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Geistliches Wort im Mai 2007

Der Heilige Geist als Lehrer

Das Evangelium des vierten Sonntages nach Ostern enthält wiederum ein Versprechen Jesu, den Heiligen Geist zu senden, und zwar verspricht er ihn besonders zu dem Zweck, damit er die Apostel lehre. Der Heilige Geist wird Lehrer der Apostel und soll auch unser Lehrer sein. Daher möchte ich auf drei Punkte hinweisen, wie wir uns für seine Lehre vorbereiten: 1. durch Sammlung; 2. durch Demut; 3. durch Folgsamkeit.

 

1. Durch Sammlung soll ich mich befähigen, die Einsprechungen des Heiligen Geistes zu vernehmen.

Thomas von Kempen sagt in der "Nachfolge Christi": "Selig die Seele, welche den Herrn in sich reden hört und aus seinem Munde Worte des Trostes empfängt! Selig die Ohren, welche die Laute des göttlichen Flüsterns vernehmen und vom Geflüster dieser Welt nichts bemerken! Ganz selig die Ohren, welche nicht horchen auf die Stimme, die äußerlich tönt, sondern auf die Wahrheit, die im Inneren unterrichtet! Selig die Augen, welche geschlossen sind für die Außendinge, aber beschäftigt mit dem, was im Innern vorgeht! Selig die, welche ins Innere eindringen und zum Erfassen der göttlichen Geheimnisse sich mehr und mehr durch die täglichen Übungen vorzubereiten suchen! Selig die, welche verlangen, sich mit Gott zu beschäftigen, und von jeglicher Behinderung durch die Welt sich losreißen! Beachte dies, meine Seele, und schließe die Tore deiner Sinne, damit du zu hören vermögest, was in dir redet der Herr, dein Gott." (IC lib. 3 cap. 1)

Schöner und eindringlicher, als mit diesen Worten, könnte wohl kaum jemand darlegen, wie notwendig der Geist der Sammlung ist, um die Einsprechungen des Heiligen Geistes zu hören.

Wie kann denn ein Mann, welcher vom Morgen bis zum Abend mit zeitlichen Geschäften überladen ist, ohne eine Art von Wunder ein innerliches Leben führen? Oder wie kann ein Ordensmann, dessen Gedanken während des Gebetes bei seiner äußeren Wirksamkeit oder gar bei seinen Verwandten sind, hoffen, die Stimme des Heiligen Geistes zu vernehmen? Oder wie kann ein Priester, der seiner Zunge und seinen Augen keinen Zaum anlegt, darauf rechnen, daß es ein Mann des Gebetes wird?

Wollen wir also, daß der Heilige Geist mit uns redet und daß wir seine Stimme wahrnehmen, so sorgen wir vor allem für den Geist der Sammlung und der Loslösung von unnötigen weltlichen Sorgen und Geschäften! Fragen wir uns: Wie steht es in dieser Hinsicht mit mir?

 

2. Durch Demut soll ich mich vorbereiten, die Einsprechungen des Heiligen Geistes zu empfangen.

Ist das Herz von störenden äußeren Einflüssen durch den Geist der Sammlung befreit, um der Einwirkung des Heiligen Geistes offenzustehen, so muß es sich gleichsam von sich selbst befreien, damit der Heilige Geist zu ihm redet und damit es seine Rede versteht.

In ein volles Gefäß gießt niemand etwas hinein; und wenn er es täte, so würde das Gefäß es nicht fassen können. Und in eine Seele, welche in ihrer Eitelkeit ganz angefüllt ist mit dem lieben eigenen Ich, wird der Heilige Geist keine Gnaden ergießen; und wenn er es täte, so würde die Seele diese Gnade nicht einlassen, es sei denn, sie würfe zuvor die Eigenliebe heraus, um Platz zu machen für die Liebe Gottes.

So ist die Demut erforderlich, um uns für die Aufnahme von Gnaden zu befähigen. Aber sie ist auch notwendig, damit der Heilige Geist, um menschlich zu reden, Luft bekomme, uns Gnaden zu schenken. Denn mit hochmutigen Leuten hat niemand gern zu schaffen, am wenigsten mit hochmütigen Bettlern.

Gern gibt man einem Armen, der bescheiden bittet und seine Not und Armseligkeit klagt. Aber einem Menschen, von dem wir wissen, daß er nichts hat, der aber trotzdem in seiner Aufgeblasenheit frech fordert, dem gibt man nicht leicht. Arm und hilfsbedürftig sind wir nun alle gegenüber dem Heiligen Geist. Sehen wir aber zu, daß wir dabei demütig sind, damit man uns nicht als hochmütige Bettler leer ausgehen lasse!

 

3. Durch Folgsamkeit soll ich den Heiligen Geist bewegen, mit seinen Einsprechungen freigebig zu sein.

Gesetzt, jemand hat eine Menge schöner Blumen in Töpfen, er versteht aber nicht damit umzugehen; er fragt mich also, wie er die einzelnen behandeln, wie er sie beschneiden, begießen und stellen müsse. Ich gebe ihm nun einige Anweisungen.

Einige Tage später bittet er mich um ferneren Aufschluß. Ich aber sehe, daß er sich um meine früheren Weisungen sehr wenig gekümmert hat. Es war ihm zu lästig, die Blumen an die Sonne zu stellen; das Beschneiden schien ihm nicht zweckmäßig; dagegen begoß er die Blumen mehr, als gut war. Werde ich mir nun die Mühe geben, ihm weitere Aufschlüsse zu erteilen? Gewiß nicht! Denn ich sehe ja, daß er meine Weisungen nicht befolgt.

Ähnlich wird der Heilige Geist mit uns handeln, wenn wir seinen Einsprechungen keine Folge leisten. – Vielleicht öfter schon hat er durch dein Gewissen dir im Innersten deines Herzens gesagt, daß du vorsichtiger sein müßtest im Reden. Du aber hast dich hierüber hinweggesetzt und dir keine Gewalt angetan. Wird dir also der Heilige Geist weitere Erleuchtungen zukommen lassen? Du kannst dies wenigstens nicht erwarten. Machtest du es dagegen dir zum Grundsatz und zur Gewohnheit, allen Regungen der Gnade nachzukommen, so würde der Heilige Geist dich von Vollkommenheit zu Vollkommenheit führen. Denn dieses zu tun ist ja sein innigster Wunsch. Du hast es also in deiner Gewalt, zu einer hohen Stufe der Heiligkeit zu gelangen; sorge von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde, daß du so handelst, wie du es durch die Erleuchtung der Gnade je nach den Umständen als das Vollkommenste erkennst. Wenn der Heilige Geist bemerkt, daß du seine Erleuchtungen gut benutzest, dann wird er dir weitere Erleuchtungen geben; du aber wirst es dir immer mehr zur anderen Natur machen, mitzuwirken mit allen Einsprechungen des Heiligen Geistes, welche du wahrnimmst.

Bitten wir im Marienmonat Mai die Braut des Heiligen Geistes ganz besonders um ihre Fürsprache, daß wir die Einsprechungen des Heiligen Geistes demütig entgegennehmen und befolgen, damit wir uns hierdurch auf das Pfingstfest und auf den Empfang der Gnaden möglichst vollkommen vorbereiten.

 

Mit priesterlichem Segensgruß

Abbé Oliver E. Busse
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