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Geistliches Wort im September 2014

Geboren aus Maria der Jungfrau (Lk 2,1 ff.)

 

Liebe christliche Frauen und Mütter!

 

Woher kommt es, daß so breite Kreise der Frauenwelt von heute trotz aller modernen Schulen, Bildungsmittel und öffentlichen Bemühungen so entarten und im persönlichen und Familienleben so versagen, daß die Lieder auf Frauenlob und Frauenzucht sich vielfach in bittere Klagen verwandelt haben? Das kommt letztlich daher, daß die moderne Kultur den Frauen den ehedem so gewohnten Weg in die Kirche verbaut hat, daß dieselben sich von Christus losgerissen und sein heiliges Evangelium vergessen haben.

Wir wollen darum in zwölf Vorträgen über das Evangelium der Mutter betrachten, d.h. aus dem Evangelium alle jene Gegebenheiten erwägen, die euch Frauen und Müttern etwas besonderes zu sagen haben, damit ihr so im innigsten Anschlusse an Christus immer mehr in die Vollkommenheit eures erhabenen Berufes hineinwachst.

 

I. Ruft euch zunächst einmal, wie um euch für die folgenden Erwägungen zu stimmen, die barmherzigen Beziehungen Christ zu euch Frauen und Müttern im allgemeinen ins Gedächtnis!

Betrachte das Geheimnis der Güte Christi zur Frauenwelt während seines irdischen Lebens!

Die unendliche Liebe will nach Ihrer menschlichen Seite werden und reifen an der Wärme eines Mutterherzens, will den beglückenden Schimmer ihrer Augen, den weichen Segen ihrer Hand und das gütige Pochen ihres Herzens von Maria, der Blüte des Frauengeschlechtes, empfangen. Der menschgewordene Gottessohn ließ sich nicht aus Not, nein aus Güte, bedienen und betreuen von edlen Frauen und Jungfrauen, die dem Heiland folgen durften, wohin er seinen Weg nahm. Er wurde gerührt durch die Tränen einer Witwe und gab ihr den einzigen Sohn zurück. Er machte halt an den Brunnen von Eichar und mühte sich trotz Hunger und Müdigkeit stundenlang ab, um der Samariterin den brennenden Durst nach Wahrheit zu stillen und die jahrealte Last vom Herzen zu nehmen. Er hatte die Reuetränen einer großen Sünderin gern und flüsterte in dies Frauenschicksal die Worte: "Deine Sünden sind dir vergeben." Er allein verurteilte die unglücklich Ehebrecherin nicht, als die harten Menschen schon die Steine aufhoben, sie zu richten. Er weinte mit dem Weh der Maria und Martha zu Bethanien und stillte ihre Tränen durch das Wunder der Auferweckung ihres Bruders. Er ließ an den stillen Abenden die Mütter kommen mit ihren Kindern und schalt die Jünger, wo sie diese Müttern wehrten. Er ließ sich auf den letzten Gang, während die Apostel flohen, noch begleiten von den Frauen: Die durften seine Abschiedsworte und seine letzten Seufzer am Kreuze vernehmen; Die sollte auch der erste Gnadenstrahl der Ostersonne treffen.

Betrachtet ferner, wie dieses Geheimnis zwischen Christus und der Frauenwelt weiter spielt, weiter entfaltet im Nachleben Christi, in der christlichen Heilsgeschichte! Oder ist es nicht, wie wenn all jene schönen Begebenheiten des Evangeliums, die ihr soeben betrachtet habt, in tausend- und abertausendfach vergrößertem Maßstab immer wieder aufleben von Jahrhundert zu Jahrhundert? Fragt euch nur einmal, wem ihr eure wahre Freiheit und Würde verdankt!

Das hatte die langen Jahrtausende des Heidentums aus euch gemacht? Im Joche habt ihr da geschmachtet, Sklavinnen der Lust, der Laune und der Arbeit wart ihr geworden, wie ihr es noch heute bei den heidnischen Völkern seid und ihr es trotz aller Emanzipationsbestrebungen bei unserer neuheidnischen Völkern wieder zu werden droht. Christus hat euch das verachtete Sklavenjoch vom Nacken genommen und euch die goldene Freiheit wiedergegeben, indem er die Männer lehrte, euch wie die Schwestern und Nachbilder der Gottesmutter anzusehen, indem er die Ehe zu einem Sakrament erhob, worin nach Pauli Worten der Gatte sich zu euch verhalten soll, wie Christus zu seiner innigst geliebten Kirche steht.

Und was war in den Jahrtausenden des Heidentums aus eurer Frauenwürde geworden? Sie war trotz allerlei äußerer Schätzung bei einigen Völkern in dem Maße gesunken, als die Achtung vor dem Kinde sank. Wäre es doch so weit gekommen, daß selbst hochstehenden Männer bei den Römern ihre Frauen, wenn sie ihrer überdrüssig waren, einfach den Leidenschaften ihrer Sklaven überließen, daß man sie verhandelte, so wie man Waren verhandelt. Christus hat das Kind zum Gotteskinde gemacht. Dadurch hat er euch berufen, an der Mehrung des Gottesreiches, an der Gestaltung des Himmels mitzuwirken. An euren Herzen sollen die Heiligen, sollen die Priester Gottes erblühen. Das läßt die Welt die Züge der Madonna in euch finden, das läßt um euch alle, und wäret ihr die einfachsten, ärmsten Mütterchen, den Heiligenschein der Gottesmutter verklärend spielen.

Nachdem ihr so, liebe christliche Frauen und Mütter, durch die Erinnerung an die geheimnisvollen Beziehung Christi zu euch im allgemeinen euer Herz für die kommenden Betrachtungen gestimmt habt, möchte ich heute euren Blick im besonderen nur noch auf die eine Begebenheit hinlenken, die gleich zu Anfang des Evangeliums steht:

 

II. Beachtet nämlich, was das heißt "Geboren aus Maria der Jungfrau", und was für ernste, zeitgemäße Mahnungen das für euch enthält! Was heißt es?

Es heißt, daß gleich die erste Beziehung Christi zur Frauenwelt zugleich ein wunderbares Geheimnis der Liebe und eine göttliche Offenbarung über wahre Frauengröße ist. Der Heiland wollten nämlich geboren werden von einer Frau, die mit der Mutterschaft die keuscheste Jungfräulichkeit verband, die eine Jungfrauenmutter war und blieb. Daß eine Frau Jungfrau und Mutter zugleich war, ist ja gewiß ein gnadenreicher Einzelfall, ein unbegreifliches Wunder Gottes. Aber wenn das Evangelium, davon erzählt, will es doch auch den Plan und die Absicht enthüllen, die Gott ganz allgemein mit euch christlichen Frauen hat: Es gibt keine edlere, größere, mehr Glück und Gnade vermittelnde Mutter als Maria – und es gibt anderseits keine züchtigere, reinere Jungfrau als sie. Die größte Mutter war die allerseligste Jungfrau. So seid und werdet auch ihr um so größere, begnadetere Mütter sein, je mehr ihr darauf bedacht seid, die eurem Stande, dem Eheberufe, eigentümliche Keuschheit zu pflegen. Jungfräuliche Mütter könnt ihr ja nicht sein, aber keusche Frauen und Mütter sollt ihr alle sein und werden.

Damit ergeben sich die ernsten, zeitgemäßen Mahnungen, die das Geheimnis "Geboren aus Maria der Jungfrau" enthält, für euch von selbst.

Liebe christliche Frauen und Mütter! Mitten in dem zur Stunde besonders heftigen und bedrohlichen Kampf gegen die alten christlichen Ideale der Reinheit der Jugend und der Familie vernahm die Welt auf einmal die Stimme einer echten Mutter. Diese Mutter forderte das eine, daß in dem Kampfe für die Erhaltung der christlichen Art und Sitte die Mütter in vorderster Linie stehen müssten.

Ja, diese Mutter hat recht. Ihr habt die Entscheidung letztlich in der Hand. Was wir brauchen, bitter notwendig brauchen, das sind Frauen, die das Bild der himmlischen Jungfrau-Mutter Maria in ihrem Herzen tragen und es mit Gebet und hehrer Opfergesinnung in ihrem eigenen Leben wieder lebendig machen. Frauen, die gewiß wahre Mütter sind und werden wollen, aber dabei züchtig und keusch beleiben in Gedanken, Worten, Mode und Haltung. Frauen, die in den Seelen der ihnen von Gott geschenkten Kinder vor allem die Lilie makelloser Reinheit pflegen. Frauen endlich, die den Schimmer ihrer eigenen Heiligkeit mahnend, weckend und aufmunternd in die Laster so verdunkelte Welt hineinstrahlen lassen.

Dann, liebe Frauen und Mütter, wird die Welt wieder lernen, wie ehedem in den Zeiten des Mittelalters voll Ehrfrucht und Liebe zu euch aufzuschauen wie zu den Schwestern der Gottesmutter, und es wird ein Segen von euch strömen in Volk und Land wie von den Gnadenbildern unser lieben Frauen.

 

Amen.

 

Abbé Busse
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