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Progressismus und Modernismus

Progressismus ist der Glaube an einen kollektiven menschlichen Fortschritt in der Welt, die Vorstellung, es sei lediglich eine Frage der Zeit, bis auf der Welt Krankheit, Armut und Hunger durch Wissenschaft und moderne Technik ausgerottet und Ungerechtigkeit und Krieg durch die Solidarität und dem gegenseitigen Verständnis einer gereiften und toleranten Gesellschaft überwunden seien.

Mit diesem Glauben an eine bessere Zukunft und eine immer weiter voranschreitende Menschheit geht naturgemäß eine Vorliebe für alles Neue einher, entsprechend wird alles Alte, werden Tradition und bleibende Werte als rückständig geringgeschätzt.

Nicht nur, daß die Ziele des Progressismus trotz intensiver Bemühungen nach wie vor in unerreichbarer Ferne liegen (und auf dieser Welt immer liegen werden), schon prinzipiell ist er auf die Erlangung irdischer, und damit vergänglicher, Werte ausgerichtet.

Damit fällt der einzelne Mensch mit seinem einzigartigen göttlichen Wesen diesem kollektiven Fortschritt zum Opfer: Denn die Hoffnung auf eine bessere Welt in ferner Zukunft hilft ihm wenig bei der Bewältigung seiner Alltagsnöte und der Begrenztheit seines irdischen Daseins, sie kann auch den Sinn seines Lebens nicht zufriedenstellend erklären. Vielmehr wird er zum unbedeutenden Rädchen im Getriebe der Fortschrittsmaschinerie herabgewürdigt; sein persönliches Glück wird dem größten Glück der größten Zahl, dem kollektiven Glück eines möglichst großen Teils der Menschheit, untergeordnet.

"Die Menschheit ist nur 70, 80, 90 Jahre alt – nicht älter. Und es gibt nur einen Fortschritt der Menschheit, das ist dein Fortschritt, der in dem Maße sich ereignet, wie du dich Gott hingibst. Es gibt keinen anderen Fortschritt!"

Fortschrittssysteme

Das menschenverachtende Prinzip des Progressismus wird am deutlichsten dort sichtbar, wo aus der Überzeugung, innerweltlicher Fortschritt sei machbar, Konzepte zu seiner Realisierung in die Praxis umgesetzt werden. Da die Mitwirkung eines jeden Menschen an einem solchen Fortschrittsprogramm als selbstverständlich und geboten vorausgesetzt wird, endet dies zwangsläufig in totalitären Systemen; geschichtliche Musterbeispiele hierfür sind die Jakobinerherrschaft während der Franzöischen Revolution, der Nationalsozialismus und der Bolschewismus.

"Wer dann die Macht gewinnt, so ein Programm durchzusetzen, der wird zum Mörder – automatisch. Er muß zum Mörder werden, denn wer da nicht mitmacht, entpuppt sich ja als ein Feind der Menschen. Also muß ein Robespierre morden, also muß ein Hitler, ein Lenin, ein Stalin sein blutiges Handwerk beginnen."

Spätestens an dieser Stelle tritt der antichristliche Urheber des Fortschrittwahns offen zutage. Aber bereits im Kern des Progressismus steckt die Ursünde in Reinform: Der Wahn des Menschen, kraft eigener Werke bestehen und ohne Gott zurechtkommen zu können.

"'Löst euch von Gott, und ihr werdet aus eigener Kraft werden wie Gott und selbst bestimmen, was gut und böse ist' – das ist die gleißende Zusage vom Vater der Lüge. Und damit hat sich die offizielle Kirche verschwistert."

Der Beitrag zum Menschheitsfortschritt

"In unseren Jahren, in denen die Leiden und Ängste wütender oder drohender Kriege noch schwer auf den Menschen lasten, ist die gesamte Menschheitsfamilie in einer entscheidenden Stunde ihrer Entwicklung zur Reife angelangt. Allmählich ist sie sich untereinander nähergekommen, und überall ist sie sich schon klarer ihrer Einheit bewußt. Da kann sie ihre Aufgabe, die Welt für alle überall wirklich menschlicher zu gestalten, nur erfüllen, wenn alle sich in einer inneren Erneuerung dem wahren Frieden zuwenden."
Gaudium et spes, Nr. 77
"Durch beharrliches Studium sollen sie [die Seelsorger] sich fähig machen, zum Dialog mit der Welt und mit Menschen jedweder Weltanschauung ihren Beitrag zu leisten."
Gaudium et spes, Nr. 43
In dem Bestreben, sich zur Welt zu öffnen, verfällt das II. Vatikanum diesem verkehrten Fortschrittsbegriff. Die Konzilstexte definieren ein revolutionär neues Selbstverständnis der Kirche: Sah sie sich fast zweitausend Jahre lang als Repräsentantin der von Christus offenbarten Wahrheit in der von Satan beherrschten Welt, betrachtet sie sich nunmehr nur noch als einen Beitrag zur Gestaltung einer besseren, menschlicheren Welt.

Der Glaube an eine sich immer weiter entwickelnden Menschheit läßt es erforderlich erscheinen, die Verkündigung der jeweiligen Zeit anzupassen (Modernismus). Nicht mehr zeitgemäße oder in der fortschreitenden Gesellschaft anstoßerregende Glaubensinhalte werden dabei bedenkenlos über Bord geworfen – die Allwissenheit Gottes und seine Allmacht, allgemeingültige und überzeitliche Gebote aufstellen zu können, zutiefst mißachtend.

Diese Beitragsideologie ist der antichristliche Kern des II. Vatikanums, aus der die anderen Irrlehren folgen. Sie ist außerdem das "negative Vorzeichen" (Pfarrer Milch), hinter dem auch alle positiven nachkonziliaren Errungenschaften in ihr Gegenteil verkehrt werden – da sie nicht mehr dem eigentlichen Ziel dienen, sondern als ein weiterer Beitrag für eine bessere Welt instrumentalisiert werden.

"Es ist der Antichrist selbst und die Synagoge Satans, die sich da niedergelassen haben, um die katholische Kirche zu einem Beitrag für das allgemeine Wachstum und den allgemeinen Fortschritt der Menschheit herabzuwürdigen, als wäre das übergeordnete Ziel die Allverbrüderung aller Menschen, allgemeiner Frieden, gegenseitiges Verstehen, Hochherzigkeit, Abbau aller Konflikte usw. – und dem bietet sich die katholische Kirche unter anderem an als ein Beitrag – das ist das Böse an sich, so zu denken! —
Sich mit der Welt solidarisieren, den Elementen weltlichen Lebens ein Eigenrecht zugestehen, die Autonomie der weltlichen Bereiche zu verkünden – das ist das Werk des Antichristen. Der will also nichts anderes, als dem Christusangebot den Wahn eines innermenschlichen systematischen Fortschritts entgegenzusetzen."

Der aufgegebene Absolutheitsanspruch

Die Beitragsideologie konterkariert somit die eigentliche Aufgabe der Kirche: Mit dem Anspruch, im Besitz der einzigen überzeitlichen Wahrheit zu sein, soll sie sichtbar machen, daß für jeden Einzelnen die Entscheidung, das Angebot Christi anzunehmen und sich aus der Vergänglichkeit der Welt herausrufen zu lassen, heilsnotwendig ist. Natürlich ist gerade dieser Absolutheitsanspruch der Kirche in der Welt unbeliebt, aber genau dies ist die Intention ihres Gründers Jesus Christus, der bestimmt ist "zu einem Zeichen, dem widersprochen wird" (Luk. 2:34) und von der Welt gehaßt zu werden (Joh. 15:18-19).

"Um einen Beitrag zu leisten, um auch mitzumachen, um gewisse mitmenschliche Verhaltensweisen zu üben gleichgültig gegenüber Inhalten, deshalb bin ich nicht katholisch. Und alle, die dies anraten und praktizieren, sind die Todfeinde unseres Glückes und die Todfeinde unseres Seelenheils, ob sie nun die progressistischen Urheber oder die zum Teil ahnungslosen, im Sinne eines falschen Gehorsams beflissenen, Marionetten sind. WIR NICHT! Und darum ist bei uns und mit uns die katholische Kirche als solche bewahrt. Nur bei uns!"

CD Pfarrer Hans Milch: Jesus weint über Jerusalem
CD Pfarrer Hans Milch: Das Wesen der Hoffnung
CD Pfarrer Hans Milch: Das Opfer des Neuen Bundes - Quelle unserer Heiligung
CD Prof. Dr. Walter Hoeres: Das größte Glück der großen Zahl
TEXT Pfarrer Hans Milch: Predigt zum dritten Sonntag nach Pfingsten 1985
TEXT Pfarrer Hans Milch: Die Zukunft der katholischen Kirche - Zeitvergötzung, Fortschrittsbetrug
TEXT Pfarrer Hans Milch: Rundbrief vom 25. Juni 1983
! Vorträge zum Thema "Progressismus"
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