Progressismus und Modernismus
Progressismus ist der Glaube an einen kollektiven menschlichen Fortschritt in der Welt, die Vorstellung, es sei lediglich eine Frage der Zeit, bis auf der Welt Krankheit, Armut und Hunger durch Wissenschaft und moderne Technik ausgerottet und Ungerechtigkeit und Krieg durch die Solidarität und dem gegenseitigen Verständnis einer gereiften und toleranten Gesellschaft überwunden seien.
Mit diesem Glauben an eine bessere Zukunft und eine immer weiter voranschreitende Menschheit geht naturgemäß eine Vorliebe für alles Neue einher, entsprechend wird alles Alte, werden Tradition und bleibende Werte als rückständig geringgeschätzt.
Nicht nur, daß die Ziele des Progressismus trotz intensiver Bemühungen nach wie vor in unerreichbarer Ferne liegen (und auf dieser Welt immer liegen werden), schon prinzipiell ist er auf die Erlangung irdischer, und damit vergänglicher, Werte ausgerichtet.
Damit fällt der einzelne Mensch mit seinem einzigartigen göttlichen Wesen diesem kollektiven Fortschritt zum Opfer: Denn die Hoffnung auf eine bessere Welt in ferner Zukunft hilft ihm wenig bei der Bewältigung seiner Alltagsnöte und der Begrenztheit seines irdischen Daseins, sie kann auch den Sinn seines Lebens nicht zufriedenstellend erklären. Vielmehr wird er zum unbedeutenden Rädchen im Getriebe der Fortschrittsmaschinerie herabgewürdigt; sein persönliches Glück wird dem größten Glück der größten Zahl, dem kollektiven Glück eines möglichst großen Teils der Menschheit, untergeordnet.
Fortschrittssysteme
Das menschenverachtende Prinzip des Progressismus wird am deutlichsten dort sichtbar, wo aus der Überzeugung, innerweltlicher Fortschritt sei machbar, Konzepte zu seiner Realisierung in die Praxis umgesetzt werden. Da die Mitwirkung eines jeden Menschen an einem solchen Fortschrittsprogramm als selbstverständlich und geboten vorausgesetzt wird, endet dies zwangsläufig in totalitären Systemen; geschichtliche Musterbeispiele hierfür sind die Jakobinerherrschaft während der Franzöischen Revolution, der Nationalsozialismus und der Bolschewismus.
Spätestens an dieser Stelle tritt der antichristliche Urheber des Fortschrittwahns offen zutage. Aber bereits im Kern des Progressismus steckt die Ursünde in Reinform: Der Wahn des Menschen, kraft eigener Werke bestehen und ohne Gott zurechtkommen zu können.
Der Beitrag zum Menschheitsfortschritt
Der Glaube an eine sich immer weiter entwickelnden Menschheit läßt es erforderlich erscheinen, die Verkündigung der jeweiligen Zeit anzupassen (Modernismus). Nicht mehr zeitgemäße oder in der fortschreitenden Gesellschaft anstoßerregende Glaubensinhalte werden dabei bedenkenlos über Bord geworfen – die Allwissenheit Gottes und seine Allmacht, allgemeingültige und überzeitliche Gebote aufstellen zu können, zutiefst mißachtend.
Diese Beitragsideologie ist der antichristliche Kern des II. Vatikanums, aus der die anderen Irrlehren folgen. Sie ist außerdem das "negative Vorzeichen" (Pfarrer Milch), hinter dem auch alle positiven nachkonziliaren Errungenschaften in ihr Gegenteil verkehrt werden – da sie nicht mehr dem eigentlichen Ziel dienen, sondern als ein weiterer Beitrag für eine bessere Welt instrumentalisiert werden.
Sich mit der Welt solidarisieren, den Elementen weltlichen Lebens ein Eigenrecht zugestehen, die Autonomie der weltlichen Bereiche zu verkünden – das ist das Werk des Antichristen. Der will also nichts anderes, als dem Christusangebot den Wahn eines innermenschlichen systematischen Fortschritts entgegenzusetzen."
Der aufgegebene Absolutheitsanspruch
Die Beitragsideologie konterkariert somit die eigentliche Aufgabe der Kirche: Mit dem Anspruch, im Besitz der einzigen überzeitlichen Wahrheit zu sein, soll sie sichtbar machen, daß für jeden Einzelnen die Entscheidung, das Angebot Christi anzunehmen und sich aus der Vergänglichkeit der Welt herausrufen zu lassen, heilsnotwendig ist. Natürlich ist gerade dieser Absolutheitsanspruch der Kirche in der Welt unbeliebt, aber genau dies ist die Intention ihres Gründers Jesus Christus, der bestimmt ist "zu einem Zeichen, dem widersprochen wird" (Luk. 2:34) und von der Welt gehaßt zu werden (Joh. 15:18-19).
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