Das liebevolle Herz Mariä
Die Gnade der unvergleichlichen Reinheit der allerseligsten Jungfrau steht in engem Zusammenhang mit der Gnade ihrer Unbefleckten Empfängnis. Eigentlich ist ihre Reinheit nur die Entfaltung dieser Gnade. Sie blieb immer bewahrt vor der Erbsünde; sie war schon im Stande der Gnade, als sie im Schoß ihrer Mutter, der heiligen Anna, empfangen wurde. Sie wurde vom allerersten Augenblick ihrer Existenz an erfüllt vom Lichte und von der Liebe Gottes. An dieser Gnade nahm auch ihr Herz teil. Im selben Augenblick, als ihre Seele geschaffen wurde, verspürte sie die bergenden und erleuchtenden Strahlen der Gnade, die zarte und machtvolle Einwirkung Gottes. Sie sah den Glanz der unendlichen Schönheit Gottes, sie wurde umhüllt von seiner unaussprechlichen Liebe, die sie aus dem Nichts ins Dasein rief. Im Licht der liebenden Umarmung Gottes erwachte die Seele Mariä zugleich zum natürlichen und übernatürlichen Leben. Und bei diesem Erwachen wandte sie sich sogleich mit ihrem ganzen Wesen Gott als der Sonne ihres Lebens zu. Sie tat dies in vollem Bewußtsein und mit der heiligen Begeisterung, die sie von seiner zuvorkommenden Gnade erhalten hatte.Mit unwiderstehlicher Kraft strömte die Flut des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe in die Seele Mariä. Sie war voll der Gnade. Und diese Vollheit stand im Ebenmaß zur ersten zuvorkommenden Gnade. Im allerersten Drang ihres Herzens zu Gott hatte Maria tatsächlich der göttlichen Gnade vollkommen entsprochen. Von dieser Gnade ging nichts verloren. Ihre Antwort entsprach dem Anruf Gottes. Wie mächtig dieser Anruf von Gott auf ihre Seele einwirkte, können wir unmöglich begreifen – denn dazu müßten wir einen Begriff haben von der Liebe, die Gott der Herr zu derjenigen trug, die seine Mutter werden sollte. Wir sehen, daß die allerseligste Jungfrau sich bei der ersten Begegnung zwischen Gott und ihr nicht einfach passiv verhielt, und welchen Anteil ihr Herz, d.h. ihr liebendes Streben zu Gott hin, an der Gnade der Unbefleckten Empfängnis hatte.
Diese heiligmachende Gnade nahm während ihres ganzen Lebens ständig zu. Der in ihr lebende Gott, der Herr und Meister ihres Herzens, erleuchtete und erwärmte sie mit seiner Liebe. Er zog sie mit seiner zarten und innigen Umarmung immer mehr zu sich hin. Die heiligmachende Gnade selbst veranlaßt schon helfende Gnaden. Aber in was für einem Maße schenkte Gott dann seine Gnade einer Seele, die ihn so sehr liebte? Und jedesmal, wenn Gott das Herz Mariä mit seiner Gnade berührte, antwortete es mit unaussprechlicher Gegenliebe.
Betrachten wir dagegen unsere traurigen Zeiten, in denen wir leben: Was für eine Verhärtung gegenüber der Liebe Gottes, was für eine Gefühllosigkeit und Kälte. Und in Konsequenz dann natürlich auch die Kälte, ja Rohheit und Grausamkeit der Menschen untereinander, wovon die Wahnsinnstat des Irren in Norwegen nur ein besonders auffallender Ausdruck war. Was dieser Unmensch getan hat, geschieht in anderer Form tagtäglich: Mord am Leib, vor allem aber an der Seele des Menschen. Darum ist es kein Zufall, daß es, wie die allerseligste Jungfrau in Fatima sagte, der Wille des Heilands ist, daß gerade in der heutigen Zeit die Andacht zum Unbefleckten Herzen Mariä verbreitet werden soll. Hier ist der Rettungsanker für eine lieblose und grausame Welt zu suchen, und nicht auf den Sofas von sich als Kennern der menschlichen Seele ausgebenden Quacksalbern, nicht in irgendwelchen Sozialprogrammen und Humanitätsduseleien, nicht in der "freien Entfaltung der Persönlichkeit" - kurzum: nicht beim Menschen selbst und seinen armseligen Irrtümern. Das Herz Mariä kann und soll der Menscheit die Liebe wiederbringen, denn ohne die Liebe ist sowohl die Menschheit insgesamt verloren als auch der Einzelmensch.
Süßes, liebevolles Herz Mariä, du Herz, das vom ersten Augenblick an nur für Gott geschlagen hat, sei unsere Rettung!
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