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Geistliches Wort im Oktober 2008
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22. Sonntag nach Pfingsten: Vom Zinsgroschen
Die Erbitterung der Pharisäer gegen Jesus war immer höher gestiegen, als Jesus sie in seinen Reden kurz vor seinem Leiden angriff. Sie hatten wohl verstanden, daß sie als jene Winzer gemeint seien, welche zuerst die Diener des Herrn und dann seinen Sohn töteten, denen aber der Herr, nachdem er sie gezüchtigt, den Weinberg nimmt; sie hatten verstanden, daß sie die Bauleute seien, welche den Eckstein verworfen, daß sie die zuerst geladenen Hochzeitsgäste seien, welche der Einladung nicht folgten.
Die Ränke der Pharisäer Voll Erbitterung gegen Jesus beraten sich also die Pharisäer, um ihn zu verderben; sie verfallen auf einen Plan, welchem sicherer Erfolg verheißen scheint. Jesus soll sich darüber aussprechen, ob man dem römischen Kaiser, welcher das jüdische Volk unterworfen hatte, Steuer bezahlen dürfe oder nicht. Sagt Jesu ja, dann macht er sich beim jüdischen Volke verhaßt, weil er der eingedrungen Fremdherrschaft das Wort redet. Sagt er nein, dann ist er natürlich ein Hochverräter gegen die Majestät des Kaisers, und als solchen können sie ihn der Obrigkeit und der Gewalt des Landpflegers überliefern. Zur Ausführung dieses Planes senden sie vorsichtigerweise "ihre Schüler mit den Herodianern". Ihre Schüler, die für das Judentum eifern, falls Jesus zu Gunsten der Fremdherrschaft redet, die Herodianer dagegen, d.h. die Anhänger des Herodes, sollen es diesem, welcher es ganz mit den Römern hält und von ihnen abhängig ist, hinterbringen, wenn er sich gegen den Kaiser ausspricht. Welche Mühe geben sich doch die Menschen, um ihren Haß oder ihre sonstigen Leidenschaften zu befriedigen! Mit der Hälfte von kluger Berechnung, Ausdauer, Anstrengung und Selbstverleugnung, ja mit dem dritten, mit dem zehnten Teil könnten sie oft den Himmel erkaufen und zwar einen hohen Platz im Himmel! Bin auch ich so töricht, mehr Überlegung und Fleiß auf vergängliche Dinge zu verwenden, als auf meinen geistlichen Fortschritt und auf die ewigen Güter?
Die Antwort Jesu So hatten denn die Pharisäer mit vieler Schlauheit beraten und mit großer Vorsicht ihre Pläne ins Werk gesetzt. Was hätten sie erreicht, wenn ihre Pläne gelungen wären? Nichts, als daß sie die Glut ihres Hasses an Jesus gekühlt hätten! Aber glücklich wären sie dadurch nicht geworden. Doch nicht einmal dies ihr Ziel erreichen sie. Ein Wort es Heilandes zerreißt ihr ganzes Gewebe. Jesus erkennt ihre Bosheit und spricht: "Was versucht ihr mich, ihr Heuchler? Zeiget mir die Zinsmünze. Und sie reichten ihm einen Denar. Und Jesus spricht zu ihnen: Wessen ist dieses Bild und die Überschrift? Sie antworteten ihm: Des Kaisers. Da sagte er ihnen: Gebet also dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist:" Bewundern wir diese Entscheidung Jesu! Vor allem müssen wir die letzten Worte tief in unser Herz eingraben: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist." "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist", das will zunächst sagen: Gebet ihm die Steuer, derer er zur Besorgung der weltlichen Angelegenheiten bedarf, denn sein ist das Bild auf der Münze; er läßt sie euch prägen. "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist", das können wir auch im weiteren Sinne verstehen: Gebet den niederen, irdischen Bedürfnissen, was ihr denselben schuldig seid. Aber vergesset darum nicht die Sorge für das Höhere, welche die Pharisäer vielfach vergaßen; vergesset nicht Gott Anbetung, Gehorsam und Liebe darzubringen; "gebet Gott, was Gottes ist." Handle ich nach dieser Lehre? Verwende ich nicht etwa größere Sorgfalt auf meine äußeren Beschäftigungen und geringere auf die geistlichen Übungen?
Die Beschämung der Pharisäer "Und sie konnten sein Wort nicht tadeln vor dem Volke, und voll Bewunderung über seine Antwort schwiegen sie, verließen ihn und gingen davon." Mit solcher Enttäuschung pflegt man zu enden, wenn man etwas anderes sucht als Gott. Satan ist eben ein Lügner von Anbeginn. Er spiegelt uns anfangs das Glück vor, welches wir finden sollen, falls wir seinen Einflüsterungen folgen. Zuweilen verschafft er den Menschen wirklich, was er verspricht, sei es Reichtum, sei es Ehre, sei es Genuß oder was immer. Aber selbst dann findet man sich enttäuscht; denn diese Scheingüter können uns nicht befriedigen und bringen statt Befriedigung nur Unzufriedenheit und Leere des Herzens. Oft aber läßt Satan uns nicht einmal die verheißenen Scheingüter erlangen. Manch einer beging Verbrechen, um reich zu werden, und endete dennoch in größerer Armut als der Redliche! Ähnlich geht es hier den Pharisäern. Sie hatten ihre Lust darin gesucht, den Heiland herabzusetzen in den Augen des Volkes, ihn wohl ganz zu verderben. Und jetzt? Auf sie selbst fällt die Schmach! Beschämt vor dem ganzen Volke müssen sie von dannen ziehen. Machen wir den ernsten Vorsatz, in allem nur Gott und seinen heiligsten Willen zu suchen. Dann werden wir vor Enttäuschung sicher bewahrt bleiben. Bitten wir Gott hierzu um seinen Segen.
Mit priesterlichem Segensgruß |