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Rundbrief vom 27. November 1976

Liebe Freunde in der spes unica!

 

"Tröste dich! Tröste dich, mein Volk! Schnell wird kommen dein Heil!" Ich habe das Motto unseres spes-unica-Sonntages am 5.12.1976 formuliert als Auftrag an den Propheten: "Tröste! Tröste mein Volk!" Unsere Hoffnung stützt sich nicht auf das, was wir wahrnehmen. Manche guten Leute meinen schon, "Lichtblicke" sehen zu dürfen im einen oder anderen Wort des Heiligen Vaters oder eines Bischofs. Aber da ist noch kein Lichtblick!

Ein Lichtblick ist: Unsere Hoffnung selbst! Diese Hoffnung bedarf keiner Bestätigung außerhalb ihrer selbst! Sie ist in sich Tat Gottes. Unser Anteil an Gottes Macht und Plan ist die Hoffnung. "Göttliche Tugend" heißt sie. Das heißt: Gottes Kraft in uns. Die Hoffnung wirkt aus sich selbst und wird entfaltet zu höchster Fruchtbarkeit im Gebet!

Außerhalb dessen, sage ich, gibt es keinen Lichtblick. Nach menschlicher Berechnung muß es schief gehen. Gelegentliche bischöfliche "Einwände" gegen auffällige Skandale bedeuten gar nichts! Die auffälligen Skandale – "Ave Eva", Fastnachtsmessen, Orgien vor dem Altar, öffentliches Eintreten von 'Moraltheologen' für Unzucht und Abtreibung etc. – sind bei all ihrer Furchtbarkeit noch nicht das Allerschlimmste. Das Allerschlimmste ist das, was beständig geschieht, der progressistische Alltag: die Kathederarbeit der sich freventlich "katholisch" nennenden neomodernistischen Professoren, die linksextremistische Beeinflussung künftiger Priester, die Predigt und Katechese junger Geistlicher und Religionslehrer, die geistig-seelische Vergiftung der Ordensleute und als Folge von allem die ins übelste Heidentum stürzenden Massen.

Dagegen pflegt gerade von progressistischer Seite eingewendet zu werden, es gebe doch auch so viel Erfreuliches: das wachsende Fragen junger Menschen nach dem Sinn des Lebens, die Abkehr von links und die Hinwendung nach rechts seitens sehr vieler Schüler und Studenten, die "Nostalgiewelle". In solchen Beschwichtigungen steckt eine infame Bösartigkeit: gerade die Progressisten stellen als "erfreulich" hin, was für sie gar nicht erfreulich sein dürfte. Das machen sie, weil sie sich ja nicht als Progressisten darzustellen pflegen, sondern als "Gläubige der Mitte" und einige Exzesse "durchaus ablehnen". Die oben genannten Skandale (Ave Eva, Orgien etc.) werden ja gerade gestartet, um angesichts ihrer zu erwartenden Zurückweisung und Ablehnung die Gemüter zu beruhigen. In der Tat haben sich viele Jugendliche von der linken Geisteskrankheit der Jahre 1970-1972 abgewendet aus den Abwehrinstinkten ihrer noch verbliebenen Gesundheit heraus. Aber gerade deshalb: umso schlimmer. Denn an diese Gesundheit, an diesen Rest, an den sich Hoffnung knüpfen könnte, setzt man nicht die Macht echter, wahrhaft geistiger und religiöser Erneuerung, man läßt ihn brachliegen. Sehr schnell kann es kommen, daß die ausgetriebenen Dämonen zurückkehren mit Verstärkung, so daß die letzten Dinge schlimmer werden als die ersten. Und was die "Nostalgiewelle" anbelangt, so ist sie ein ausgemachter Schwindel. Es gibt keine Nostalgiewelle.

Wenn Sie sich politisch orientieren wollen, lesen Sie die "Zeitbühne", den "Bayernkurier". Und wenn Sie sich einmal entspannen wollen – und das will unser Herr, daß wir zwischendurch als vertrauende Kinder Seiner Liebe uns mal etwas ganz Banales gönnen, zwecklos-locker einherschlendern und unbefangen genießen! Wir sind Menschen aus Fleisch und Blut. Seien wir demütig genug, zu erkennen, daß wir nicht nachgerade körperlos leben können wie ein heiliger Antonius, der Wüstenvater, oder der Pfarrer von Ars! – wenn Sie sich also einmal entspannen wollen, schauen Sie sich getrost mal etwas geistig Anspruchsloses an, wenn es nicht gemein ist. Wer in Ihm gegründet ist, kann sich das unbekümmert leisten. Aber meiden Sie wie das giftigste Gift Fernsehsendungen mit geistigem Anspruch! Immer wenn es politisch, literarisch bzw. schlechthin kulturell wird, setzt das Falsche ein, der Schein-Geist, die Verführung der Seele, die Verwirrung des Geistes, von wenigen Ausnahmen abgesehen. –

Hoffen! Gewiß, die Hoffnung entfaltet ihre Kraft im innigen Gebet. Gewiß, Gebet ist auch Leistung, Selbstüberwindung, harter Dienst und Opfer! Im Kern ist es aber kindliche Hingabe: "Mir geschehe!" Er muss es machen! Er muss an meine Stelle treten! Und Gebet heisst im Tiefsten und Eigentlichsten: Den Wechsel vollziehen, den grossen Tausch eingehen: "Nicht ich, Herr, sondern Du!" Das grenzenlose Vertrauen ist unser Glück, zum Vertrauendürfen, zum grenzenlosen Vertrauendürfen sind wir erlöst!

So wünsche ich Ihnen das adventliche Gebet: Sonnen Sie sich in seliger Freude im "Licht, das leuchtet in der Finsternis!"

 

Die Stunde der Wende ist schon da, verborgen im nächtigen Schoße der Zeit.
Von Uns Betern gehegt, lebt das Licht und wird emporsteigen aus dem Dunkel!
Seien Sie sicher. Absolut sicher!
"Herr, hier bin ich! Du schaust mich an, ich schaue Dich an! In mir webst und lebst Du in Deiner Gottheit, in den Tabernakeln der Welt lodert die Gewalt Deiner Gegenwart!
Und Du, mein ewiges, geliebtes Du, mein angebetetes Leben, Jesus, lebst für mich!
Als wäre ich allein da, als gäbe es nur mich, gehörst Du mir ganz und ungeteilt!
Du bist mehr als alle Dummheit und Feigheit, Gemeinheit und Bosheit, Schwäche und Verrat, Lärm und Triumph dieser armseligen Welt!
Du bist für mich, ich bin für Dich!
All meine Hoffnung für Dich und Dein Reich ist von Dir, strömt aus Dir, bist Du selbst!
Meine Hoffnung, mein Du, Du wirst siegen! Ich mit meiner Hoffnung werde siegen.
Ich bin in Dir stärker als alle Welt! Amen! Alleluja!"
Wie heißt es in der "Geheimen Offenbarung":
"Der Geist und die Braut sprechen: KOMM!
Ja, komm, Herr Jesus!"

 

Mit innigen adventlichen Segenswünschen – bis zum sichtbaren oder unsichtbaren Zusammensein am 5. Dezember 1976 – Ihr in Christus ergebener

 

Hans Milch

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