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Geistliches Wort im Januar 2012
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Der katholische Priester, ein Stellvertreter Christi
Es gibt wohl kein Wort des Evangeliums, das in der Kirche Gottes mehr gebraucht würde als dieses. Man vernimmt es oft aus dem Munde des Priesters, gewöhnlich nicht in deutscher, sondern lateinischer Sprache. Er spricht es nämlich, bevor er euch die größte aller Gaben, die heilige Kommunion, darreicht. Mit dem Speisekelch in der Hand wendet er sich zum Volke, nimmt eine der heiligen Hostien und spricht, indem er sie dem Volke zeigt: "Ecce Agnus Dei", d.h. "Sehet das Lamm Gottes" – "ecce qui tollit peccata mundi" – "Sehet ihn, der die Sünden der Welt hinwegnimmt." Die heilige Kirche hat dem Priester diese Worte gerade beim Austeilen der heiligen Kommunion in den Mund gelegt, weil er da Christus den Herrn den Gläubigen zeigt. Vor einigen Tagen feierten wir das Fest der Erscheinung des Herrn, die den Heiden zuteil wurde. Nach den dreißig Jahren seines verborgenen Lebens tritt der Heiland hinaus in die Welt. Das können wir die zweite Erscheinung des Herrn nennen. Dabei zeigt der heilige Johannes der Täufer, der große Vorläufer Christi, ihn den Jüngern, die seine Begleiter auf seiner öffentlichen Laufbahn, die er eben antritt, werden sollen. Der heilige Johannes der Täufer vetrat also gewissermaßen den Stern, der die Heiden zum Herrn führte, indem er auf Christus hinzeigte. So vertritt jetzt der Priester die Stelle des heiligen Johannes. Er hat die Welt und besonders die Gläubigen hinzuweisen auf Christus. Der heilige Johannes hat ihm auch ein Beispiel der Demut und der Selbstverborgenheit gegeben, welches nachzuahmen er sich bestreben soll, und welches ein guter Priester wirklich nach Kräften nachzuahmen bestrebt ist. Er sucht Christus den Herrn dem Volke zu zeigen, selbst aber in den Hintergrund zu treten; er sucht die Gläubigen zu seinem und zu ihrem Meister zu führen, nicht zu sich selbst. Er will, daß sie in allem, was er tut, nicht seine persönliche Macht und seine Gaben erblicken, sondern die Gnade Gottes, durch welche allein er ihnen Gutes erweisen kann. Sie sollen nicht zu ihm gezogen werden, sondern zu dem Lamme Gottes, welches allein ihre Sünden hinwegnehmen kann. Wie der rechte Priester seine Stellung auffaßt, so sollen auch die Gläubigen sie auffassen. Man soll nicht die Person des Priesters im Auge haben, sondern immer den, den er darstellt und in dessen Namen er handelt. Inbesondere soll man dies tun bei der Ausspendung der heiligen Sakramente, bei welcher er ganz besonders im Namen Gottes handelt; wenn er die heilige Messe liest, wenn er tauft, wenn er Beicht hört, wenn er die heilige Kommunion ausspendet. Denn in Wirklichkeit ist nicht er es, der alles das tut, sondern unser Herr Jesus Christus. Er, das Lamm Gottes, ist der wahre Priester. Er, der die heiligen Sakramente eingesetzt hat, ist auch der eigentliche Ausspender derselben. Denkt daran, wenn ihr sie empfangt. Wenn ihr zur Kommunionbank hintretet, und wenn der Priester die heilige Hostie vor euch hält und spricht: "Ecce agnus dei, ecce qui tollit peccata mundi", denkt da nicht an den Priester, an seine Tugenden oder an seine Fehler, sonden an das unbefleckte Lamm Gottes, welches zu euch kommt. Und wenn der Priester tauft, denkt nicht an ihn, sondern an den Höchstheiligen, der bei seiner eigenen Taufe im Jordan dem Wasser die Kraft gab, Sünden abzuwaschen. Stellt euch vor, daß er dem Priester zur Seite steht und in unendlicher Liebe und Erbarmung die Seelen heiligt, die zu retten er vom Himmel auf die Erde gekommen ist. Wenn ihr euer Haupt beugt, um vom Priester, der dazu von der Kirche die Jurisdiktion erhalten hat, die Lossprechung zu erhalten, denkt nicht an den Ausspender des Sakramentes, vor dem ihr kniet, und der, wenn er auch der beste wäre, ein sündiger Mensch ist, sondern stellt euch vor, daß ihr vor ihm kniet, gegen den ihr gesündigt habt, und der eben im Begriff ist, euch einmal mehr zu vergeben. Denkt nur an ihn, den liebevollen Erlöser, der euer Gott und euer Richter ist – euer Richter, jetzt noch nicht in Gerechtigkeit, sondern in Erbarmung. Vor allem denkt bei der heiligen Messe daran, wer der ist, der dieses heilige Opfer darbringt. Nicht der Priester, sondern Jesus Christus ist es, der sich auf dem Altare opfert. Darum kümmert euch nicht darum, was etwa an einem Priester auszusetzen ist, der die heilige Messe liest, ob er andächtig ist oder nicht. Die Beschaffenheit seiner Seele beeinträchtigt so wenig den Nutzen der heiligen Messe für euch wie der Seelenzustand eures Nachbars, der neben auch kniet. Sprecht zu euch selbst, wenn ihr auf den Altar blickt: "Sehet das Lamm Gottes, sehet ihn, der hinwegnimmt die Sünden der Welt." Seht in der Mitte auf dem Throne das Lamm, welches geopfert wird für unsere Sünden, und fallt nieder vor ihm in Anbetung mit den heiligen Engeln des Himmels. Lasset uns den Herrn, der uns erschienen ist, anbeten in der heiligen katholischen Kirche und in allem, was da in seinem Namen und in seiner Kraft getan wird durch den Priester, der ihn darstellt.
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