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Geistliches Wort im März 2014

Mannestugend im Licht der Eucharistie

Keuschheit

"O wie schön ist ein keusches Geschlecht in seiner Herrlichkeit! Unsterblich ist sein Andenken; bei Gott und den Menschen ist es in Ehren." Weish 4,1.

Heute, wo wir alle den reinen jungfräulichen Leib des Herren als Speise empfangen, wollen wir über die Reinheit über die Keuschheit eine Betrachtung anstellen. Es gibt eine Keuschheit des unbefangenen, unwissenden Kindes, eine Keuschheit der erwachsenen und erwachten Jugend, eine gottgeweihte Keuschheit der Priester, Ordensleute und vieler jungfräulicher Seelen in der Welt, eine standesgemäße Keuschheit im Ehestand und Witwenstand, eine Keuschheit endlich von bekehrten Sündern und Sünderinnen. Außerordentlich verschiedenartig also ist diese Tugend, je nach Alter, Geschlecht und Stand, aber gleichartig in der Herrschaft des Geistes über das rebellische Fleisch, gleichartig durch den einzigartigen Quell, aus dem sie sprießt und lebt: die heilige Eucharistie. Wir betrachten deshalb heute in zwei Punkten:

I. Die Keuschheit im Allgemeinen, da ihr ja diese Tugend nicht nur für euch selbst, sondern auch im Kreis eurer Familie pflegen müßt, und
II. Die Keuschheit im ehelichen Leben, wobei wir uns an die Enzyklika Casti connubii halten, die Papst Pius XI. am 31. Dezember 1930 veröffentlich hat.

Keuschheit im Allgemeinen

Unser Fleisch ist an sich dem Tiere verwandt; aber durch die innige Verbindung mit der vernünftigen geistigen Seele erhält es eine hohe Weihe und soll daher nicht seinen eigenen Gelüsten folgen, sondern der Herrschaft des Geistes untertan sein. Diese rein natürliche Keuschheit ist jedoch ohne Hilfe der übernatürlichen Gnade schwer zu üben und wird nur selten angetroffen. Dagegen verleiht die Gnade unserer Seele und unserem Leib eine weit höhere Weihe, als beide von Natur besitzen. Sie macht unsere Seele aus dem bloßen Geschöpf zu einer Tochter, einer Freundin und Braut des Schöpfers – und weiht unseren Leib, in dem früher bloß die Seele wohnte, zu einem lebendigen Tempel des Heiligen Geistes (1 Kor 6, 19), künftigen Verklärungen und Auferstehung des Leibes. Das ist die tiefinnerste Begründung der Keuschheit; wir müssen keusch sein, weil eine gottähnliche Seele, ja noch mehr, weil der dreifaltige Gott in unserem Leibe wohnt.

Diese weihevolle Keuschheit erschien den Menschen allezeit ehrfurchtgebietend. Auch in den gesundesten Zeiten des Heiligtums lebt die Überzeugung, daß die Gottheit reine Hände liebe. Und selbst in unserer Gegenwart, wo die öffentliche Unzucht in schamlosen Witzblättern, Romanen, Tänzen, Schauspielen, Lichtspielen, Fernsehen und Internet förmlich hausieren geht, mag es keinen noch so Verworfenen geben, der nicht zum wenigsten innerlich hochschätzt, was ihn zu erreichen sein Feigheit freilich verhindert. – Wohl muß die Reinheit Verdächtigung erdulden, aber die prallen ab am reinen Schild, und man hat schon oft beobachtet, wie in Gegenwart eines edlen Priesters, einer frommen Ordensfrau, einer kindlich reinen Seele die lautesten Lästerer plötzlich still und klein und von dem Zauber der Keuschheit wie befangen wurden. Reiner Sinn macht bei Menschen geachtet und beliebt, und diese Tatsache wird am leichtesten dann einleuchten, wenn wir sie auf das gegenseitige Verhalten der beiden Geschlechter übertragen. Der Mann achtet naturgemäß beim weiblichen Geschlecht Zucht und Zurückhaltung und verachtet im Grunde der Seele alle Aufdringlichkeit, Geilheit und Käuflichkeit; und das Weib ehrt beim männlichen Geschlecht innerlich hoch Ritterlichkeit; feines Zartgefühl und Selbstbeherrschung und verachtet in tiefster Seele die rohe Gier, die wilde Unersättlichkeit und Sinnlichkeit des Mannes.

Wie schön ist ein keusches Geschlecht in seiner Herrlichkeit. Unsterblich ist sein Andenken. Bei Gott und den Menschen ist es in Ehren. In Ehren bei Gott. Er liebt die keuschen Seelen und hat sie schon äußerlich so schön gemacht. Schöner als die Morgensonne, schöner als die Maienpracht der blühenden Schöpfung, schöner als der Sternenglanz ist ein keuscher Mensch. In ihm spiegelt sich die Reinheit Gottes wider. Der Keusch ist Gott am ähnlichsten, weil er das Fleisch beherrscht, weil die gottähnliche Seele regiert. Da ist also die Vernunft, was sie sein soll: Gebieterin; das Fleisch ist, was es sein soll; Untertan; die rechte Schöpfung, auch Herr seiner selbst. Wie Gott die Unkeuschheit in der Weltgeschichte mit häßlicher Krankheit und Völkertod rächt, so macht er die Keuschen zu seinen Boten, zu seinen Aposteln, zu Trägern seiner heiligen Lebensfackel, und nur ihnen eröffnet er seinen Himmel. Kein Unzüchtiger und Unreiner hat ein Erbteil an Christi und Gottes Reich (Eph 5,5).

Keuschheit im Ehestand

In einer Zeit allgemeiner Not und allgemeiner Opferscheu ist gerade im Ehestand die Fleischessünde so häufig. Darüber ist schon viel gesagt und geschrieben worden; wir wollen heute am Kommuniontag nicht über Ehesünden sprechen. Nur folgendes bemerken wir grundsätzlich: Erstens: Keine noch so große innere oder äußere Not dispensiert von dem sechsten Gottesgebot: du sollst nicht Unkeuschheit treiben, du sollst nicht ehebrechen! Zweitens: auch als eheloser Priester anerkennen wir voll und ganz, daß ein sündenloses Eheleben – also bei vertrauensvoller Aufnahme des Kindersegens oder aber bei heroischer Enthaltsamkeit, mit sehr schweren Opfern verbunden ist. Ohne die besondere Standesgnade, die das Ehesakrament ständig verbürgt, wäre dieses Opferleben gar nicht möglich. Aber mit Gottes Gnade ist auch die Keuschheit möglich.

Gerade zur rechten Zeit, da die Ehe immer mehr verwildert und die Anschauung über Ehe, Kameradschaft, Probeehe, Zeitehe, Ehe zu dritt immer tiefer in Heidentum hineinführen, hat der Heilige Vater Pius XI. ein Rundschreiben über die christliche Ehe erlassen, das ich in die Hände aller Erwachsenden wünsche. Einige Gedanken daraus wollen wir hier anführen:

In der Enzyklika heißt es: Damit die eheliche Treue im vollen Glanze erstrahle, muß der vertraute Verkehr der Gatten untereinander das Gepräge der Keuschheit an sich tragen. Die Eheleute müssen sich also in allem nach den Normen des göttlichen Gesetzes und es Naturgesetzes richten und sich bemühen, den Willen des allweisen und allheiligen Schöpfers immer mit großer Ehrfurcht vor Gottes Werk zu befolgen (Herder-Ausgabe, Band Nr. 22).

Im Gegensatz zu den protestantischen Bischöfen von England, die den Mißbrauch der Ehe dulden zu dürfen glaubten, erklärt Pius XI. mit aller Bestimmtheit: Jeder Mißbrauch der Ehe bei dessen Vollzug der Akt durch die Willkür der Menschen seiner natürlichen Kraft zur Weckung neuen Lebens beraubt wird, verstößt gegen das Gesetz Gottes und der Natur; und die solches tun, beflecken ihr Gewissen mit schwerer Schuld (Nr. 57).

Es gibt leider Beichtväter, die es diesem Punkt leicht nehmen und deshalb weit her großen Zulauf habe. So mögt ihr denn hören, wie der Heilige Vater darüber denkt. Er schreibt: Sollte der Beichtvater oder Seelenhirte die ihm anvertrauten Gläubigen in solche Irrtümer führen oder durch seine Zustimmung oder durch böswilliges Schweigen sie darin bestärken, so möge er wissen, daß er dereinst Gott dem höchsten Richter ernste Rechenschaft über den Mißbrauch seines Amtes wird ablegen müssen. Er möge sich das Wort Christi gesagt sein lassen: Blinde sind die Führer von Blinden. Wenn aber ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in die Grube (Mt 15,14; Nr 58).

Gottes Gebot über alles! Darauf weist Pius hin, wenn er sagt: Mögen andere in Wort und Schrift verbreiten, was sie wollen, für die Gatten muß es eine ausgemachte Sache sein, daß sie in allem, was die Ehe angeht, ohne jedes Zaudern und Schwanken zum Gebote Gottes halten: in steter gegenseitiger von Liebe getragener Hilfeleistung, in der Wahrung reiner Treue, ohne je die Festigkeit des Ehebandes auch nur irgendwie anzutasten, ohne je von ihren ehelichen Rechten anders Gebrauch zu machen als in christlicher und würdiger Weise, namentlich im Anfang der Ehe. Denn wenn später die Verhältnisse einmal Enthaltsamkeit verlangen, wird es so beiden leicht, sie zu beobachten, da sie sich ja schon daran gewöhnt haben (Nr.115).

Als Christus einstens seine strengen Ehegesetze einschärfte, gaben die Jünger kleinlaut Antwort, es sei wohl am besten, nicht zu heiraten (Mt 19,10). Der göttliche Lehrmeister aber verweist auf den Beistand von oben. Auch nach dem Zeugnis des Papstes handeln jene Seelenhirten richtig und ganz im christlichen Sinne, die die Ehegatten in erster Linie zu den religiösen Übungen anhalten: Daß sie sich ganz Gott weihen, beharrlich um seine Hilfe flehen, die heiligen Sakramente häufig empfangen, immer und in allem bereitwillig Hingabe an Gott pflegen und wahren (Nr. 105).

So kostet ein geordnetes Eheleben viel Kampf, Selbstüberwindung und Opfer. Wie jener Erzvater den Widder aus dem Dornengestrüpp, so müssen wir das eigene Fleisch auf Gottes Altar legen, damit es durchglüht werde ganz von heiligen Flammen. So werden wir selbst zum Priester und Opfer. Aber sage niemand, daß dieser Opferberuf düster und freudlos sei. Das Gegenteil ist wahr. Die sich heldenmütig durchkämpfen, werden mit göttlichen Wonnen überhäuft. Brot vom Himmel hat er ihnen gegeben, welches alle Süßigkeit in sich enthält. Sie haben nicht Durst gelitten in der Wüste, da er sie aus dem Lande der Knechtschaft herausführte; Wasser aus dem Felsen ließ er ihnen strömen (Is 48,21). Schon jetzt sind sie wie Engel im Fleische und erfreuen sich im Frieden ihres Gewissens bereits auf Erden des Vorgeschmacks himmlischer Wonne.

Und noch ein Gedanke. Die Keuschheit macht den Menschen zum Helden. Wer so oft sich selbst bezwang und in frommem Flehen Gott zum Mitkämpfer aufrief, der wird in jeder Lebenslage Gottesheld bleiben. Der wird auch seinen Glauben nicht beschimpfen lassen. Der wird die Wahrheit sagen und schirmen. Der wird die Demut suchen und üben. Denn wer die Riesen bezwungen, wird auch gegen die Zwerge bestehen. Wer den Drachen erschlagen, wird auch das kleine Gewürm zertreten. Oder hat etwa das große Vorbild der Männerwelt, der hl. Josef, den grausamen Herodes und seien Häscher gefürchtet, oder die Götzendiener Ägyptens, oder die harte Lebensnot in Nazareth? Er hatte nur ein Sorge: Jesus zu verlieren.

Ein hinreißendes Beispiel für euch, meine lieben Männer, mutig und unerschrocken einzutreten für unseren herrlichen Glauben, der einen ganzen Himmel voll solcher Seelen bevölkert hat, einzutreten für Reinheit und Anständigkeit in der Unterhaltung, in der Ehe, im Familienleben, in der Öffentlichkeit! Gehört denn wirklich so viel Mut dazu, zu sagen: Das ist nicht recht, das ist dir nicht erlaubt! So viel Mut, zu zeigen, daß es in einer verderbten Welt auch noch keusche Männer gibt oder solche, die es wieder werden wollen? Hat Christus der Reine, den ihr in der Eucharistie so oft empfangt, so wenig Kraft in euch, daß er euch aus reinem Augen, reinem Mund und Herzen nicht leuchtet wie aus strahlender Monstranz?

O dürfen wir ihn einmal von Angesicht schauen, wie St. Josef Tag für Tag den Menschgewordenen schauen durfte und jetzt in ewigem Schauen selig ist! Selig, die reinen Herzens sind, sie allein dürfen Gott schauen (Mt 5,8)!

 

Amen.

 

Abbé Busse
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