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Geistliches Wort im Dezember 2012
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Aloisianische Sonntage: Aloisius und die hl. Sakramente

Dritter Sonntag: Aloisius und das allerheiligste Altarsakrament

Die Andacht zum heiligen Altarsgeheimnis ist ein besonderes Merkmal des hl. Aloisius. Die Kirche selbst ehrt den engelgleichen Jüngling in seiner Festmesse als eucharistischen Heiligen; auch im Bewußtsein des katholischen Gottesvolkes lebt Aloisius weiter als der glühende Verehrer des allerheiligsten Sakramentes. Aloisius war ein Kind der anbrechenden besseren Zeit, die wieder mit dem Psalmisten sprach: "Ich will eingehen zum Altare Gottes, zu Gott, der meine Jugend erfreut" (Ps. 42,4). Gerade jene Zeit und insbesondere die christliche Jugend brauchte ein weithin leuchtendes Vorbild der Liebe zum eucharistischen Gott. Wenn die eucharistische Sonne jenen Zeugen gleichsam ihre Morgenstrahlen zusandte, haben wir heute das Glück, in den belebenden Strahlen des vollen Mittags zu stehen. Oh hätte Aloisius unsere eucharistische Zeit erleben dürfen! Er, dessen Herz vom siebten Jahre an ganz seinem Heiland gehörte, durfte sich erst mit zwölfeinhalb Jahren zum ersten Male dem Tische des Herrn nahen, und selbst dem Ordensmann war es nicht erlaubt, täglich den Freund seiner Seele zu empfangen. Wir wollen unserer hl. Mutter, der Kirche, dankbar sein für diese reicheren Gnaden, die gerade uns zuteil geworden sind, aber vor allem am Vorbild des hl. Aloisius lernen, diese Gnaden gut zu benutzen.

Wir erwägen: I. Was tat der Heilige für das hhl. Sakrament? II. Wie belohnte ihn der eucharistische Heiland?

I. Was tat Aloisius für das hhl. Sakrament?

Die hl. Eucharistie hat eine dreifache wichtige Bedeutung für uns: erstens im hl. Meßopfer, worin Christus uns die reichen Gnaden seines Erlösungstodes zuwendet; zweitens in der hl. Kommunion, wo Jesus als Seelennahrung sich auf das innigste mit uns vereint; drittens in der steten Gegenwart im hl. Sakrament, wo der göttliche Freund bei uns bleiben will bis zum Ende der Zeiten.

Wie steht nun Aloisius der hl. Euchariste gegenüber? Zwei Gedanken will ich euch da zur Erwägung vorlegen:

  1. Wie war seine ganze Person abgestimmt auf dieses Geheimnis (entferntere Vorbereitung)?
    • Vor allem gehörte sein ganzes Herz dem eucharistischen Heiland. Hier war der mächtige Magnet, der ihn anzog; hier der Lebensquell, aus dem er stets fortschöpfte; hier ruhte das Menschenherz aus am Herzen Gottes. Sodann waren es zwei scheinbar entgegengesetzte Eigenschaften, die sein Herz wunderbar vorbereiteten für dieses hl. Sakrament:
    • Die Unschuld: Gott ist unendlich heilig und rein, er liebt reine Seelen, ihnen teilt er sich mit: "Selig sind, die reinen Herzens sind." Die Taufunschuld des engelgleichen Jünglings, die er im Hofleben bewahrte, die er im Ordensstand zu so strahlender Vollkommenheit gebracht, war die lieblichste Vorbereitung auf dieses hl. Sakrament.
    • Die Buße: Gott hat dem sündigen Menschen die Buße als zweiten Weg gewiesen, auf dem er sich ihm würdig nahen kann. Auch diesen Weg ist Aloisius gegangen. Strenge gegen seinen Leib, Strenge gegen seine inneren Neigungen haben die ganze Natur des Heiligen zur vollen, ungeteilten Opfergabe gemacht.

    Diese Punkte sind auch für uns die wichtigsten für den rechten Verkehr mit dem eucharistischen Heiland. Festoration des Heiligen: "O Gott, du Bußspender der himmlischen Gaben, der du in dem engelgleichen Jünglinge Aloisius eine wunderbare Lebensunschuld mit gleicher Buße vereinigt hast: verleihe uns durch seine Verdienste und Fürbitte, daß wir ihn in der Buße nachahmen, nachdem wir ihm in der Unschuld nicht nachgefolgt sind.

  2. Auch über die sog. nähere Vorbereitung, die Tugendakte, mit denen geschmückt Aloisus zum hhl. Sakrament hinzutrat, weiß uns das Leben manches zu berichten. Schon im väterlichen Schlosse war es seine Freude, bei der Hl. Messe zu dienen, im Orden konnte er nach Herzenslust diesem hl. Dienst obliegen. Bei der täglichen Hl. Messe war seine Andacht so innig, daß ihn gewöhnlich von der hl. Wandlung ab eine große Rührung ergriff und er reichlich Tränen vergoß. Die hl. Kirche erwähnt dies in seiner Festmesse und sagt: Diese Tränen der Liebe haben gleich kostbaren Perlen das hochzeitliche Gewand geschmückt, mit dem er bekleidet dem göttlichen Freund entgegenging. Sehr oft besuchte er im Verlauf des Tages im hl. Sakrament seinen vertrauten Freund. Über seine Vorbereitung zur hl. Kommunion wird berichtet, daß er, als er noch zu Hause weilte, den Vortag ganz mit Gedanken an den kommenden hohen Gast zubrachte: Gebet, fromme Lesung, Betrachtungen, alle Übungen des Tages mußten dazu dienen. Im Orden teilte er die Woche in zwei Teile, die ersten Tage waren dem Dank, die letzten der Vorbereitung auf die Kommunion des Sonntag geweiht. Ist es da zu verwundern, daß seine Sammlung und Andacht ein ungewolltes Schauspiel war für alle Anwesenden, und daß Leute, die ihn nicht kannten, aus seinem bloßen Anblick schlossen, er müsse ein besonderer Verehrer des Altarsakramentes, ja ein Heiliger sein? Von seiner Danksagung sagt die hl. Kirche in der Festmesse: "Verleihe, o Gott, daß wir nach dem Beispiel des hl. Aloisius immer in Danksagung verweilen." Vielleicht ist es uns nicht möglich, den Heiligen in all diesen herrlichen Beispielen nachzuahmen, aber: Tue soviel du kannst! Wenn unser Herz für Jesus schlägt, ist die Triebkraft für das Gute vorhanden.

II. Wie belohnte der eucharistische Heiland unseren Heiligen?

Der Sohn Gottes hat sich so tief herabgelassen, daß er die Nahrung unsere Seelen wird. Alle Wirkungen der irdischen Speise auf den Leib übt tiefe göttliche Speise im höheren Sinne auf unsere Seele aus. Sehen wir es am Beispiel des hl. Aloisius:

  1. Die Nahrung bewahrte den Menschen am Leben. Aloisius hat das wunderbare Leben der heiligmachenden Gnade nie verloren. Ist das eine Wirkung der hl. Kommunion, die nur großen Heiligen zuteil wird? Nein, dies vor allem beabsichtigt der Heiland, wenn er so dringend zum Genusse dieses Lebensbrotes auffordert. "Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, er bleibt bei mir und ich in ihm." Wahrlich, wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset und sein Blut nicht trinket, habt ihr das Leben nicht in euch." Das ständige Leben der heiligmachenden Gnade beabsichtigt die Kirche unserer Tage besonders, wenn sie uns auffordert, uns möglichst oft mit diesem Lebensbrot zu nähren; ja sie will die Kinder mit diesem Brote nähren, bevor die Gefahren des Seelentodes an sie herantreten.
  2. Die Nahrung ersetzt die Schwäche des Lebens. Ein heiliger Paulus rief aus: "Ich unglücklicher Mensch, wer befreit mich von diesem Körper des Todes" (Röm 7,24). Wir alle fühlen nur zu sehr die eigene Schwäche, hervorgerufen durch die natürliche Armseligkeit, gesteigert durch das Gift der freiwilligen täglichen Sünden. Aloisius war auch ein Mensch, aber er gebrauchte das beste Heilmittel. Ja, die hl. Kommunion wirkte in ihm so wunderbar, daß ein oberflächlicher Beobachter meinen könnte, es sei bei ihm überhaupt keine Schwäche vorhanden gewesen. Empfangen wir dies Heilmittel im Geiste des Heiligen, wir werden ähnliche Wirkungen an uns erfahren!
  3. Die Nahrung stärkt und fördert unser Leben. Die heiligmachende Gnade, die Wurzel der übernatürlichen Kraft, wird besonders durch das Brot des Lebens gestärkt; und mit ihr die drei göttlichen Tugenden, der Glaube, die Hoffnung, die Liebe, das sichere Fundament aller übrigen Tugenden. Verstand, Wille, Gemüt wird emporgehoben zum gefestigten wahrhaft geistlichen Leben. Zu Aloisius schauten nicht nur die Weltleute, sondern auch Gelehrte und Heilige, wie der heilige Kardinal Bellarmin, in Bewunderung und Verehrung empor.
  4. Gleichsam die Krone der Lebensfülle ist die Lebensfreude, die uns die Nahrung vermittelt. Welch vielfache Freuden gewährt uns das himmlische Manna! Es behebt die Traurigkeit und den Kleinmut: " Kommet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken" (Mt 11,28). Es gibt ein Gefühl wahrer, heiliger Sättigung, durch das die Freuden der Welt schal und leer erscheinen, einen Seelenfrieden, den keine irdische Widerwärtigkeit rauben kann, eine Heldenluft, Großes zu tun für seinen Gott. Alle diese Wirkungen nennen heißt bei Aloisius auch, sie zu bejahen. Wahrer himmlischer Friede hat sein ganzes Leben bis aufs Totenbett begleitet. Auch uns, meine Freunde, ist die hl. Kommunion bewahrende, stärkende, fördernde, freudebringende Seelennahrung. Ihr seid jetzt schon den dritten Sonntag hintereinander zur hl. Kommunion gegangen. Habt ihr noch nicht gespürt, daß der Kampf euch leichter, der Sieg euch möglicher wird? Wohlan denn, halten wir die drei anderen Sonntage noch durch. Der hl. Aloisius wird dann um so eher Fürsprache für uns einlegen.

 

Amen.

 

Abbé Busse