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Sonntagsbrief vom 11. September 1977

Meine lieben Brüder und Schwestern!

 

Heute beginnen wir mit der Antwort auf die Frage, welche die Besten bewegt: "Wie kann ich inmitten aller Beanspruchungen die Freude der Erlösung bewußt in mir entfalten? Wie kann ich Christus wach und tief leben?!"

Zunächst: Nimm Dir vor – mit genauer Zeitfestlegung – mindestens eine Stunde für Dich alleine, an einem vor Unterbrechungen sicheren Ort, wo nichts Dich ablenkt, keine Überraschung droht nach menschlichem Ermessen: Du ganz allein! Mit Sorgfalt plane diese Stunde – besser mehr als eine Stunde – und halte sie Dir frei, schirme sie ab vor allen Eventualitäten!

Dann erwecke in Dir die Liebe zu Dir selbst! "Mich gibt es! Das kommt nicht von ungefähr, daß es mich gibt. Ich bin da, um die ganze Menschheit aller Zeiten und Räume zu vertreten auf eine einmalige und unwiederholbare Weise – auf meine Weise. Gewiß – aus mir selbst bin ich nichts. Aber in Einheit mit meinem wahren Wesen, also in mir selbst bin ich alles! Denn dieses mein Wesen ist dasselbe wie Gottes Gedanke von mir. Gott denkt mich! Gottes Gedanke sollte wenig bedeuten? Ich, nach Gottes Ebenbild geschaffen – da ER mich erschuf, nahm ER SICH SELBST als Modell! –, sollte unwichtig sein, irgendeiner von Milliarden, "wie gehabt", "wie immer wieder gehabt"? Nein, das ist nicht so! Daß ich bin, ist unendlich wichtig und geht alle Zeiten und alle Ewigkeiten an. Ich bin! Mein Gott! Was hast Du mit mir vor? Du bist Mensch geworden, um mich wieder zu mir selbst zu führen. Du hast Dich geopfert unter ungeheuren, unendlichen Leiden, auf daß ich wieder in mir sein kann. Denn in Dir, ewiger Freund, Gott-Sohn, Menschen-Sohn, bin ich in mir! DU bist mein neues ICH! – Mein ist Gott und sein gottmenschlisches Opfer – MEIN, ganz und ungeteilt! Jetzt kann ich Dich lieben, weil ich in Dir mich lieben kann! Was soll ich? Was hast Du mit mir vor?!"

Hier verweile! Laß Dein vergangenes Leben an Dir vorbeiziehen und wehre keinem aufkommenden Gefühl! Ärger, Wut, vielleicht Haßgefühle werden aufbrodeln. Laß es geschehen! Um so eher geht es vorbei – überwunden und verdaut. Verweile lange! (Ich fürchte wirklich, eine Stunde reicht lange nicht.)

Und dann bedenke, daß der Zugang zu Deinem wahren Ich, zum ewigen Gedanken Gottes von Dir, geöffnet ist durch das neue, höhere Leben, das seit der Taufe in Dir glüht, vermehrt durch die Einwohnung des Heiligen Geistes, gestärkt durch jenen Höhepunkt, der den Himmel, die innigste Gottvereinigung, vorwegnimmt, die Kommunion, erneuert durch die beständige Reinigung und Vergebung durch Sein endloses Erbarmen!

In Dir rauschen die ewigen Wasser! Gott ist in Dir! Der Himmel leuchtet in Dir! Bedenke es in Ruhe und mit langem Atem! —

Jetzt geh von Deiner stillen Stunde bzw. von Deinen stillen zwei Stunden oder mehr!

Halte fest in kurzen Aufzeichnungen, was Dich bewegt hat, und plane gleich die nächste Stille, plane sie sorgsam!

 

Es grüßt Euch alle von Herzen  Euer Pfarrer Hans Milch.

Schlüsselbegriffe ?
 
Einsamkeit
   
Du-zu-du
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