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Rundbrief Dezember 1978

Meine lieben Freunde in der spes unica!

 

Für Ihren lieben Einsatz, Ihr Eintreten für mich persönlich bei meinem Bischof danke ich Ihnen herzlich. Gott möge Ihnen Ihre Liebe, Ihren Glauben, Ihre Treue in Fülle vergelten!

Sie haben erfahren, daß mein Engagement gegen die nachkonziliare Überfremdung und Unterwanderung im Innenraum unserer Kirche, gegen die Grundtendenz, aus denen die "Reformen" verstanden werden müssen, in wachsendem Maße meinen Bischof alarmiert hat, der viele meiner Äußerungen und Emanationen nicht hinnehmen zu können überzeugt ist. Lassen Sie mich dazu etwas deutlicheres sagen:

Mein Bischof leidet persönlich sehr unter den vielen Exzessen und Skandalen im Raum der katholischen Kirche seit dem Konzil. Er ist im Gegensatz zu mir der Überzeugung, daß es sich bei alledem um Übergangserscheinungen handelt, die man im Zeichen den Kreuzes und im Vertrauen auf den Heiligen Geist durchstehen müsse. Sie kennen zur Genüge und seit langem meine Einstellung dazu. Es ist nun keineswegs so, daß mein Bischof gegen mich persönlich eingenommen wäre, einen Grund suchte, mich loszuwerden, und in willkürlicher Machtanwendung mich zur "Gehirnwäsche" in ein Kloster geschickt hätte.

Im Gegenteil – er ist in seinem persönlichen Gewissen davon überzeugt, daß ich mich verrannt habe. Ihm ist der Gedanke, sich von mir zu trennen, unerträglich. Ich habe das sichere Gefühl, daß er zu mir eine sehr herzliche Zuneigung hegt. Es war sein dringender Wunsch, daß ich in einem Kloster Abstand und Ruhe gewinne, um eine in seinem Sinne gelöstere und "unverkrampftere" Haltung den Dingen gegenüber zu gewinnen. Vor allem liegt ihm am Herzen, daß ich ein ungeteiltes Ja zum II. Vatikanischen Konzil sage.

Daß dies nicht gelungen ist, trifft ihn hart.

Und ich müßte lügen, wollte ich ein herzliches Mitgefühl ihm gegenüber verleugnen. Aus meiner unnachgiebigen Haltung ergibt sich daß wir beide sehr aneinander leiden. Unsere Kontroverse ist sachlich bedingungslos und kann dahin führen, daß mein Bischof sich gezwungen glaubt, zu tun, was er seinem menschlichen Empfinden nach ganz und gar nicht will.

Wenn Sie meinem Bischof schreiben, so bitte ich Sie, ihm zwar beschwörend, wie ich es tue, die ganze Misere der Kirche vor Augen zu halten, die verlorengegangene Erkennbarkeit, ihr Besetztsein von antikatholischen Mächten, ihm aber zugleich zu unterstellen, daß er es sich wahrlich nicht leicht macht und von reinster Gesinnung ist. Und dies ist er, meiner tiefsten Überzeugung nach.

Ich bin zwar zutiefst davon überzeugt, daß die Bischöfe nicht ansatzweise tun, was sie gemäß ihrem Auftrag längst hätten tun müssen; daß sie ihre objektive Pflicht himmelschreiend versäumen. Ich bin auch davon überzeugt, daß wir daher unseren Bischöfen in harter Vorhaltung ins Angesicht widerstehen sollen. Zugleich aber weiß ich, daß wir nie die Liebe verletzen dürfen, die persönliche Beleidigungen ausschließt.

Und bei meinem Bischof weiß ich zudem mit Sicherheit, daß er leidet und – wenn auch meiner Überzeugung nach in eminentem Maße irrend – den besten Willen hat.

Dies glaubte ich zu Ihrer Information sagen zu sollen.

Mit herzlichen und dankbaren Grüßen und innigen Segenswünschen – Ihr im Herrn Ihnen verbundener

 

Hans Milch, Pfarrer

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