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Rundbrief vom 27. August 1976

Liebe Freunde in der spes unica!

 

Kurz vor unserem nächsten spes-unica-Sonntag am 5. September 1976 schicke ich Ihnen allen diesen Rundbrief und in der Anlage die von Herrn Dr. Feuling zusammengestellte Kritik am sogenannten "Gotteslob", dem neuen "Einheitsgesangbuch".

Lassen Sie mich noch einmal eingehen auf so manche Anfrage und so manches Gerücht: Da heißt es: "Seht, der Pfarrer Milch ist auch ein Kompromißler. Er stellt einen Altartisch auf, um zum Volk hin zu zelebrieren. Er gebraucht die deutsche Sprache und nimmt den neuen Meßordo. Er predigt als Kämpfer. Aber in seiner Handlungsweise ist er ein Mitläufer." – Vielleicht haben Sie ähnliche Bemerkungen schon gehört. Dazu eine deutliche Klarstellung:

1.) Niemals zelebriere ich nach dem neuen Meßordo. Von der Opferbereitung bis zur heiligen Kommunion einschließlich gebrauche ich nicht nur die alten Texte, sondern auch, was von entscheidender Wichtigkeit ist, die alten vorgeschriebenen Gebärden (alle Kniebeugen, alle Kreuzzeichen).

2.) Ich zelebriere sechsmal in der Woche das heilige Opfer in lateinischer Sprache, vom Volk abgewandt. Mindestens einmal im Monat – das 15.00 Uhr-Amt an den spes-unica-Sonntagen nicht eingerechnet – zelebriere ich auch die Vormesse (Wortgottesdienst) am Altar in lateinischer Sprache.

3.) Ohne ein Minimum von äußerem Zugeständnis, das ich ungern genug gewähre, könnte ich den Status der inneren Emigration in Hattersheim nicht aufrechterhalten. Ich müßte dann irgendwo untertauchen. Sie hätten dann jedenfalls keine Gelegenheit mehr, hie und da meine Oase zu erleben. Mit "Hattersheim" wäre es im katholischen und rechtgläubigen Sinne zu Ende. Das ist keine Vermutung, sondern Gewißheit. Ich kenne die, welche lauern. Ich weiß außerdem, daß Sonntag für Sonntag Spitzel in meiner Kirche spähen. – Ich mache keine Zugeständnisse im Wesentlichen. Es handelt sich nirgendwo und nirgendwann um einen Kompromiß. – Dreimal in der Woche lasse ich einen Altar versus populum aufstellen (d.h. zum Volke hin; so zu zelebrieren war schon (unter Pius XI und XII) längst vor dem Konzil grundsätzlich erlaubt, und – z.B. bereits vor meiner Konversion – über jeden Zweifel erhabene Priester habe ich in dieser Weise der Opferdarbringung erlebt). Ich spreche dann das, was ich laut sage, deutsch; alles übrige, also das allermeiste, lateinisch – alle Texte (die lateinischen und die deutschen) genau nach der unveränderten alten Vorschrift und Vorlage. Zwischen Wandlung (selbstverständlich "für viele") und Vaterunser herrscht immer Stille. – In der Reihenfolge gewisser Einzelheiten vor und nach der Kommunion pflege ich auf neuere Gewohnheit einzugehen. – Das ist alles. Von einem substantiellen "halb und halb" kann keine Rede sein. Bei mir erleben Sie immer die heilige Messe in ihrer von der Kirche seit eh und je gewollten wesentlichen Gestalt. – Das zu Ihrer Information! Wer sich noch detaillierter orientieren will bzw. wem irgend etwas "spanisch vorkommt", der wende sich brieflich oder telefonisch an mich, evtl. zur Festlegung eines Gesprächstermins. —

Da sagen einige: "Was? Pfarrer Milch führt das neue Einheitsgesangbuch ein?" Nein – nicht ich führe es ein, sondern das Bistum führt es bei mir ein. Wenn ich mich widersetzen würde, wäre das mein Ende. Selbstverständlich werde ich die Gelegenheit benutzen, dieses Gesang- und Gebetbuch, in dem übelste Lieder und Texte (die ich natürlich niemals gebrauchen werde) mit einer Leibwache von guten und frommen Sachen umgeben sind, in seiner Fragwürdigkeit darzustellen. –

Liebe Freunde! Die Lage spitzt sich zu. Alles drängt zur Entscheidung. Die nächsten fünf Jahre werden die Schicksalsjahre der Kirche in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sein! Die Wende wird sich aller Voraussicht nach innerhalb dieser Jahre oder an ihrem Ende etwa ereignen. Ich kann nicht sagen, daß es eine Wende sein wird mit weltweit hallendem Triumph. Vielleicht wird sich eine gesundgeschrumpfte, kleine Kirche ("die kleine Herde") der Welt in ihrer Identität wieder darstellen, aufflammend in ihrem eigenen Licht. Dafür beten und opfern wir.

Wir haben kein Recht zu resignieren! Wir dürfen uns nicht lähmen lassen durch den Gedanken an das möglicherweise endgültige Ende. Wir haben zu kämpfen und zu hoffen! Das ist unser Teil! Damit gehen wir schlafen, damit stehen wir auf, liebe Freunde! Der Tag, unser Tag, ist es, der unseren Geist bewegt und unsere Energien weckt!

Er wird kommen! Schließen wir die Reihen! Jeder von uns werde eine Großmacht in Christus durch die Kraft Seines Geistes!

Der betende und sühnende Aufmarsch der Stillen, der Einsamen, der Einzelnen – der Aufmarsch der wahren Großmächte also – wird die Wende erzwingen – in Christus unserem Herrn!

Mit dem Gruß der "EINZIGEN HOFFNUNG" – spes unica! – grüße ich Sie alle in tiefer Gebetsverbundenheit – Ihr in Christus und Maria ergebener

 

Hans Milch

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