Rundbrief vom 28. Januar 1986
Meine lieben Brüder und Schwestern in der actio spes unica!
Mitten in der Rekonvaleszenz nach einem zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt will ich einer jeden und einem jeden von Ihnen noch ein gnadenreiches, gottgesegnetes Jahr 1986 wünschen. Möge es für uns ein Jahr gesteigerter Hoffnung und glühender Hingabe werden in Gebet und Tat!
Vergessen wir nie, daß Gott Mensch geworden ist um des je Einzelnen willen! Sie wissen, daß ich dies endlos zu wiederholen pflege. In der Tat werde ich es auch immer neu einschärfen: Es ist die Wahrheit, die unseren ratlosen Zeitgenossen als tröstende und aufrichtende Medizin angeboten wird, die Mitte der Erlösung und Offenbarung des Christus! Viel zu lange, jahrhundertelang ist diese Notwendigkeit vergessen und vernachlässigt worden zugunsten eines unchristlichen Kollektivismus.
Nach dem Gesetz des Gottmenschentums leitet jegliches Wir sein Recht ab und seinen Wert vom Ich und vom Du, vom liebenden Ineinander; von der Zweieinheit der in Freiheit erglühten Entscheidungen – der Entscheidung des Sich in Menschwerdung und Opfer anbietenden Gott-Sohnes und der Ja sagenden, einwilligenden Geistseele. Und im Zeichen dieses Ineinander steht jegliches freie Du-zu-Du und Du-in-Du der in IHM erweckten Menschen, der vergöttlichten Geister, die sich erkennen im befreienden Bann des Heiligen Geistes: So und dadurch wird wahre Gemeinschaft. Ein WIR, das am Anfang steht, ist verdüstert im hoffnungslosen Scheinlicht des Weltentages. Alles Motorengeräusch, das von diesem Wir ausgeht, taugt nicht für das Reich der Himmel, Ein WIR aber, das sich ergibt aus der schweigenden und freien Entscheidung des Einzelnen, ist eine Quelle lebendig strömender Wasser, die erlösen und befruchten, ein Bild des Drei-einen Gottes.
Gerade heute, wo scheinbar der Einzelne überrollt wird von Aussichtslosigkeit, von der Übermacht anonymer Mächte, die an den Schalthebeln sitzen der Propaganda und der Finanzen, der Wirtschaft und der Politik, wo noch so eifrige Gruppenbildungen nichts ausrichten können (es sei denn, sie haben große Kapitalmassen im Hintergrund) – da erhebt sich eine unangreifbare Großmacht: der Einzelne!
DU!
Und nur in Christus kann sich diese Großmacht erheben; nur Christus reckt und weckt den Einzelnen zu sich selbst, richtet ihn in die ewige Senkrechte, welche unabhängig ist von Raum und Zeit, und holt ihn hinein in die Gottheit: Tauche = Taufe! Und alle sieben Sakramente sind nichts anderes als eine siebenfach entfaltete Taufe.
Erlöst aus der Masse, hinaufgerufen, herausgerufen aus dem Kollektiv zu seiner Einzelheit und Einzigkeit wird der Mensch, auf daß sich Mensch und Mensch finden in der Dimension der Unabhängigkeit, der Senkrechten nämlich, zu neuer und wahrer Gemeinschaft.
Das ist das Gesetz des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. —
Diese Texte sind nicht auf Anhieb leicht zu verstehen. Sie sollen es auch nicht sein. Lesen Sie doch die Reden des Herrn im Johannes-Evangelium, lesen Sie die Briefe des heiligen Paulus: Für Sie, jawohl – gerade für Sie sind diese Briefe geschrieben, um Ihr Nachdenken und Ihr Fragen herauszufordern. Der Herr gönnt dem erlösten Menschengeiste keine Bequemlichkeit. Schön ist es, in IHM zu leben. Aber das wahrhaft Schöne kann niemals bequem sein.
Gott hätte Dich und mich erlöst und ausgerechnet die Fähigkeit, welche Wesen und Würde des Menschen ausmacht, das Denken nämlich, für weniger wichtig gehalten? Das ist absurd und undenkbar! Das Denken zu erwecken, ist der Herr erschienen!
Darum sind diese Rundbriefe da, daß sie durchdacht und gelesen werden. Ihr Inhalt ist der Sinn ihres Verschicktwerdens. – Zwar werden Sie darin aufgefordert, nach Möglichkeit zu den spes-unica-Sonntagen zu kommen bzw. Geld zu spenden – ich wiederhole: nach Möglichkeit! Besteht diese Möglichkeit bei Ihnen nicht, dann bleiben Sie höchstgeehrte und tiefstberechtigte Glieder der actio spes unica und Empfänger der Rundbriefe!
Immer mal wieder erhalte ich Briefe mit der Bitte, keine Rundbriefe mehr zu schicken, da keine Möglichkeit bestehe, zu spenden bzw. die spes-unica-Sonntag zu besuchen.
Daher betone ich zum wievielten Male, daß der Versand meiner Scheiben keineswegs mit der Erwartung verknüpft ist, daß gespendet bzw. die Kundgebungen besucht würden. An die Mitgliedschaft und an den Empfang der Rundschreiben werden überhaupt keine Erwartungen geknüpft! Andernfalls würde ich ja diejenigen, die können, nicht zu Spende und Besuch bittend auffordern, sondern beides verlangen. Ich verlange aber gar nichts.
Die Rundschreiben haben den Zweck, gelesen zu werden, sonst gar keinen! —
Wie gesagt, ich verlange nichts.
Aber von mir abgesehen, ist der Besuch der spes-unica-Sonntage in sich für den, der kommen kann, eine von Gott auferlegte Bekenntnispflicht! —
Der Herr segne Sie!
Tief im Gebet vereint mit Ihnen allen – Ihr dankbarer
Pfarrer Hans Milch.
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