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Rundbrief vom 27. November 1975

Liebe Freunde in der spes unica!

 

Endlich komme ich dazu, Ihnen zu schreiben.

Zunächst eine Zusammenfassung der wesentlichen Gedanken über die Engel, wie ich sie am spes-unica-Sonntag, dem 7. September 1975, und am Montag, dem 29. September 1975, dargelegt habe.

Ohne Körper sind die Engel hemmungslos frei, ihre Geistkraft zu entfalten. Mächtig, groß, schauererregend stellen sie sich dar – im Lobpreis Gottes und "im Dienste der Menschen, die das Heil erben sollen". Ein Beispiel aus dem Kriege: Das beobachtende Flugzeug hat große Übersicht und Weitblick. Es erkennt die Lage und Zielrichtung des Feindes. Es kann durch Beschuß Bewegungen des Gegners stören. Der Kämpfer im Graben ist eingebannt in die Enge seiner Situation. Er ist auf die Funksprüche aus dem Flugzeug oder Hubschrauber angewiesen; von dort empfängt er Hinweis, Auftrag und Hilfe.

Aber sein Einsatz ist entscheidend, seine Tapferkeit, Treue, Beharrlichkeit und Selbstverleugnung schaffen Schicksal. Auf ihn kommt es an.

Ebenso ist es mit dem Menschen und seinem Engel. Vom Engel kommt die wirkmächtige Einsicht in das Fällige; er sieht die drohende Planung und Angriffsrichtung des bösen Feindes, er rät und gibt Weisung. Die Entscheidung aber kommt durch den Menschen. Er, in die Enge und Schwächen seines Leibes gebannt, muß sich mühsam durchsetzen und ist in seiner Erkenntnis begrenzt, in seiner Erinnerung gehemmt, im Bewußtsein getrübt. Aber gerade deshalb hängt von ihm das Schicksal des Gottesreiches ab; auf seine Entscheidung schauen Gott und alle Geschöpfe.

Er ist im Namen und Auftrag des Gottmenschen eingesetzt, er trägt mit Ihm das Kreuz, auf ihn haben es die Geister der Hölle abgesehen – wie auf Christus. (Und wir Getauften sind ja Christus!) Jeder von uns hat mindestens einen Engel als Diener an seiner Seite und kann ihm befehlen, Aufträge erteilen, mit geheimer Botschaft ihn senden zu den Brennpunkten des Erdendramas. Dieses "Befehlen" steht selbstverständlich im Zeichen der Ehrfurcht und der Liebe, im demütigen Wissen darum, daß wir, an die Leibesfolgen der Erbsünde gefesselt, mit Schuld beladen sind, staub- und lehmbedeckt im Gegensatz zur ungetrübten Lichthaftigkeit des dienenden Geistwesens. Jeder Mensch hat die Geistnatur auf eigene, unverwechselbare Weise zu entfalten und zu verwirklichen. Darum ist sein Engel von der Art, daß er auf die Besonderheit seines im Kampfe stehenden Herrn eingestellt ist. Der Engel ist der dienende Spiegel unserer Eigenart.

Außer den vielen "Engeln, die den Einzelnen zu Diensten sind, deren Wille in Gott getaucht ist, gibt es Engel, die ganzen Gruppen von Menschen zugeordnet werden vom lebendigen Gott: Reisenden und Pilgern (Raphael), Suchenden, Forschenden und Zweifelnden, wenn sie guten Willens sind (Gabriel), und schließlich der ganzen Menschheit jener Engel, der in Leidenschaft entbrannt ist für die Vergöttlichung des Menschengeschlechtes: Michael! Dieser große Widersacher des Teufels, dieser zum Dienen entschlossene Erzengel und Fürst der himmlischen Heerscharen will, daß die Menschen ihre Aufgabe nicht nur aus der flüchtigen Zufälligkeit von Jahren und Jahrzehnten, sondern auch aus den gewaltigen Ereignissen, Leiden, Schöpfungen und Verbrechen von Jahrhunderten und Jahrtausenden erkennen und ableiten. Michael steht dafür ein, daß sich die Menschen nicht nur als Einzelwesen verstehen, sondern auch als Vertreter von großen und größeren Gemeinschaften, die durch Blut, Tat und Schicksal verbunden sind. Michael will die Gemeinschaft aller Menschen untereinander als eine Gemeinschaft der Völker zueinander und miteinander begriffen wissen. Er will den Einzelnen zukunftsträchtig aus dem bejahten Vermächtnis langer Vergangenheit heraus. Darum ist Michael der Wächter-Geist der Völker, des christlichen Abendlandes und damit besonders der Franzosen und der Deutschen. Darum erscheint er mit den gewaltig kämpfenden Zeugen der Frühzeit (Katharina und Margaretha) der heiligen Jeanne d'Arc und gibt ihr den Auftrag, das heilige Europa zu retten durch die Rettung Frankreichs.

Das "Michaelische in uns" ist der für die universale Menschheit entbrannte Wille. Er setzt dort an, wo die Menschheits-Universalität bedroht wird, wo die Freiheit der Kirche unterdrückt und die Völker ihrer Eigenständigkeit durch Eroberung oder Vermischung beraubt werden. Daher sind Gregor VII und Jeanne d'Arc besonders herausragende Beispiele Michaelischen Geistes. –

Soweit die Zusammenfassung über die Engel. Rufen wir den Engel, so rufen wir den Diener, der uns weist, wie wir die uns zu eigen gegebene Kraft des Heiligen Geistes durch Anruf einsetzen sollen. —

 

Die allgemeine Lage spitzt sich zu. Parallellos, unvergleichlich ist das Elend der Kirche. Noch nie in ihrer langen Geschichte war so wie heute der Antichrist in ihren Innenraum eingebrochen, hochoffiziell, geradezu mit großem Bahnhof begrüßt und gefeiert. Er bedient sich christlicher Worte und Wertaussagen, um sich zu empfehlen und einzuschleichen. So stark ist sein Erfolg, daß diejenigen, die seinen Einbruch bemerken und warnend auf ihn hinweisen, verfemt und um ihrer Treue willen ausgestoßen werden – von denen, die – nach der Voraussage des Herrn – "Gott damit noch einen Dienst zu erweisen glauben". Die Exkommunikation der Getreuen ist selbstverständlich in sich ungültig. Wer heutzutage wissen will, was drinnen ist, muß weithin auf das schauen, was draußen zu sein scheint. Daß ich von Ecône und dem ehrwürdigen Garant seiner bezwingenden Katholizität, dem Erzbischof Lefebvre, dem treuen Zeugen, rede, wird jeder bemerkt haben.

Wir alle wissen, wo die katholische Kirche ist: dort, wo die ganze Wahrheit und die ganze Mysterienwirklichkeit gelehrt und gelebt werden. Nur dort!!

 

Das Heilige Jahr der Hoffnung in Hattersheim geht seinem Ende entgegen. Groß waren die heiligen Ereignisse. Am größten der 1. November, der 25. Jahrestag der Verkündigung des Dogmas von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Die Lichterprozession wird noch lange im Gedächtnis derer bleiben, die dabei waren.

Ich darf Ihnen anvertrauen, was viele Priester bewegt. Ab 1. Fastensonntag ist seitens derer, die offiziell Träger der Hierarchie sind, unsere katholische Liturgie, die tridentinische Messe, verboten. Ich kenne Priester, die seit einiger Zeit aus dem ihnen zu eigen gegebenen Recht der einzigen katholischen Wahrheit wirken, unabhängig von der feigen oder unwissenden Vertretern des Lehr- und Hirtenamtes. In alten Gebäuden, die ihnen zur Verfügung gestellt und zu sakralen Räumen umgestaltet wurden, feiern sie die heiligen Geheimnisse, lehren die ewigen Wahrheiten. Sie stehen in Verbindung mit dem preiswürdigen Erzbischof, der von Zeit zu Zeit kommt, um zu firmen, aufzurichten und zu stärken. Sie leben und wohnen von den Spenden der Getreuen. Sie leben nicht im Reichtum, aber mit reinem Gewissen und ungeteiltem Herzen. In der Bundesrepublik ist mir ein Fall dieser Art nicht bekannt, noch nicht. Beten Sie, daß immer mehr Priester Gelegenheit finden, ihre Treue zu wahren. Beten Sie um die Treue und das Vertrauen der einsichtigen Priester in die schützende Macht Mariens, in der kraft ihres Sohnes der Vater uns birgt. Beten Sie für die Einsicht der noch Uneinsichtigen!

Und nun bitte ich Sie alle: Wenn es irgendwie geht, kommen Sie am Sonntag, dem 14. Dezember 1975, am 3. Advent – "Gaudete!", "Freuet Euch!" –, um 9.00 Uhr zu dem feierlichen Hochamt, das in goldenen Gewändern gefeiert werden kann und wird! Kommen Sie bitte! Sagen Sie es weiter, werben Sie, laden Sie ein! Das wird und muß ein ganz großes, überaus mächtiges Bekenntnis werden zu der ganzen katholischen Wahrheit und gegen die Irrtümer des teuflischen, antichristlichen Modernismus!

Sie werden ein Blatt vorfinden, auf dem die Texte stehen, die ich im Wechsel mit Ihnen sprechen werde. Da muß die Kirche ein einziger Schrei des Bekenntnisses und der heiligen Verwahrung sein, eine Front gegen den Progressismus, ein flammender Exorzismus geradezu!

Die nicht können, mögen beten, daß es gelinge und daß dieses feierliche Opfer eine Quelle werde für die große Wende, deren Tag wir ersehnen mit der ganzen Glut unseres Herzens, mit allen Gedanken unseres Geistes und der stählernen Entscheidung unseres Willens.

Also auf zum heiligen Abschluß unseres Heiligen Jahres in Hattersheim, auf zum großen Ruf!

Auf Ihr Kommen sich freuend und Sie alle von Herzen segnend

 

Ihr Hans Milch, Pfarrer

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Engel
   
Lefebvre
   
Tridentinische Messe
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