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Rundbrief vom 5. Februar 1980

Meine lieben Brüder und Schwestern in der spes unica!

 

Gottes reichsten Gnadensegen wünsche ich ihnen allen und all Ihren Lieben! Den Kranken, den Beladenen gilt mein besonderer Gruß und mein Gebet! Täglich segne ich eigens Sie alle.

Diesem Schreiben füge ich einen hervorragenden Artikel von Dr. Rudolf Krämer-Badoni ("Welt" vom 2.2.1980) bei, der die Lage treffend darstellt.

Es gibt leider immer wieder – auch in unseren Reihen – verängstigte und tief gläubige Menschen, die sich durch scheinbar ausgewogene, "durchaus besorgte, aber maßvolle" Reden verwirren und unsicher machen lassen. Es gibt wenige Menschen, die sich ganz lösen können von sogenannten "Selbstverständlichkeiten", die man fast unmerklich in die Hinterköpfe gießt. Dazu gehört der Irrtum, "an allem sei etwas Wahres und etwas Falsches, radikale und eindeutige Urteile seien nicht objektiv, eine 'ausgewogene' Betrachtung der Dinge ergebe für alles und jedes eine positive und eine negative Seite". Wahr ist, daß ich über die Verfassung und den Charakter eines Menschen niemals ein nur positives oder nur negatives Urteil fällen, daß ich keinen Menschen auf einen Nenner bringen kann; denn nichts ist verworrener, vieldeutiger, gemischter, vielschichtiger als der Mensch. Wohl aber kann ich Auffassungen, Weltanschauungen, Systeme, Unternehmungen eindeutig und einheitlich qualifizieren; andernfalls komme ich zu falschen und verhängnisvollen Bewertungen. Die Nazi-Zeit z.B. ist dafür ein lehrreiches Beispiel. Hitler kam zu seinen Erfolgen, weil all zu viele das bequeme, scheinbar "objektive" Sowohl/Als-auch dem klaren und entschiedenen Entweder-Oder vorzogen. Schiller sagt das gute, goldrichtige Wort: "Die Menschen meistens verstehen sich aufs Flicken und aufs Stückeln und geben sich in ein verhaßtes Müssen weit besser als in eine bittere Wahl."

Wenn also einige Leute folgende Sätze zu Gehör oder Gesicht bekommen, fallen sie um:

"Wir alle bedauern zutiefst so manche böse Erscheinung im Raum der Kirche. Im Gefolge des Konzils – so war es ja nach allen Konzilien – sind viele in eigenmächtigem Eifer in unerleuchtete Exzesse geraten und haben die neu angebrochene freie theologische Forschung mißbraucht, um Zwischenergebnisse auf die Kanzel zu bringen. Sie haben experimentiert und die Menschen mit unausgereiften Absonderlichkeiten verwirrt. Vielen von denen aber muß man trotz ihres irrigen und z.T. verderblichen Gebarens einen letztlich guten Willen zugestehen. Andere wiederum, durch derlei Entgleisungen erschrocken und bestürzt, meinen, man müsse nun alles Neue ablehnen. – Richtig ist die Haltung des bedingungslosen Gehorsams gegenüber der Hierarchie und den Weisungen des Heiligen Vaters. Hier allein liegt Segen, die Garantie der Bewahrung des Überlieferten und der Sicherung eines gesunden Fortschrittes. Nur in der Einheit mit dem Papst und den Bischöfen ist die Einheit mit Christus gegeben. Und wer wollte denn zweifeln, daß gerade Papst Johannes Paul mit Entschiedenheit den falschen Ideologien zu Leibe rückt, wie der Entzug der Lehrbefugnis Küngs und die Verurteilung der 'Theologie der Befreiung' in Südamerika beweisen."

Hört sich schön und überzeugend an, nicht wahr?

Aber es ist von Grund auf falsch, weil eben die Voraussetzungen nicht stimmen.

Zunächst ist es nicht wahr, daß es sich "um bedauerliche Exzesse" handelt (von mancher bischöflichen Seite hat man noch die Stirn, kurioserweise zu beteuern, "all diesen Einzelfällen würde mit Gewissenhaftigkeit und in sorgfältiger Prüfung nachgegangen", worauf man nur trocken lachen kann). Nein – es handelt sich um eine durchgängig falsche, in sich antikatholische Ideologie, die das ganze Feld des kirchlichen Innenraumes, vor allem das erkennbare Öffentlichkeitsbild der Kirche beherrscht.

Zweitens ist es falsch, daß es nach allen Konzilien Verwirrungen und Mißdeutungen gegeben habe. Gegen die großen Reformkonzilien bzw. Klarstellungs- und Entwicklungskonzilien stemmten sich die Lauen und Bequemen, die in eitlem Wahn der "Wissenschaftlichkeit" Befangenen. Heute ist es umgekehrt: Das in vielen Passagen seiner Texte zwar anerkennbare, in vielen Gebieten aber zwei- und vieldeutige, in seiner Vieldeutigkeit von Anfang an durch geistige Eindringlinge konzipierte Konzil wurde von den Lauen, den Halbgeratenen des Geistes, den Wissenschaftseitlen und weltlich Gesonnenen mit Jubel begrüßt, von den im gesunden Glauben Verwurzelten, von den Eingeweihten des Geistes aber mit Schrecken vermerkt.

Es ist ein unabweisbares Faktum – wollte Gott; es wäre anders! – daß die Bischöfe durch satanische Einwirkung besetzt, in ihrer Urteilsfähigkeit getrübt, durch falsche Beschwichtigungen gelähmt sind und infolgedessen nicht als Bischöfe wirken. Daraus folgt unausweichlich, daß heutzutage der, welcher für das Amt des Bischofs und des Heiligen Vaters gehorsam und bekennerisch eintreten will, den Trägern dieses Amtes mit entschiedener Vorhaltung ins Angesicht widerstehen muß! Gerade das ist urkatholische Lehre, die z.B. der heilige Thomas von Aquin zu betonen nicht müde wird. Angesichts der verhängnisvollen Benommenheit der Bischöfe von "Gehorsam" und "Einheit" zu reden, ist ein besonders ausgepichter Trick des Teufels.

Und wie steht es mit dem Entzug der Lehrbefähigung, die an Professor Küng vorgenommen worden ist?

1. Entzug der Lehrbefähigung heißt: Küng darf nicht mehr offiziell im Namen der Kirche lehren, also keine zukünftigen Priester mehr ausbilden. Er darf aber selbstverständlich weiter als Professor wirken und wird wahrscheinlich einen Fachbereich mit Namen "Religionswissenschaft" übernehmen. Sein Freund Bischof Moser wird jedoch wohl der Letzte sein, der in Zukunft einen Theologiestudenten deswegen nicht weihen wird, weil er bei Küng "Theologie" gehört hat. Ohnehin sind ja Hunderte von Priestern durch seine Schule gegangen und mithin nicht mehr als katholisch zu bezeichnen. Küng ist als Priester nicht suspendiert, geschweige denn exkommuniziert, obwohl er eine durch und durch unkatholische, ja wesenhaft antikatholische Lehre vermittelt. Er ist mit Sicherheit nicht mehr – wahrscheinlich war er es nie – katholisch. Er ist gehätschelt von der ganzen Publizistik, hoch in Ehren, wohlbestallt. Außerdem darf Küng "diesmal noch" die theologischen Prüfungen abnehmen. Es ist ihm also kein Haar gekrümmt. Es ist ihm ein Härchen leise angerührt worden, was genügt, um die ganze unkatholische, marxistisch mindestens angehauchte Meute der Bundes-"K"JG, des Bd"K"J und der "katholischen" Studentengemeinden für Küng zu mobilisieren.

2. Einen Vorzug hat Küng: er ist ehrlich, geradeheraus, undiplomatisch. Was er lehrt, lehren und denken Hunderte von Professoren, darunter der Startheologe Karl Rahner, der wirklich einmal katholisch war. Er leugnet zwar die katholischen Glaubenswahrheiten keineswegs so direkt und plump wie z.B. Küng oder Greinacher, aber von der Seite her, auf Hintertreppen. Wie kaum ein anderer übt Rahner eine unumschränkte Macht aus. Wo er erscheint, liegen ihm die Bischöfe und Priester zu Füßen und klatschen ergebenst Beifall, wenn er die Fundamente der katholischen Kirche im Bewußtsein seiner Hörer zu zertrümmern sich vermißt, eine falsche "Universalität" verkündet, die Verdammnis leugnet etc. etc.

Sehen Sie: Wenn der Heilige Vater den Steppenbrand nicht, wie bisher, mit einem Glas Wasser, sondern mit dem Einsatz von Löschzügen zu bekämpfen sich anschicken sollte, dann erst könnten wir aufatmen und seiner Wirksamkeit unbekümmert vertrauen. Es wäre dies ja die Wende. Bis dahin haben wir allen Grund, IHM, dem Heiligen Geist und dem unendlichen Erbarmen grenzenlos zu vertrauen, aber noch keinen Grund, besondere Hoffnungen in das Walten des Papstes zu setzen. Dennoch schließen wir nicht aus, daß er sich eines Tages aufrafft, und möchten ihn zurufen: "Wie nun?! Wirst Du einmal wirklich als Petrus handeln, oder haben wir auf einen anderen zu warten?!"

Wie ich Ihnen allen danke für Ihren Einsatz; Ihre Treue, Ihre Hoffnung gegen alle Hoffnung, so denke ich in großer Bewunderung der Einzelnen, die sich – gelegen oder ungelegen – für die ewigen Werte stark machen; und dies gegen eine Wand von Unverständnis, gegen Hohn und Spott; gegen böse und verleumderische Zungen, unbekümmert darum, daß sie als "Querulanten" und "Fanatiker" verschrien werden! Seitens der Bischöfe haben diese Einsamen wahrlich keine Unterstützung, im Gegenteil. Ich denke z.B. an einen jungen Vater, der, sogar gegen den Willen seiner durch und durch verständnislosen Frau, sich kämpfend weigert, sein Kind in der Schule sexuell aufklären zu lassen. Ehre und Dank und Segen diesem Manne! Männer sind ja unsagbar selten geworden! Gott sei Dank gibt es überall noch diese Seltenen. In den Augen der Welt stehen sie in keinem hohen Ansehen, aber bei Gott sind ihre Namen verzeichnet.

Wer beim letzten spes-unica-Sonntag am 2.12.1979 in Mainz gewesen ist, wird sich erinnern an das, was Herr Professor Dr. Hoeres vom "Religionsunterricht" erzählt hat, den seine Tochter über sich ergehen lassen muß. Mit vollem Recht hat er die allgemeine Misere bzw. das – von Ausnahmen abgesehen – allgemeine Nichtvorhandensein des Religionsunterrichtes beklagt. Denn was weithin als "Religionsunterricht" angeboten wird, hat diese Bezeichnung usurpiert. Von katholischen Inhalten wird da kaum etwas, meistens nichts mehr vermittelt. Hauptgegenstand sind zwischenmenschliche Verhaltensweisen, und es geht bis zu solchen sumpfigen Niedrigkeiten, wie sie jene Tochter von Prof. Hoeres erfahren mußte.

Jetzt wird Dr. Hoeres vom "Bischöflichen Ordinariat" Limburg mit Anzeige gedroht, falls er diese "Pauschalurteile" weiterhin aufrechterhalten sollte. Ein Bischöfliches Ordinariat also wieder mal "im Einsatz" – aber in welchem!!! Sollte es zum Prozeß kommen, braucht Herr Professor Dr. Hoeres natürlich konkrete Zeugenschaft! Und hiermit fordere ich alle von Ihnen auf, die von Mißständen im Religionsunterricht bzw. vom Inhaltsdefizit in Angebot etwas wissen, sich gegebenenfalls als Zeugen zur Verfügung zu stellen. Ich zweifle nicht an einer Wolke von Zeugen! —

 

Und nun darf ich auf meine persönliche Situation zu sprechen kommen. Zunächst einmal Dank!! Ich danke aus tiefster Seele Ihnen allen! Ich danke all denen, die mich durch ihre Gebete unterstützen – ich spüre in der Tat die mächtige Kraft, die von diesen Gebeten ausgeht. Dann danke ich allen, die mir durch gute und aufrichtige Briefe, tröstende und aufmunternde, bestätigende und stärkende Zeilen geholfen und Freude gemacht haben. Und schließlich danke ich Ihnen allen wegen Ihrer außerordentlichen und bewundernswert hochherzigen Opferbereitschaft! Ihre Geldspenden, Ihre zum Teil ausgesprochene Bereitschaft, in regelmäßigen Abständen der spes unica Zuwendungen zu sichern, sind beispielhaft und unvergleichlich! Gott weiß, wieviel Entsagung, wieviel Mut und Gottvertrauen im je einzelnen Fall dahintersteckt! Ich kann nur aus ganzem Herzen sagen: Vergelt's Gott!! – Ich denke, Sie verstehen, warum ich keine Zahlen nenne. Dieser Rundbrief, wie erfahrungsgemäß alle Rundbriefe, gelangt mit Sicherheit in unberufene Hände, vor unsaubere, vergiftete, böswillige Blicke. Jedem Einzelnen von Ihnen, der mich fragt und wahrhaft zu uns katholischen Christen gehört, sage ich in allen Einzelheiten, wie es um die Finanzen bestellt ist, die ja von unserem e.V. rechtlich überwacht und abgesichert werden. Aber in der Öffentlichkeit gebe ich nicht preis, was viele nur in jener allzu "menschlichen" Weise auszuschlachten, zu verwerten und zu kolportieren gedenken, für die sich die progressistischen Humanitätsapostel sattsam bekannt gemacht haben.

Lassen Sie mich auch noch die folgende Selbstverständlichkeit mit Nachdruck betonen: Ich weiß, daß sehr viele von Ihnen einfach nicht imstande sind, auch nur im kleinen Umfange Geld zu spenden. Geldspenden werden von niemandem "erwartet", niemand wird darauf angeschaut, geprüft, vermerkt, ob er spendet oder nicht. Die Spenden sind absolut freiwillig. Weder direkt noch indirekt wird der geringste moralische Druck ausgeübt. Es gibt bei uns keine "spendenden" und keine "nichtspendenden" Mitglieder. Alle sind wir Brüder und Schwestern, die im gegenseitigen Ansehen keine Unterschiede kennen, die einander fraglos und selbstverständlich die allerbeste Absicht und den bestmöglichen Einsatz unterstellen. So sehr ich jedem Einzelnen für seine Spende aus innigstem Herzen und mit Bewunderung danke, so sehr danke ich allen, die nicht spenden können, aber durch ihr Leben in Christus, durch ihre Gebete unabsehbaren Segen wirken!! Vor allem sei auch an dieser Stelle denen gedankt, die durch ihr körperliches und seelisches Leiden ihren Riesenbeitrag leisten in Vereinigung mit dem gekreuzigten Erlöser!!

Aber nun verübeln Sie mir bitte nicht, daß ich wie ein aufdringlicher und unersättlicher Bettler wiederum und wiederum Ihnen zur Last fallen und diejenigen, die dazu in der Lage sind, anflehen muß: Bitte, bitte spenden Sie weiter! Bitte, bitte spenden Sie noch mehr! Ich weiß, ich bin unverschämt, aber ich bin es angesichts der Notwendigkeit und bin es im Vertrauen auf SEIN unendliches Erbarmen und in Vertrauen auf Ihr Verstehen, Ihre Hochherzigkeit und unser gemeinsames Interesse.

In der Tat, wir haben ein Haus!

Es steht in Wiesbaden. Es wird einen Raum bieten – Umbau ist erforderlich – für mindestens 250 Menschen. Die nähere Adresse werde ich Ihnen sagen, wenn gewisse Formalitäten erledigt sein werden. Zunächst brauchen wir dazu noch zusätzlich zu dem, was wir schon haben, eine halbe Million. Um einen Kredit werden wir nicht herum kommen. Über den Fortgang der Arbeiten – bis Mitte den Jahres hoffen wir fertig zu sein – werde ich Sie laufend unterrichten – sehr konkret, in Einzelheiten, wenn irgend möglich mit Bild.

Es soll ein missionarisches Ausstrahlungs-Zentrum werden!

Es soll den Namen tragen Haus Ephesus – Kapelle St. Johannes Evangelist. – Ich bitte Sie innig und inständig um Ihren Beitrag! –

Jetzt wünsche ich Ihnen für die Vorfasten- und Fastenzeit Gottes Erbarmen, Gnade und Trost in Fülle! Ihr im Herrn Ihnen tief verbundener, dankbarer

 

Hans Milch

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