterbliche Seiten des Heldentums im Christentum geschrieben. Schließlich wollen wir nicht vergessen, was der heilige Paulus uns sagt: "Wir kämpfen nicht gegen Menschen, sondern gegen unsichtbare Fürsten und Gewalten."

 

2. Heldenmut des Herzens unseres Führers

Das Herz Jesu Christi, das am Kreuz durchbohrt wurde und Blut und Wasser verströmte, versinnbildet, daß die Kirche aus dem Herzen Jesu geboren worden ist. Deshalb ist die Quelle dieses christlichen Starkmutes das göttliche Herz. Und wenn der Starkmut und der Heldensinn, der aus diesem Herzen gequollen ist, so groß ist, wer kann sich dann eine Vorstellung machen von der Fülle des Heldenmutes, der in seinem Innern aufgespeichert ist gleich einem Schatze. Blicken wir auf Jesus, wie er täglich die Laster der Juden geißelt und so furchtlos ihren Haß, ihre Drohungen, ihre tödliche Rache heraufbeschwört. Stellen wir uns unseren göttlichen Herrn vor, wie er vorantritt, als seine Feinde ihn suchen, um ihnen zu sagen: "Ich bin's!" erwägen wir seinen Starkmut vor Herodes, den er überhaupt einer Anrede nicht würdigt; vor Pilatus, dem er sagt: "Du hättest keine Gewalt, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre!" und vor Kaiphas, vor dem er Erklärungen abgibt, die diesem zum Vorwand dienen, um ihn zum Tode zu verurteilen. Betrachten wir unseren Herrn mit seinem ruhigen und heitern Antlitz angesichts der Geißeln, der Dornenkrone, der Nägel und des Kreuzes. Und lauschen wollen wir, nicht etwa seinen Klagen und Seufzern, die keinen Platz finden in seinem göttlichen Starkmut, sondern seinen denkwürdigen Worten, mit denen er die Jahrhunderte von der Lehrkanzel des Kreuzes belehrt. Er ist unendlicher Reichtum, wir dagegen absolute Armut.

 

3. Priesterlicher Starkmut

In unserer Zeit herrscht unter dem Namen Klugheit in weiten Kreisen tatsächlich die Faulheit. Die Wahrheit, von der Christus sagte, daß sie von den höchsten Dächern gepredigt werden soll, ist verdunkelt und oftmals durch den Irrtum verdrängt worden. Die Menschen lesen täglich breite, gedruckte Spalten in den Zeitungen, aber es sind keine Spalten der Wahrheit. Daraus ergibt sich als Resultat eine große Ähnlichkeit unserer Zustände mit den Ereignissen zur Zeit Jesu: Männer von Einfluß, die berufen waren, die Massen zu belehren, führen sie auf den Weg des Irrtums. Die Priester haben also heutzutage den Starkmut Jesu Christi nötig, indem sie die Freundschaft dieser einflußreichen Männer verlieren und ihren Haß sich zuziehen nebst ihren Zorn und ihren Drohungen. Die moderne Gesetzgebung trennt sich jeden Tag mehr von dem weisen und unveränderlichen Gesetzbuch des Evangeliums. Des Priesters Lippen bewahren die Wissenschaft, sind die Lippen der Kirche, der unfehlbaren Lehrerin der Wahrheit!

Beten wir für die Priester um eine vollendete Klugheit, aber auch um einen unbesiegbaren Starkmut, jenen Mut, der einst zur Verbannung, Kerker und Martyrium unzähliger Bischöfe und Priester führte, die oft in demselben Augenblick, wo sie mit ihren Körpern der Schneide der Schwertes erlagen, die Seelen ihrer Zuschauer der Schärfe der erlösenden Wahrheit des Evangeliums unterwarfen.

 

Mit priesterlichem Segensgruß

Abbé Oliver E. Busse