Schild der actio spes unica
actio spes unica Pfarrer Milch St. Athanasius Bildungswerk Aktuell

Rundbrief vom 30. November 1985

Meine lieben Brüder und Schwestern in der actio spes unica!

 

Im Zeichen des heiligen Adventes grüße ich Sie von Herzen! Advent ist unser Leben und unsere Seele, flammende Hoffnung, sehnendes Verlangen!

Die katastrophale Lage im offiziellen Raum der Kirche fordert unsere äußerste Denkkraft heraus und stellt einen Fall vor Augen, der erstmalig und einmalig ist der ganzen zweitausendjährigen Geschichte der Kirche.

Die Kirche ist Christus als das fleischgewordene Wort des Vaters im Hier und Jetzt. Der menschgewordene Gott-Sohn, in dem Du Gott mit den Augen und Ohren und allen Sinnen wahrnimmst, spricht Sein befreiendes Wort, nimmt Dich in Sich hinein durch Sein Opfer, Seinen Hingang zum Vater in Kreuzestod, Auferstehung und Himmelfahrt. Daß sich dies ereignet räumlich und zeitlich erkennbar und bestimmbar – das heißt Kirche.

Und dieser Christus umfaßt jeden, den Er in Sich hineinnimmt – Er das Haupt, Du Sein Leib. Leib aber heißt Erfüllung, Bestätigung, mütterliche Braut, spiegelnder Bronnen, aufnehmendes, jasagendes Du. In der absolut reinen, vorbehaltlosesten Hingabe der alle denkbaren Wesenheiten des Menschen umfassenden bräutlichen Gottesgebärerin Maria ist jeder je einzelne Mensch vorgegeben, der sein Ja sagt. Sie gibt ihr Ja-Wort in mütterlich-erbarmender Fürsprache dem Menschen ein, der guten Willens in diese ihre Hingabe einsteigen will, und ersetzt so, was dem je Einzelnen an ungetrübter Einwilligung mangelt.

Wo und wann der Gottmensch Sein Zelt aufrichtet auf Erden, ergibt sich die Möglichkeit, auf Sein opferndes und erbarmendes Angebot einzugehen, mit dem Eingehen des Einzelnen auf Ihn ergibt sich die katholische Kirche, also Christus und Maria im Hier und Jetzt. Das heißt Gemeinde = Kommunion, Vereinigung, Eintauchung, Erhöhung, Er-Lösung = Loslösung, Herausrufung, Herausweckung aus der hoffnungslosen Waagrechten, aus dem kollektiven Neben- und Miteinander hinein in die Senkrechte des all-einen In-ein-ander.

Logisch-notwendig ist mit Christus und Maria in der Welt für die ganze Welt, für alle Zeiten und für den jeweiligen Raum und die jeweilige Zeit gegeben jegliche Mitteilung der einen gottmenschlichen Offenbarung:

Die katholische Kirche – also Christus und Maria hier und jetzt für jeden je Einzelnen universal und lokal – und die katholische Wahrheit ist also ein Ganzes. Ich kann dieses eine Ganze unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachten. Zum Beispiel unter dem Gesichtspunkt der Unfehlbarkeit des Papstes, unter dem Gesichtspunkt der Aufnahme Mariens in den Himmel, unter dem Gesichtspunkt der sieben Sakramenten unter dem Gesichtspunkt des sakralen Charakters der Opferliturgie und unter vielen anderen Gesichtspunkten. Der Heilige Geist zeigt im Laufe der Jahrhunderte durch Seine Einwirkung, unter welchen Gesichtspunkten zusätzlich dieses eine Ganze betrachtet werden kann, werden muß.

Noch einmal: Unter jedem Gesichtspunkt muß das eine Ganze betrachtet werden, und die Leugnung auch nur eines Gesichtspunktes bedeutet unabdingbar die Leugnung des einen Ganzen. Die Gesichtspunkte des einen Ganzen sind klar, kristallisch eindeutig in Wort und Schrift vorgelegt. Die absolut verbindliche Vorlage heißt Dogma. Ich bejahe und verstehe ein Dogma nur, wenn ich in ihm das eine Ganze sehe. Will ich es isoliert, ohne EIN-SICHT, ohne Berücksichtigung des einen Ganzen begreifen, dann kann ich es nicht begreifen und verrate eben dadurch alles.

Daher der Name katholisch, das heißt: dem einen Ganzen gemäß! –

Es gibt also nichts Katholisches bzw. immerhin schon etwas Katholisches. Etwas Katholisches – das ist ein Widerspruch in sich wie ein viereckiger Kreis.

Wenn also, wie es heute geschieht, ein Wesensaspekt (Aspekt = Gesichtspunkt) der katholischen Kirche und Wahrheit geleugnet wird im offiziellen Raum der Kirche, dann kann jegliche sonstige isolierte Behauptung eines Gesichtspunktes der katholischen Wesenheit, die eben dadurch eine frevelhafte und widersinnige Herausnahme aus dem einen Ganzen ist (= Häresie), niemals eine Lebensäußerung der Kirche sein, wie Toren behaupten. Die katholische Logik gebietet die Feststellung, daß heute der ganze offizielle Raum der katholischen Kirche häretisch ist. Das eine Ganze ist immer ganz, und wo es nicht ganz ist, da ist es gar nicht.

Dort, wo der Gottmensch in Seinem jeweiligen Vergegenwärtiger stets räumliche und zeitliche Beziehung eingegangen ist; wo die katholische Kirche immer benannt wurde, da ist sie auch heute – ganz. Aber sie ist eben so, wie auch ein Mensch, der sein Wesen total verrät, also in seinem Gebaren total widermenschlich sich darstellt, dennoch dieser ganze Mensch ist und bleibt.

Es gilt, die beiden Ebenen zu unterscheiden: die Ebene des Seins und die Ebene der Erfahrung und Bewährung. Die bestellten und geweihten Vergegenwärtiger des Gottmenschen heute sind der ehrlichen Überzeugung, grundsätzlich der katholischen Kirche und Wahrheit gemäß zu denken und zu handeln. Darum ist der Papst Papst und sind die Bischöfe Bischöfe – aber sie denken und handeln total unkatholisch. Ist das möglich?

Es ist möglich.

Gültig geweihte Priester, gültige Sakramente, gültige Bischöfe, gültiger Papst. Gültig, weil sie – wenn auch weithin in schuldhaft zugezogenem Wahn – grundsätzlich das Wahre zu wollen vermeinen. Wo dieser Wille das Sein bestimmt – in den Sakramenten, in der Sendung und Weihe der Vergegenwärtigenden, in der Gesetzgebung, welche die Gültigkeit der Sakramente bedingt, in der Deklaration von Dogmen und Heiligen: da richten sie Gültiges aus.

Aber in der Deutung dessen, was ihr Wille gültig macht, irren sie total. Ihr Denken, ihre Lehre und ihre die Exekutive betreffenden Befehle sind diesseits gottmenschlich-katholischer Verbindlichkeit. Wer ihrem Sein verschworen ist, muß heute ihrem Handeln entraten. Wer heute der katholischen Kirche treu bleiben will, darf mit dem Gebaren, das ihre Repräsentanten an den Tag legen, nicht im Ansatz etwas zu tun haben.

Wer alles verrät, dessen Gehorsamsanspruch ist null und nichtig. Worin besteht nun ihr totaler Verrat, den sie begehen, ohne es zu wissen – geführt und getrieben von den progressistisch-freimaurerischen Promotoren des Verderbens? Es ist schnell beantwortet.

Folgende Sätze bejahen und bekennen sie in ihrem verdunkelten Geist mit Nachdruck:

"Die heilige Synode (gemeint ist das sog. II. Vatikanische Konzil) bietet der Menschheit die aufrichtige Mitarbeit der Kirche an zur Errichtung jener brüderlichen Gemeinschaft aller... Die Kirche beklagt die Diskriminierung zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden... Die Atheisten lädt sie schlicht ein, das Evangelium Christi unbefangen zu würdigen... Gott wollte, daß alle Menschen eine Familie bilden... Die Kirche glaubt, viel zu einer humaneren Gestaltung der Menschheitsfamilie und ihrer Geschichte beitragen zu können... Die Menschheitsfamilie erfährt und gestaltet sich allmählich als eine die ganze Welt umfassende Gemeinschaft... Die Kirche bekennt, bei aller eindeutigen Verwerfung des Atheismus, daß alle Menschen, Glaubende und Nichtglaubende, zum richtigen Aufbau der Welt, in der sie gemeinsam leben, zusammenarbeiten müssen..."

Diese Sätze im sog. II. Vatikanischen Konzil, von deren Geist noch eine Menge zitiert werden kann. kennzeichnen den Antichristen und das Böse an sich. Wer sich zu solchen Sätzen bekennt, mag dann beschwören und bekennen und beteuern, was er will: es ist nicht mehr katholisch, kann es nicht sein.

Es gibt keinen Rest. Wenn nicht alles Bekannte und Geglaubte katholisch ist, dann ist nichts katholisch.

Darum kann die Wende, zu der hin wir brennen – auch des verblendeten Papstes und der verblendeten Bischöfe wegen – nur ein Akt von Seiten des obersten Hirten sein – ein universaler Akt, der sich dann in wachsenden Intensitätsstufen entfalten wird. Wie es kein Nebeneinander von Wahrheiten gibt, sondern nur ihr katholisches Ineinander, so gibt es als Frucht der in Christus und Maria gegebenen All-Einheit die Kettenreaktion des Du-zu-Du und Du-in-Du: Wahre Gemeinschaft. Die Kirche also ist als Christus in Maria und als Maria in Christus nicht "Gemeinschaft" im Sinne eines Kollektivs, sondern Auslöserin und Quelle wahrer Gemeinschaft. Die Kirche ist Mitte und verwandelt Jeden zur Mitte: Jeder wird Mitte. –

Wer dem Additismus und Kollektivismus frönt, gerät in den gottfeindlichen Ökumenismus.

Und wer angesichts all meiner wiederholten öffentlichen und persönlichen mündlichen und schriftlichen Darlegungen immer noch hartnäckig schweigt und nicht bekennt, dass sich nach katholischer Logik die Wende nicht in Stufen vollziehen kann; wer sich immer noch weigert, anzuerkennen, dass die Wende ein Akt sein muss:

Der soll wissen, dass er im Glauben Schiffbruch erlitten hat und von der ganzen katholischen Wahrheit abgefallen ist!

Absichtlich gebrauche ich die übliche Ausdrucksweise, die bei der Definition von Dogmen Verwendung zu finden pflegt. Einige Unbedarfte werden jetzt lachen und sagen: Der Milch spielt sich als Papst auf.

Nein, das tut er keineswegs. Aber man vergesse nicht – freilich hat man es schon allzu lange vergessen – daß das Ziel des Prophetenamtes darin besteht, die Belehrten und Eingeweihten in den Stand zu setzen, einmal zu prüfen, ob ihr Lehrer noch seinem einst verkündeten Glauben treu geblieben ist. Der Eingeweihte ist in der Lage, zwischen katholisch und nichtkatholisch zu unterscheiden. Er ist keine öffentliche, aber eine faktische Autorität – ich, der ich einsam und in Einheit mit Wenigen seit 23 Jahren die Legitimität repräsentiere, allemal!

Eine höchste Instanz verpflichtet Dich und mich: Die Wahrheit!

Alles andere und jeder andere nur unter ihrem Vorbehalt!!!

 

Adventliche und weihnachtliche Gnaden in Fülle Ihnen allen! Es segnet Sie Ihr

 

Pfarrer Hans Milch.

Schlüsselbegriffe ?
 
Wende
   
Maria Kirche
   
Mystischer Leib
   
Hingabe
   
Additismus
   
Häresie
   
Papstamt
   
Konzilstexte
   
Du-zu-du
   
All-Einheit
   
Ineinander
   
Besetzter Raum
   
Wahrheit
   
Gehorsam
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