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Geistliches Wort im Mai 2009

Von der Erwählung und Sendung der Apostel (Joh 15, 16-25)

 

1. Punkt: Christus hat die Apostel erwählt

"Nicht ihr habt mich erwählt," spricht Jesus, "sondern ich habe euch erwählt, und ich habe euch gesetzt, daß ihr gehet und Frucht bringet, und eure Frucht bleibe, damit euch der Vater alles gebe, was immer ihr in meinem Namen bitten werdet." Dreierlei ist hier zu betrachten:

Jesus hat die Apostel erwählt, nicht die Apostel den Heiland. Das beweist uns aufs neue seine große Liebe zu uns, und unsere Pflicht, ihn wieder zu lieben. Denn wie von den Aposteln, so können wir auch von uns sagen: Jesus hat uns erwählt, nicht wir haben Jesus erwählt. Er hat uns erwählt und geliebt, noch ehe wir ihn liebten, ja, als wir noch seine Feinde waren; wir können auch von ihm die Worte verstehen, welche Gott beim Propheten Jeremias spricht: "Mit ewiger Liebe lieb' ich dich; darum erbarme ich mich dein und ziehe dich zu mir" (Jer. 31, 3); oder, wie der hl. Johannes sagt: "Lasset uns also Gott lieben, weil Gott uns zuerst geliebt hat" (1 Joh. 4, 19). Fügen wir aber gleichfalls mit dem Liebesjünger hinzu: "Meine Kindlein, lasset uns nicht mit Worten und mit der Zunge lieben, sondern in der Tat und Wahrheit" (1 Joh. 3, 18).

Wozu hat Christus die Apostel, und ähnlich auch uns, erwählt? Er spricht: "Ich habe euch gesetzt, daß ihr gehet und Frucht bringet, und eure Frucht bleibe." Zwiefach ist die Frucht, welche wir bringen sollen, nachdem Christus uns erwählt hat; erstens die Frucht unserer eigenen Heiligung, zweitens die Frucht der Heiligung anderer. Von der Heiligung unser selbst hängt es ab, wie sehr wir uns gegen die ewige Verdammnis sichern, und wieviele Schätze wir für die Ewigkeit hinterlegen. Töricht wären wir, wenn die Erwerbung irdischer Reichtümer und Ehren uns mehr am Herzen läge als die Erwerbung ewiger Güter. Von unserem Eifer für die Heiligung anderer hängt es ebenso ab, ob mehr oder weniger Seelen gerettet oder ewig verdammt werden, und ob die Geretteten für alle Ewigkeit ein höheres oder ein geringeres Glück genießen. Seien wir also erfinderisch und unermüdlich, für das Seelenheil anderer zu wirken.

Ein kräftiges Mittel, für unser Heil wie für das Heil unseres Nächsten zu wirken, nennt uns Jesus in den Worten, die er beifügt: "damit euch der Vater alles gebe, was immer ihr in meinem Namen bitten werdet". Es ist wohl klar, daß wenn die Apostel im Auftrage Jesu und somit im Auftrage des Himmlischen Vaters gehen, dieser ihr Bitten um alles, dessen sie bei ihrer Sendung bedürfen, erhören wird. Denn sie haben sich ja ganz ihm geweiht und hingegeben. Weihen wir uns ebenso vollständig dem Dienste Gottes, und auch unsere Bitten werden in ähnlicher Weise erhört werden wie die der Apostel.

2. Punkt: Die Apostel sollen einander lieben

Nachdem nun Jesus von der Wahl und der Sendung der Apostel gesprochen, mahnt er sie wiederum, wie schon so oft, zur gegenseitigen Liebe. "Dies befehle ich euch, daß ihr einander liebet", so spricht er.

Christus will eben ein Reich gründen, dessen König er ist, dessen Fürsten die Apostel, dessen Untertanen wir alle sind; ein Reich, nicht von dieser Welt, aber ein wahres Reich. Darum muß er verlangen, daß alle Glieder fest miteinander verbunden sind durch die Liebe, und vor allem, daß die ersten Fürsten dieses Reiches, die Apostel, einig sind untereinander und einander lieben.

Wie unsäglich hat in der Kirche bereits der Mangel dieser Liebe und dieser Eintracht geschadet! Wie kann denn auch Erfolg sein bei den Arbeiten am Seelenheil des Nächsten, wenn die Arbeiter nicht in Liebe und Eintracht verbunden sind? Es kann ja ohne diese Liebe kein gedeihliches Zusammenwirken stattfinden, und es kann ohne dieselbe kein reichlicher Segen von oben die Arbeiten befruchten.

Wollen wir also irgendwie im Reiche Christi mitwirken bei den Arbeiten am Heile der Seelen, so tun wir es vor allem in Einigkeit und Frieden mit den übrigen Arbeitern. Besser: Weniges in Frieden ausrichten, als anscheinend Großes tun unter Störung der Eintracht; ja, oft ist es besser, das Gute ganz zu unterlassen, wenn man es nur unter Störung des Friedens bewerkstelligen kann.

3. Punkt: Die Welt wird die Apostel hassen

Christus hat um so mehr Grund, die Apostel zur wechselseitigen Liebe zu ermahnen, als er ihnen voraussagen muß, das die Welt sie hassen werde. In jener Liebe also soll ihr Herz Ersatz finden für die Kälte und die Verfolgungen, welche die Welt ihnen bereitet. Auch für uns liegt in diesem Haß der Welt ein neuer Beweggrund, unsern Trost zu suchen in der gegenseitigen Liebe zu einander.

Doch hören wir, wie Jesus seinen wahren Jüngern den Haß und die Verfolgung von Seiten der Welt voraussagt. Nachdem er die Apostel zur Liebe ermahnt, fährt er fort: " Wenn euch die Welt haßt, so wisset, daß sie mich vor euch gehaßt hat. Wäret ihr von der Welt gewesen, so würde die Welt das Ihrige lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch von der Welt auserwählt habe, darum haßt euch die Welt. Gedenket meiner Rede, die ich zu euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen; haben sie meine Worte gehalten, so werden sie auch die eurigen halten. Aber dies alles werden sie euch tun um meines Namens willen; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat. Wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen nicht geredet hätte, so hätten sie keine Sünde; nun aber haben sie keine Entschuldigung für ihre Sünde. Wer mich haßt, der haßt auch meinen Vater. Wenn ich nicht die Werke unter ihnen getan hätte, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde; nun aber haben sie dieselben, und hassen doch mich und meinen Vater. Aber es mußte das Wort erfüllt werden, das in ihrem Gesetze geschrieben steht: Sie hassen mich ohne Ursache."

Auch in diesen Reden zeigt sich wieder die große Liebe des göttlichen Heilandes. Es ist ja seine Abschiedsrede vor dem bittern Leiden, und er sieht voraus, welche Leiden auch seinen Jüngern bevorstehen. Aber er scheint weniger an seine eigenen als an die Leiden seiner Jünger zu denken, indem er sie dadurch tröstet, daß er ihnen zeigt, wie auch ihm, ihrem Meister und Gott, der Haß der bösen Welt zuteil werde.

Wie oft mögen später die Apostel dieser Worte gedacht haben, als sie in weite Länder auszogen und allerlei Verfolgungen und zumeist auch den Martertod litten! So will auch ich im Leiden der Worte gedenken: "Der Knecht ist nicht größer als sein Herr", und der andern Worte: "Weil ihr nicht von der Welt seid, darum haßt euch die Welt."

 

Mit priesterlichem Segensgruß

Abbé Oliver E. Busse
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