Schild der actio spes unica
actio spes unica Pfarrer Milch St. Athanasius Bildungswerk Aktuell

Rundbrief vom 10. April 1984

Meine lieben Brüder und Schwestern in der actio spes unica!

 

Als unser Herr Jesus Christus in unsagbarer Einsamkeit auf dem Ölberg in das hoffnungslose Chaos der Menschheit und Welt schaute (in diese nach innerweltlichen Erfahrungen und Gesetzen grausam-unabänderliche Hoffnungslosigkeit), da öffnete Er sich, kehrte Sein Innerstes nach außen, so daß Er Blut schwitzte, um in der äußersten Rücksichtslosigkeit gegen Sich selber jedes einzelnen Menschen aller Räume und aller Zeiten Not, Leid, ausübende und erfahrene Gemeinheit, Mord, Sadismus, Schadenfreude, Krankheit, ungerechtes Schicksal, Tod in Sich hineinzunehmen – mit hellwachen und empfindsamsten Nerven, ohne tröstend-schonende Ohnmacht, mit ganzer Klarheit, unbetäubt, um all dies im Erleiden zu vergöttlichen und zu Quellen von Gnade, Geist, Blut und Wasser zu machen – zu Gunsten derer, die es IHM zufügen, dadurch, daß sie es ihm zufügen. Auch Du und ich – durch Deine und meine Gleichgültigkeit, durch die langweilig-eingefahrenen Gleise der Gewohnheit und Gewöhnung, Selbstgerechtigkeit, Selbstzufriedenheit, Lauheit – haben IHM all dieses Entsetzen zugefügt, allein schon durch die chaotischen Möglichkeiten in Deiner und meiner Seele – denn wahrlich, wie der heilige Paulus sagt: "Keiner kann sich rühmen!!" Und als der Herr, vom Grausen gepackt, zum Vater schrie: "Herr, wenn es möglich ist, dann laß diesen Kelch voll von Sumpf und Satanismus an mir vorübergehen!", als Er einfach aufgeben wollte, da kam ein Engel, gab ihm den Willen des Vaters zu trinken in Seine göttliche Ohnmacht hinein – die Allmacht ward ja zur Ohnmacht! – so daß Jesus Sein Trotzdem schreien konnte: "Vater – Dein Wille – und nicht der Wunsch meiner menschlichen Ohnmacht – geschehe!!" Dieses Trotzdem schwächte nicht die Wucht des unvorstellbaren kosmischen Leidens ab, sondern erhöhte es in unaussprechlicher und für uns unvorstellbarer Weise: Der Herr schaute in den Abgrund und hielt den Anblick aus, Er vergöttlichte damit alles Leiden für den, der sich IHM hingibt und sein ganzes Leben mit IHM vereint Tag für Tag. Der Wille des Vaters ist die Liebe zum Menschen, zu Dir und zu mir. Wer die Menschen so liebt wie Jesus, der muß gehaßt werden von denen, die sich ihrer Werke rühmen wollen. Wer nach rechts und links, also seitwärts in die Waagrechte, in die Innerwelt, schaut, um seine Bewährung mit der Bewährung anderer zu vergleichen und sich daher zu beruhigen, zu trösten und gar sich zu verächtlichem Hochmut zu erheben, der wird DEN hassen, der in die Tiefe aller menschlichen Möglichkeiten herabsteigt, die schuldhafte, gottferne Lage, das Nichts im Daseinsgrunde des Menschen, Sich zu eigen macht, um es zu durchstoßen in grenzenlosem In-Leiden (was unendlich mehr ist als "Mitleid", ja sogar mehr als das schon tiefere Mit-leiden) in endloser Liebe, und um so wieder den Zugang zu schaffen in das innerste Wesen des Menschen, den gottgedachten, gottgeschaffenen und gottgewollten Seinsgrund. Dieser Seinsgrund, der allen charakterlichen Zufälligkeiten vorausliegt, ist der eigentliche Gegenstand der in Christus möglichen Menschenliebe – Nächstenliebe genannt, weil sie von dem ausgeübt wird, der ins Innere, also in die nächste Nähe seiner selbst und so jedes einzelnen Menschen gelangt ist.

Als ja die Pharisäer den Herrn fragten: "Wer ist denn mein Nächster?", erzählt Jesus das Gleichnis vom barmherzigen Samariter und erklärt zum Schluß: DU bist bestimmt, Nächster zu sein jedem! –

 

Meine lieben Freunde!

Gerade in unserer Zeit starren wir in den Abgrund.

Ringsum blickend gewahren wir keinen Hoffnungsschimmer. Da leuchtet kein Stern. Und wenn ein Bischof, sei es der Papst oder irgendein anderer in den offiziellen Raum eingebundener Bischof hie und da Wahrheit und Richtigkeit ausspricht, dann ist das noch schlimmer, weil all diese höchstverantwortlichen Hierarchen nicht daran denken, abzulassen vom teuflisch-tödlichen Vorzeichen, hinter das alles, ich wiederhole alles im offiziellen Raum der katholischen Kirche gerückt ist. Und je mehr Wahrheit hinter dieses Vorzeichen gerät, um so furchtbarer. Wenn sich das Antichristentum doch ungeschminkt zeigen würde: die Wende säumte nicht. So aber geben all die "immerhin und wenigstens diese und jene Wahrheit Sagenden" dem alles beherrschenden progressistischen Unheil, dem alles beherrschenden ur-bösen Vorzeichen sein zähes Leben. Gehätschelt, mit einer Leibwache von Wahrheiten versehen, herrscht ungestört und behäbig der Antichrist im offiziellen Raum der Kirche, verdirbt den Geist der Jugend und verabreicht sein Gift in abgefeimt vorsichtigen und wohlberechneten Dosierungen.

Und hier setzt das große Passionsvorbild unseres Herrn und Meisters ein, Christus, unseres angebeteten Lebens:

In den Abgrund schauen, sich nichts vormachen, keine Selbstbeschwichtigungen dulden und im Dennoch hoffen!

Die wahre christusgewollte Hoffnung ist eine Dennoch-Hoffnung, eine Hoffnung ohne Krücken und Stützen, ohne die Hilfe menschlicher Wahrscheinlichkeiten und Erwartungen. Eine Hoffnung, die in sich selber gründet, weil sie Gottes Kraft und so mit Gott identisch ist und daher ihre eigene Erfüllung aus sich selbst gebiert.

Die meisten Menschen haben Angst vor dieser Dennoch-Hoffnung. Entweder geben sie auf oder sie machen sich etwas vor und zaubern Illusionen in ihr Gemüt hinein. Beides ist unzulässig – das Aufgeben und die Illusion. Zulässig ist das Dennoch, welches in den Augen der Welt reiner Wahnsinn ist. Es ist der göttliche Wahnsinn, von dem der heilige Paulus spricht, die hagia moria, der Wahnsinn, der Berge versetzt und Wüsten belebt, das dürre Land bewässert und den brennenden Dornbusch nicht verbrennen läßt. Der 'Wahn'-Sinn also, der in den Augen der Welt allen Berechnungen und Gesetzmäßigkeiten, Erwartungen und Erfahrungen widerspricht, Ein "Wahn", der die höchste, die eigentliche Wirklichkeit ist!

Diese Vereinigung mit der Passionshoffnung unseres Herrn, jene Vereinigung, welche voll und rein nur in Maria möglich ist, soll unser Atemholen sein in der Passionszeit – wichtiger als noch so verdienstvolle Einzelopfer, die zweifellos auch vonnöten sind. –

Jesus war als Mensch 'gestorben' – kein glücklicher Ausdruck für das Verlassen des Körpers – Er war hingeschieden; leblos lag Sein heiliger Leib in den Armen der Erde, die den Namen MARIA trägt, welche den göttlichen Weizen hervorbringt.

"Er ist auferstanden!" – das ist für die 'Vernünftigkeit' der Welt nur ein müdes Lächeln wert.

Aber er ist auferstanden!

Und für unsere Lage gesagt: Die Wende wird kommen!!! —

 

Und nun muß ich wieder betteln!

Wir alle sind rundherum angewiesen auf Ihre Spenden! Voll Dankbarkeit gedenke ich Ihrer Hochherzigkeit und nehme alle Spender und Beter, aber auch alle, die nicht spenden können, in meinen heiligen Opfervollzug der Messe! Aber wir sind belastet mit Schulden, mit vielerlei Ausgaben, Propaganda, Reparaturen, Reisen, notwendigsten Anschaffungen, Lohnzahlungen etc. etc. etc. Bitte, bitte! Wer kann, möge seine Hilfe noch erhöhen! Verzeihen Sie meine aufdringliche Unverschämtheit!

Sie alle segne der leidende und siegende Herr in Fülle!!! – Ihr

 

Hans Milch, Pfarrer

Schlüsselbegriffe ?
 
Leiden
 
Passion
   
Hoffnung
   
Negatives Vorzeichen
   
Nächstenliebe
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