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actio spes unica Pfarrer Milch St. Athanasius Bildungswerk Aktuell

Sonntagsbrief vom 18. September 1977

Meine lieben Brüder und Schwestern!

 

Zur zweiten Stille, die Du Dir festgelegt und gesichert hast:

"Mein Gott! Du hast mir gezeigt, daß mein Dasein von unermeßlicher Bedeutung ist! Daß ich nicht irgendwer bin unter Namenlosen, sondern ICH, weil DU MIR DICH gegeben hast als unermeßlichen Ausgangspunkt und unerschöpfliche Quelle meines Daseins! 'Was hast Du mit mir vor?! Was ist meine Sendung, die in Ewigkeiten nicht vergehen und verwehen wird, die vielmehr in die Ewigkeiten mündet, gepriesen von den Engeln?!' So habe ich Dich gefragt in der ersten Stille. Gibst Du mir Antwort, ewiger Gott in mir?"

Da Du so wiederum fragst, mit vollem Rechte fragst – Du hast ja die Liebe zu Dir selbst und die Ehrfurcht vor Dir selbst in IHM gefunden! –, bedenke, ob nicht im Dir zugewiesenen Daseinskreise sich Deine Bedeutung widerspiegelt? Wenn Du solchen Sinnes und höchster Wesensfülle mächtig bist, sollte der Dir zugewiesene nächste Mensch es nicht sein? Dein Ehepartner – Deine Kinder – die Mutter – der Vater – der Freund – die Freundin? Dir sind Menschen anvertraut, mit denen Du Umgang hast im Beruf und im geselligen Kreis, Kinder zu Hause oder junge Menschen oder andere, die jungen Menschen weitergeben können, was sie sind und wissen. Erweitert sich nicht Dein Dasein durchs Geben und Nehmen im Atem von Du zu Du? Und ist der Atem, der strömende, unendlich wirkmächtige, nicht Gott selbst in Seiner dritten Person, der Heilige Geist, des Gottmenschen heilender, vergebender, wissender, stärkender, tröstender Geist?

"Herr, ich begreife: Da Du Mensch geworden bist, ist die Ewigkeit in die Zeit gekommen, die Unendlichkeit in den Raum – auch in meine Zeit und in meinen Raum. Der Heilige Geist in mir wird geweckt und wirkt durch alles, was ich tue, leide, mit gutem Willen sage, denke, plane und erstrebe. Die Engel bewachen den Raum meiner göttlichen Wirksamkeit. Neu und verwandelt erstrahlt mir die Welt, ins Endlose dehnt sich der mir gewiesene Kreis."

Hier verweile und gehe im Geist alle Menschen durch, die Dir lieb sind – mit all ihren Fehlern, mit all ihrer Not, auch Dich ertragen zu müssen: "Soll ich es ihnen schon sagen, was diese Stille mir eröffnet? Soll ich sie einweihen in ihr und mein unabsehbar großes Glück? Nein – noch nicht! Vielleicht noch lange nicht. Aber in meiner Geistesmitte, im Herzen, will ich sie bergen und Gestalt werden lassen – in Deinem Namen, Herr. In Deiner Sendung und in Deiner Größe! Und wenn ich sie alle – den vertrautesten Menschen voran – so groß in meiner Seele blühen lasse, dann wird die Stunde kommen, daß sie etwas spüren und fragen nach dem Geheimnis, das mit mir geht und mich so viel ertragen läßt! Ich danke Dir, Herr! Es ist eine Lust zu leben – in DIR, in MIR, in den VIELEN! Amen!"

Und nun bereite Deine dritte Stille vor – mit gleicher Sorgfalt!

 

Es grüßt Euch alle von Herzen  Euer Pfarrer Hans Milch.

Schlüsselbegriffe ?
   
Einsamkeit
   
Charakter
   
Menschwerdung
   
Nächstenliebe
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