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Geistliches Wort im Juni 2013

Mannestugend im Licht der Eucharistie

Hoffung

Heute müßte ich meine Worte eintauchen in alles Glück des Himmels der Erde. Heute müßte ich in eurem Namen hilfsbegehrend anpochen an der Tabernakeltüre. Heute müßte ich eure Herzen emporheben zum Vater des Lichtes, von dem jede gute Gabe kommt. Oh Jesus im Sakrament, schon ist sie lebendig geworden in diesen Männerherzen: Die Hoffnung auf das Glück des Himmels und der Erde; schon streckt sie die Hände aus: Die Hoffnung auf dich, du Brot der Starken. Schon stürmt sie den Himmel: Die Hoffnung auf den allmächtigen, gütigen, getreuen Gott. Jesus im Sakrament, auch ich, dein Diener, setze all meine Hoffung auf deine Gnade; du wirst meine Worte segnen, wenn ich heute im Licht Deiner heiligen Eucharistie diesen Männern die christliche Tugend der Hoffnung zeige!

Zwei Betrachtungspunke:

I. Erdenhoffnung
II. Himmelshoffnung

im Anschluß an Davids Hoffnungslied: Was hab' ich im Himmel und was wünsch' ich auf Erden außer dir? Du bist der Gott meines Herzens und mein Anteil in Ewigkeit.

I. Erdenhoffung

Was wünsch' ich auf Erden? Die Erde verwahrt kostbare Güter. Gold und edles Gestein, Schätze in Flur und Wald, im Schoß der Berge und Meere. All diese Güter zur Befriedigung der notwendigen Lebensbedürfnisse, und darüber hinaus zur Pflege edler Lebenskunst, hat Gott gewollt und ins Dasein gerufen. All diese Güter sind deshalb in Gottes Augen gut, denn Gott schafft nichts Böses. All diese Güter dürfen deshalb Gegenstand unserer Hoffung sein, nur dürfen wir uns nicht an sie verlieren und das Höhere darüber vergessen. Denn höher als all diese Güter, höher auch als Weib und Kind, höher selbst als Gesundheit und Leben, höher als der Gewinn der ganzen Welt – höher steht deine unsterbliche Seele. Was nützt es aber dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne, aber durch ungeordnetes Streben nach irdischen Gütern und durch deren ungerechten Gebrauch Schaden litte an seiner Seele?

Wenn wir uns aber umsehen, so finden wir, daß sehr viele Menschen – vielleicht wir selbst – falsche, verkehrte Hoffnungen haben. Was macht denn unsere Zeit so unstet, so nervös, so charakterlos, so daß ihr jeder feste Kurs fehlt wie einem Schiff auf rasender See, ohne Steuer und ohne Anker? Seht, in Deutschland begehen Jahr für Jahr 12.000-14.000 Menschen Selbstmord. Nun hat z.B. Lindau am Bodensee gegen 14.000 Einwohner. Wenn sich nur diese Stadt im Laufe des Jahres durch Selbstmord selbst ausrotten würde! Dann habt ihr ein Bild von dem entsetzlichen Umfang dieses Verbrechens. Was ist denn da schuld? Was fehlt denn unserer Zeit? Vielleicht doch das feste Steuer! Vielleicht doch der Hoffnungsanker! Unserer Zeit fehlt der Blick nach oben, der Maßstab der Ewigkeit; unsere Zeit setzt all ihr Hoffen auf die Gesundheit, auf eigene Kraft, auf die Macht des Geldes, auf die des Fleisches, der Augen, der Lebenshoffart, all ihr Hoffen auf die Erde, so wie jener ruhelose Geist, der am Ende seines fast hundertjährigen Erdenlebens von sich sagen konnte (Faust 11,5):

Ich bin nur durch die Welt gerannt,
Ein jed' Gelüst ergriff ich bei den Haaren.
Was nicht genügte, ließ ich fahren,
Was mir entwischte, ließ ich ziehn...
Der Erdenkreis ist mir genug bekannt,
Nach drüben ist die Aussicht uns verrannt;
Tor! Wer dorthin die Augen blinzelnd richtet...

Das ist der Welt letzte Weisheit! Nun verstehe ich den Massenmord der 14.000 Verzweifelten! Armes hoffnungsloses Leben!

Euch ist die Aussicht nach drüben nicht verrannt. Ihr sprecht mit David, dem es an Erdenglück – und auch an verzweifeltem Erdenleid gewiß nicht fehlte: Was hab' ich im Himmel und was wünsch' ich auf Erden außer dir? Du bist der Gott meines Herzens! Oh wenn David hätte erleben dürfen, was euch in dieser Stunde zuteil wird! Jesus wird in Sakrament ja wirklich der Gott eures Herzens, die Speise eurer Seele, auch seiner Menschlichkeit nach inniger Kommunion mit euch vereint. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm (Joh 6,56). Nun beginne ich mein Glück zu fassen und zu begreifen: was Jahrtausende kaum zu hoffen wagten, darf ich umfangen. Der Herr der Welt kommt zu mir; er wird mein eigen, er wird mein Emmanuel, der Gott meines Herzens!

Was dürfen wir nicht alles von ihm hoffen, von dem unendlich großem Gott, dem Gott unseres Herzens? Sagt es nach der heiligen Kommunion dem Vater in jenen lieben Hoffungsbitten, die uns sein Sohn gelehrt, sagt es ihm, was wir hoffen und wünschen: daß sein Name geheiligt werde, daß sein Himmel- und Gnadenreich komme, daß ewig sein Wille geschehe, daß er uns Brot für Leib und Seele schenke, daß er unsere Sünden vergebe, daß er uns stark mache in der Versuchung und von allem Übel erlöse!

II. Himmelshoffnung

Erdenhoffung! Aber wie jedes Erdengräslein, jeder Strauch und Baum dem Lichte zuwächst, so entfaltet sich die christliche Hoffnung zur Himmelshoffnung. Jene im Vaterunser ausgesprochenen Hoffnungen wurzeln zwar in unserem irdischen Dasein, aber sie wachsen himmelwärts, bis wir den Gott unseres Herzens von Angesicht schauen und jubeln dürfen: Du bist mein Anteil in Ewigkeit!

Daß Gott das Ziel unserer Hoffnung, also einmal unser ewiger Anteil sein soll, das gibt erst dem Erdenleben seinen Sinn, das macht erst den Himmel für uns zum Himmel. Dürften wir nur die Schleier heben, die jetzt noch unser Ziel verhüllen! Aber wie ein ungeborenes Kind keine Vorstellung haben kann von der Erde, auf die es kommen wird, von Berg und Wald, von Haus und Stadt, von Blumen und Vöglein, noch weniger könnt ihr, liebe Männer, eine Vorstellung von dem Himmel euerer Hoffnung haben. Wenn du einmal am Ziel deiner Hoffnung bist und Gott schauen darfst, dann muß er dein geistiges Augenlicht erst umschaffen, denn mit dem Licht der Vernunft und mit dem Licht des Glaubens kannst du Gott nicht schauen. Er muß dich eintauchen in ein eigenes, übernatürliches, in welchem Gott selbst wohnt (1 Tim 6,16), in dem er sich selber schaut und erkennt. Dann wirst du vollkommen glücklich sein. Denn je größer, gediegener, reicher ein Gut ist, desto mehr beseligt sein Besitz: Nun ist aber Gott nicht ein irgendwie beschränktes Gut, sondern der Inbegriff aller Güte und Schönheit und Vollkommenheit. Er ist das höchste, schönste und liebenswürdigste Gut.

Und dieser Besitz, diese Seligkeit währt ewig. Nimmer kannst du deinem Gott entrissen werden. Jahrtausende rollen durch die Sphären, und dein Erdenleben liegt zurück wie ein verschwimmender Punkt in weiter, weiter Ferne. Sterblich ist jeder Glanz auf Erden – und deine Herrlichkeit währet noch. Zu Staub geworden ist längst alles Kostbare dieser Welt, Gold, Silber, Edelstein – und dein Reichtum währet noch. Zerronnen jede Erdenluft – und deine Freude währet noch. Vergangen sind Sternenhimmel und Erdenwelt – dann währet noch deine Miterbschaft an Christi Herrlichkeit, dann währet noch seine selige Ruhe und dein höchste Wirksamkeit, dein Erkennen, dein Lieben, dein Lobgesang, dein Weltregieren, deine unverwelkliche Krone, dann währet noch Gott als dein Anteil in Ewigkeit, dann währet noch ewig dein Himmel!

Muß uns die Hoffnung auf solche Seligkeit nicht mit Glück erfüllen? Muß sie uns nicht Ruhe, Frieden, Klarheit, Sicherheit verleihen, wenn unser Herz in guten Tagen auf die ewige Heimat vergessen, in bösen Tagen verzagen, verzweifeln möchte?

Aber vielleicht ist unsere Himmelshoffnung doch weiter nichts als ein süßer Traum, mit dem man sich über das Erdenleid hinwegtäuscht? Ein Traum, dem sein Erwachen im Himmel folgt? Wer garantiert denn für die unbedingte Zuverlässigkeit der christlichen Hoffnung? – Meine lieben Männer, wenn ein Unbekannter, ein Schwätzer, ein falscher Prophet euch das Blaue vom Himmel herunter verspricht, dann empfehle ich euch ein kräftiges Mißtrauen. Wenn aber Gott, der Allmächtige, Gütige, Getreue für seine Verheißungen garantiert? Gott der Allmächtige! Er spricht: Licht! Und die Sterne leuchten. Er spricht: Komm heraus! und die Toten leben. Er spricht: Vergeh! Und die Mächtigen stürzen vom Throne. Und die Welt zerfällt in Staub. Genügt dir solche Allmacht als Garantie für deine Hoffnung? – Gott der Allgütige! Er spricht: Sei getrost! Und deine Sünden sind dir vergeben! Er segnet! Und fünf Brote reichen für 5000 Mann. Er spricht: Komm! Und die Mühseligen und Beladenen tragen ihre Lasten zu ihm, dessen Herz nur Liebe kennt. Genügt dir solche Güte als Garantie für deine Hoffnung? – Gott der Getreue! Er spricht: Amen! Und sein Schwur wird ihn nicht gereuen (Ps 109). Eine Mutter kann ihres Kindes vergessen, so daß sie kein Mitleid mehr hat mit dem Sohne ihres Schoßes; ich aber will deiner nicht vergessen (Js 49). Schau die Urgebirge der Erde, schau die Sterne am Himmel! Wer so fest gegründet sein dürfte wie die Berge der Erde, so zuverlässig wie die Sternenbahnen dort oben! Aber gibt acht: der Sternenhimmel wird vergehen und die Erde in Trümmer fallen, spricht die ewige Wahrheit; meine Worte aber, fester und treuer als Himmel und Erde, meine Worte werden nicht vergehen (Mt 24,35)! Und nun sagt derselbe getreue Gott: Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der wird den Tod nicht schauen, der hat das ewige Leben, ich werde ihn aufwecken am Jüngsten Tage! Genügt euch, die ihr sein Fleisch und Blut empfangt, genügt euch solche Treue, genügt euch sein Wort als Garantie für eure Hoffnung?

Ja Herr, weil du es versprochen hast, weil du, um uns die Gnade und das Anrecht auf den Himmel zu verdienen, dein Blut am Kreuze vergossen hast, weil du als Unterpfand des Lebens diese heilige Sakrament gesetzt hast, deshalb hast du mein ganzes Vertrauen, deshalb setze ich meine ganze Hoffnung auf dich, du allmächtiger, gütiger und getreuer Gott!

 

Und nun, meine lieben Zuhörer, von soviel göttlicher Kraft und Liebe getragen, entfaltet in einem wahrhaft christlichen Berufsleben die Schwingen der göttlichen Hoffnung! Gefährlicher Irrtum zu meinen, die Hoffnung dürfe nur hoffen und die Hände müßig in den Schoß legen und müsse nicht auch nach Kräften mitwirken! Der Himmel, dein Ziel, – o wirf ihn nicht von dir! Bei deiner Seligkeit! Verkaufe dein himmlisches Erbrecht nicht um eine kurze Lustbegier. Bei deiner Seligkeit! Nimm es ernst mit deinem Leben! Meide, ringe, entsage, kämpfe, ändere, wandle auf dem schmalen Pfad, der zum Himmel führt. Die wenigen Jahre oder Jahrzehnte, wie bald sind sie hin. Dann sollst du fertig, reif sein für den Himmel! Wenn dich die Geister der Tiefe nach unten ziehen wollen, dann klammere dich an deine Hoffnung: Was hab' ich im Himmel, was wünsch' ich auf Erden außer dir? Du bist der Gott meines Herzens und mein Anteil in Ewigkeit.

 

Amen.

 

Abbé Busse
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