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Geistliches Wort im Februar 2010

Der hl. Franz von Sales, Kirchenlehrer, Bischof und Ordensstifter

 

Der hl. Franz von Sales wurde am 21. August 1567 auf dem Schlosse Sales, unweit Annech, welches damals unter Savoyern stand, geboren. Er war der älteste Sohn des Grafen Franz von Sales. Seine Mutter Franziska suchte ihn schon früh in aller Frömmigkeit zu erziehen. Der Graf, sein Vater, sandte ihn, als er 6 Jahre alt war, in das Kolleg von Rocheville, später in das von Annech, und im Alter von etwa 11 Jahren nach Paris, wo er im Kolleg der Jesuiten Rhetorik und Philosophie studierte. Seine Universitätsstudien machte er zu Padua; dort fand er an dem gelehrten Jesuiten Possevin einen tüchtigen Lehrer und Gewissensrat. Nach glänzend vollendeten Studien kehrte er, 24 Jahre alt, in die Heimat zurück. Sein Vater hatte ihm eine reiche Braut ausersehen; aber Franz hatte andere Pläne; er wollte sich Gott im Priesterstande weihen, ohne auf sein Erstgeburtsrecht, welches ihm die Nachfolge in der Grafschaft sicherte, zu achten. Er ward vom Papst zum Propst der Kirche von Genf, später zum Weihbischof und im Jahre 1602, also im Alter von 35 Jahren zum Bischof von Genf ernannt. Was er als solcher gewirkt, ist erstaunlich. Nach zwanzigjähriger segensreicher Amtsführung starb er am 28. Dezember 1622 und wurde im Jahr 1665 von Papst Alexander VII. heilig gesprochen.

Wir erwägen: 1. seine Frömmigkeit; 2. seinen Seeleneifer; 3. seine Sanftmut.

1. Punkt: Frömmigkeit des hl. Franz von Sales

Wie groß die Frömmigkeit, der Glaube und die Liebe des hl. Franz war, das schildert uns die hl. Franziska von Chantal in folgenden Worten: "Gott hat in dem Mittelpunkte dieser heiligen Seele, oder wie er es nannte, in der obersten Geistesspitze ein so helles Licht ausgegossen, daß er die Wahrheiten des Glaubens und ihre Vortrefflichkeit wie in einem Blicke überschauen konnte; daraus entstand eine lebendige Flamme in seinem Willen, die ihn durch und durch begeisterte und entzückte. Allen Wahrheiten, die ihm in diesem Lichte gezeigt wurden, unterwarf er sich mit einer edlen Hingabe des Willens, voll Ruhe, Einfalt und Wahrheitsgefühl. Die Stätte, in der sich dieses helle Licht ausgoß, nannte er das Heiligtum Gottes, in welches kein anderes Wesen Zutritt hatte, als allein die Seele mit ihrem Gott. Hierin feierte er seinen Sabbat; hierin hatte er seinen gewöhnlichsten Aufenthalt; in diese innere Einsamkeit verschloß sich sein Geist, so oft und so lang er konnte; und selbst seine anhaltenden äußeren Geschäfte vermochten ihn an diesem steten Rückzuge in sein Innerstes nicht zu hindern."

Hätte ich doch eine ähnliche Stufe der Geistessammlung und des Gebetslebens erreicht!

Denke man indes nicht, daß der hl. Franz ohne Kämpfe es so weit gebracht hat. Er hatte gewaltige Versuchungen auszustehen. So bemächtigte sich seiner in den Jünglingsjahren zu Paris eine trostlose Dürre und verzweifelungsvolle Schwermut; es war ihm, als hätte Gott ihn verworfen. Tag und Nacht weinte er in wehmütiger Seelenangst. Seine Körperkräfte schwanden; er konnte kaum essen, kaum trinken, kaum schlafen. Endlich nahm er seine Zuflucht zu einem Muttergottesgebilde in der Kirche des hl. Stephan und betete inbrünstig, die liebe Mutter Gottes möge ihm die Gnade erlangen, daß er Gott, den er das Unglück haben würde, ewig nach seinem Tode zu hassen, wenigstens jetzt auf Erden noch von ganzem Herzen lieben möge. Kaum hatte er sein Gebet beendet, als die Versuchung geschwunden und alle Seelenangst gewichen war.

Wie groß im reiferen Alter die Frömmigkeit des Heiligen geworden, das zeigen folgende Äußerungen von ihm: "Mein Herz, so sprach er, empfindet eine unaussprechliche Freude, das immerwährende Schlachtopfer meines Erlösers zu sein. Welch ein Glück, nur in Gott zu leben, zu arbeiten und sich zu erfreuen!"" Ach, wenn ich wüßte, daß die geringste Neigung meines Herzens nicht für Gott wäre, würde ich sie sogleicht herausreißen. Ja, wenn ich glaubte, daß mein ganzes Herz nicht das Gepräge Jesu, des Gekreuzigten, trüge, würde ich es nicht einen Augenblick in mir behalten." Zu einer solchen Liebesglut es zu bringen, soll auch mein Streben sein! Wie? Durch Anwendung jener Mittel, welche die Ordensregel oder der Beichtvater anrät.

2. Punkt: Der Seeleneifer des hl. Franz von Sales

Der Seeleneifer des Heiligen betätigte sich vorzüglich in drei Dingen: in seiner Missionstätigkeit, in den Büchern, die er schrieb, und in der Stiftung des Ordens von der Heimsuchung Maria.

  1. Seine Missionstätigkeit begann er, als er noch Diakon war; er setzte sie fort als Priester und als Bischof bis kurz vor seinem Tode, als schon die Kräfte begannen, ihn zu verlassen. Ganze Ortschaften hat er vom Calvinismus zur katholischen Kirche zurückgeführt und man schätzt die Zahl der Calvinisten, welche er bekehrte, auf 72000. Die hl. Franziska von Chantal schreibt über ihn an einen Freund: "Dieser Seeleneifer war seine herrschende Tugend. Denn wie sie es oft gesagt haben, selbst den Gottesdienst verließ er, um sich dem Nächstendienste zu weihen. Gott! Wer kann seine Zärtlichkeit, Geduld, Sanftmut, Arbeitssamkeit messen? In diesen Dienste der Liebe verzehrten sich endlich auch seine Kräfte.
  2. Unberechenbar ist, was seine Bücher gewirkt haben und bis auf den heutigen Tag, also nach mehr als zwei Jahrhunderten, noch wirken. Ganz besonders gilt das von der "Philothea, oder Anleitung zum andächtigen Leben", welche noch jetzt sehr allgemein in Gebrauch ist und vielen zur Erbauung dient.
  3. Von ähnlich nachhaltiger Wirkung ist die Stiftung des Ordens der Heimsuchung, die im Jahre 1610 geschah. Was auf dem ganzen Erdkreise von diesem Orden Gutes geschieht, kommt mit auf die Rechnung des hl. Franz von Sales.

Wie viel kann doch ein einziger Mensch zur Ehre Gottes und zum Heile des Nächsten wirken, wenn er den Einsprechungen der Gnade treu folgt! Was kann ich tun, um auch meine schwachen Kräfte möglichst nutzbar zu machen?

3. Punkt: Die Sanftmut des hl. Franz von Sales

All diese herrlichen Eigenschaften des hl. Franz erhielten eine besondere Liebenswürdigkeit durch seine große Milde und Sanftmut. Ohne es zu beabsichtigen, hat der hl. Franz sich selbst gezeichnet in einem Bilde, welches er uns von einem Sanftmütigen in folgenden Worten entwirft: "Wer die christliche Sanftmut besitzt, hat gegen jedermann ein zärtliches Herz, und der wird sich geneigt fühlen, anderen zu verzeihen und ihre Gebrechlichkeiten zu entschuldigen.

Die Güte seines Herzens zeigt sich durch eine sanfte Leutseligkeit in allen seinen Worten und Handlungen, die ihm alles angenehm macht; er enthält sich jeder trotzigen und gebieterischen Rede. Eine liebliche Heiterkeit schimmert allezeit auf seinem Angesichte; er ist jenen Leuten nicht ähnlich, die nur zornige Blicke um sich werfen, die nur zu versagen gewöhnt sind, oder doch so unwilliger Seele geben, daß sie alles Verdienst ihrer Wohltat verlieren."

An einer andern Stelle erklärt der Heilige: "Das äußerste Mittel, welches ich gegen die plötzlichen Aufwallungen der Ungeduld kenne, ist ein sanftes und ruhiges Schweigen. So wenige Worte man auch redet, schleicht sich doch die Eigenliebe dabei ein, und es entwischen uns Dinge, die 24 Stunden hindurch unser Herz mit Bitterkeit anfüllen. Wenn man aber kein Wort redet und mit gutem Herzen lacht, so geht der Sturm vorüber und man entwaffnet den Zorn und die Unbescheidenheit und verkostet eine reine und dauerhafte Freude.

Die Liebe sucht nicht ihre Vorteile, sondern nur die Ehre Gottes. Bitterkeit und Härte kommen nur von der Leidenschaft, der Eitelkeit und dem Stolze. Ein vernünftiges Schweigen ist allezeit besser als eine lieblose Wahrheit."

Dies waren die Grundsätze, nach welchem der hl. Franz von Sales handelte, und nach ihnen will auch ich handeln. Du aber, o mein Jesus, gib, daß ich das Bild dieses großen Heiligen mehr und mehr an mir auspräge, damit ich hierdurch dir, meinem höchsten Vorbilde, ähnlicher werde.

 

Mit priesterlichem Segensgruß

Abbé Oliver E. Busse
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