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Geistliches Wort im Mai 2008

Zum Dreifaltigkeitssonntag

 

Vom Advent bis Pfingsten hat unsere heilige Mutter Kirche uns dazu angeleitet, die Großtaten des Erbarmens Gottes mit den Menschen zu betrachten, nämlich die Menschwerdung des Gottessohnes, die Erlösung durch den Kreuzestod, die Himmelfahrt und Herabsendung des Heiligen Geistes.

Heute lenkt die Kirche unseren Blick auf die Quelle all dieser Gaben, auf die heiligste Dreifaltigkeit, aus der alles stammt, und spontan drängt sich uns der Dankeshymnus auf, der den Introitus der heutigen Festmesse bildet: "Gepriesen sei der dreieinige Gott: der Vater und Sein eingeborener Sohn und der Heilige Geist; denn Er hat uns Sein Erbarmen geschenkt."

Alle drei göttlichen Personen haben am Erlösungswerk mitgewirkt: Der Vater, Er hat Seinen Sohn in die Welt gesandt: "So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn dahingegeben hat." Der Sohn, unser Heiland Jesus Christus, Er ist Mensch geworden und für uns am Kreuz gestorben; Er hat uns erlöst und zu Kindern Gottes gemacht. Der Hl. Geist aber setzt das Werk der Erlösung durch Heiligung der Seele fort, Er ist nach dem Scheiden des Herrn unser Lehrer, Führer, Wegweiser, Tröster.

Das heutige Fest ist gleichsam eine Zusammenfassung von Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten; es ist ein dankbares: Großer, dreieiniger Gott, wir loben Dich! Die heiligste Dreifaltigkeit, d.h. der eine Gott in drei Personen, ist das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens und Lebens. Es ist das Geheimnis des inneren Lebens Gottes, der Urgrund aller anderen Glaubensgeheimnisse und das Licht, das diese erhellt. Ohne Kenntnis dieser Wahrheit kann man die Erlösung durch den Gottessohn nicht verstehen. Das heutige Fest will uns daher auch daran erinnern, daß unser Leben ganz und gar eingeschlossen ist in die heiligste Dreifaltigkeit.

Denken wir etwa an die hl. Taufe: Der Priester tauft den Täufling "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes". Das Wort "taufen" hat einen tiefen Sinn. Es bedeutet eintauchen, reinigen. Es will also sagen: Ich befreie dich von der Erbsünde im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes und tauche dich hinein in die heiligste Dreifaltigkeit. Bei der Taufe geschieht im gewissen Sinne das, was bei der Taufe Jesu geschah: der Himmel öffnet sich für den Täufling; der Vater erkennt den Täufling als Sein geliebtes Kind an, der Hl. Geist kommt herab und macht ihn zu Seinem Tempel und der Täufling wird Bruder bzw. Schwester Christi.

Auch im weiteren Verlauf des Lebens begegnen wir dem Wirken der heilgsten Dreifaltigkeit. Denken wir an das Sakrament der Buße, der Versöhnung, wo der Priester spricht: " Ich spreche dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes." Oder denken wir an die Eheschließung. Hier spricht der Priester zu den Brautleuten: "Ich verbinde euch im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes." Schließlich betet der Priester am Sterbelager: "Scheide , christliche Seele, von dieser Welt im Namen Gottes, des allmächtigen Vaters, denn Er hat dich geschaffen; im Namen Christi, denn Er hat für dich gelitten; im Namen des Hl. Geistes, denn Er wurde ausgegossen über dich."

Unser Leben als Christen ist also ganz umschlossen von der heiligsten Dreifaltigkeit. Es kann daher nicht verwundern daß fast alle Gebete der Kirche an die heiligste Dreifaltigkeit gerichtet sind. Denken wir nur an das Kreuzzeichen, das unser Gebet umrahmt; es soll das erste Gebet des Tages sein und das letzte, es wird begleitet von den Worten: "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen." Durch das Kreuzzeichen bekennen wir zugleich den Glauben an das Geheimnis der heiligsten Dreifaltigkeit und an das Geheimnis unserer Erlösung durch den Kreuzestod Jesu Christi.

Oder denken wir an das "Ehre sei dem Vater", das "Gloria Patri". Dieses Gebet wird wohl am häufigsten in der Kirche gebetet. Jeder Psalm wird damit beendet; jede Gebetsstunde im Breviergebet wird damit begonnen. Jeder Priester und Ordensmann betet es viele, viele Male am Tag. Es ist ein erhabener Lobpreis an die heiligste Dreifaltigkeit. Ebenso, und dies ganz besonders, in der Hl. Messe das "Ehre sei Gott in der Höhe", "das Gloria in excelsis Deo", sowie das "Glaubensbekenntnis", das "Credo". Das schönste Gebet an die heiligste Dreifaltigkeit aber ist die Hl. Messe selbst, sie ist das Lob-, Dank- und Bittopfer an den dreieinigen Gott.

Die Kirche begleitet uns also mit dem Segen der heiligsten Dreifaltigkeit durch das ganze Leben und taucht uns immer tiefer in sie hinein. Und doch, obwohl unser Leben überall von der heiligsten Dreifaltigkeit umgeben ist, ist diese Wahrheit für viele Gläubige eine ferne und abstrakte Wirklichkeit. Und dies nicht erst seit unseren Tagen. Der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe sagte im Jahre 1824, rückblickend auf seine religiöse Erziehung, im Gespräch mit seinem Sekretär Eckermann: "Ich glaube an Gott und die Natur und an den Sieg des Edlen über das Schlechte; aber das war den frommen Seelen nicht genug, ich sollte auch glauben, das drei eins sei und eins drei; das aber widerstrebte dem Wahrheitsgefühl meiner Seele; auch sah ich nicht ein, daß mir damit auch im mindesten geholfen gewesen." Mit dieser Äußerung spricht Goethe auch heute noch vielen Menschen aus dem Herzen, und zwar auch Katholiken; sie können mit der heiligsten Dreifaltigkeit nichts anfangen.

Allerdings, es verwundert, daß ein so großer Geist, wie unser Dichterfürst sich so leichtfertig und unrichtig über den Glauben äußert. Denn, wer mit Blick auf die heiligsten Dreifaltigkeit sagt: Es ist unmöglich, daß drei eins sind, und eins drei, der zeigt, daß er die Lehre der Kirche nicht verstanden hat. Denn die Kirche sagt nicht: "Drei Personen sind eine Person", oder: "Ein Gott sind drei Götter". Dies wäre in der Tat unlogisch, ein innerer Widerspruch, ein solcher Glaube wäre unvernünftig. Die Lehre der Kirche von der heiligsten Dreifaltigkeit besagt vielmehr: Es gibt nur einen Gott und dieser eine Gott besteht aus drei Personen: dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Jede dieser drei Personen ist wahrhaftig Gott; und doch sind es nicht drei Götter, sondern es nur ein ewiger, unendlicher, unfaßbarer Gott.

Die Wahrheit von dem einem Gott in drei Personen können wir Menschen mit unserem schwachen Verstand allerdings nicht begreifen, denn sie liegt außerhalb unserer Erfahrung und Vorstellung, und deshalb sprechen wir auch vom Geheimnis der heiligsten Dreifaltigkeit. Das Geheimnis der heiligsten Dreifaltigkeit ist das größte und erhabenste Geheimnis unseres Glaubens. Es ist und bleibt für uns Menschen unergründlich. Wir werden es nie verstehen können, wir können es nur glauben, uns demütig beugen und bekennen: "Herr, ich glaube, hilf meinem schwachen Glauben!"

Dieser Glaube aber widerstreitet keineswegs der menschlichen Vernunft, denn er stützt sich auf die Autorität des sich offenbarenden Gottes. "Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, hat uns hiervon Kunde gebracht" (Jo 1, 18). Das Geheimnis der heiligsten Dreifaltigkeit wissen wir aus den Worten, die Jesus Christus bei Seiner Himmelfahrt zu den Aposteln gesprochen hat: "Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" …(Mt 28, 18-19). Unser Glaube an die heiligsten Dreifaltigkeit stützt sich auf Den, Der gesagt hat: "Ich bin die Wahrheit". Wir glauben somit Dem, Der weder lügen noch sich irren kann.

Die gilt im übrigen für alle Glaubengeheimnisse. Denken wir nur an das Geheimnis der Menschwerdung Gottes oder die Auferstehung Jesu Christi vom Tod! Auch dies sind Wahrheiten, die wir nicht begreifen, die wir nur im Glauben annehmen können; die wir glauben, weil sie sind uns von Gott geoffenbart sind, nicht aber weil wir sie verstehen. Genau dies es, was Gott von uns erwartet: daß wir Seinem Wort glauben "ohne wenn und aber", so wie ein Kind, das felsenfest dem Wort seines Vaters vertraut und sich danach verhält. Und gerade dies macht unseren Glauben so verdienstlich und Gott wohlgefällig: dieses unbedingte Vertrauen in die Autorität des sich offenbarenden Gottes. Daher sagt Christus zu Thomas: "Selig sind die, welche nicht sehen und doch glauben." Der Grund, das Motiv unseres Glaubens ist einzig und allein die Autorität des sich offenbarenden Gottes, nicht unsere Einsicht in das Glaubensgeheimnis. "Denn als Glaubende gehen wir unseren Lebensweg, nicht als Schauende (2 Kor 5, 7)."

Und daher ist unser christlicher Glaube auch vernünftig. Wenn wir den Worten Christi glauben, so haben wir eine größere Sicherheit, als wenn wir den betreffenden Glaubensgegenstand mit unseren Sinnen wahrnähmen. Denn unsere Sinne können uns täuschen, Gott aber nicht. Dieser Ausspruch stammt vom hl. Klemens Maria Hofbauer, der bei einem Gespräch über die heiligsten Dreifaltigkeit auf ein Bild blickte, das an der Wand hing, und dann sagte: "Mehr glaube ich, daß ein Gott in drei Personen ist, als daß dieses Bild an der Wand hängt. Meine Sinne können mich täuschen, Gott aber nicht." –

Kommen wir noch einmal zurück zu dem Ausspruch Goethes zur heiligsten Dreifaltigkeit. Er zeigt sehr deutlich, daß Goethe – abgesehen davon, daß er von ganz falschen Voraussetzungen ausgegangen ist – keinen katholischen Glauben hatte. Dies gilt auch für seine Aussage: " ... auch sah ich nicht ein, daß mir damit – gemeint ist der Glaube an den dreieinigen Gott – auch im mindesten geholfen gewesen wäre." Denn, wer den Glauben an den dreieinigen Gott wahrhaft lebt, der wird allerreich beschenkt. Wer mit dem göttlichen Vater in der Gesinnung kindlicher Hingabe und innigem Vertrauen verbunden ist, das "Vaterunser" aus ganzem Herzen immer wieder betet, der ist frei von übertriebener Sorge für sein Leben, seine Gesundheit und seine Existenz. Weiß doch der Vater im Himmel, was wir zum Leben notwendig haben; Er wird schon sorgen. (Lk 12, 22-32).

Und wer den Sohn Gottes und Sein Wort "Ohne Mich könnt ihr nichts tun" ernst nimmt, der wird immer wieder Seine Nähe suchen, Seine Nähe im Gebet und in den Sakramenten, besonders dem Sakrament der Versöhnung und der heiligsten Eucharistie. Er wird im Glauben wachsen und tapfer das Kreuz tragen, das der Herr ihm schickt. Dabei wird erfahren, daß in der Nähe des Herrn Kreuz und Leid die Schwere des Unerträglichen verlieren. Denn er trägt die Last nicht allein, der Herr trägt sie zusammen mit ihm. Wer sich schließlich den Anregungen des Heiligen Geistes öffnet und den Geist nicht auslöscht, der wird Ihn immer wieder als Tröster und Beistand erfahren. Beschenkt mit den "Sieben Gaben" des Heiligen Geistes wird er unbeirrt den Weg gehen, der ihn schließlich in die Herrlichkeit des Himmels führt. —

Ich schließe mit einem Gebet an die heiligsten Dreifaltigkeit: O unbegreiflicher, aller Ehre und Anbetung würdigster, dreieiniger Gott! O Abgrund der Weisheit, Macht und Liebe! In Dich versenke ich mich; und da ich Dich nicht fassen kann, so fasse Du mich! Ich glaube an Dich, obwohl ich Dich nicht begreife; vermehre in mir den Glauben! Ich hoffe auf Dich, weil ich mir von Dir alles Gute versprechen darf; unterstütze meine Hoffnung! Ich liebe Dich, weil Du aller Liebe würdig bist, entzünde in mir das Feuer Deiner Liebe, damit ich in Liebe Dir lebe und sterbe. Amen.

Abbé Oliver E. Busse
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