Sonntagsbrief vom 15. April 1979
Meine lieben Brüder und Schwestern!
Der Herr hat die Welt besiegelt mit der Kraft Seines sieghaften Geistes.
Die Menschen hatten durch Adam und Eva Gott verlassen und damit die Schöpfung dem Satan überlassen, dem "Fürsten dieser Welt". Gott ließ es geschehen, weil Er den freien Willen, den Er geschaffen, achtet – bis zur äußersten Konsequenz achtet!
Dann kommt Gott selber als Mensch. Der Sohn des Vaters überträgt Seine ewige Liebeshingabe, die Er als Gott in Wonnen vollzieht, auf die menschliche Natur, wo sie zum leidvollen Opfer wird. Die Selbstpreisgabe an den ewigen Ursprung, von den Menschen verweigert, übernimmt Er im Namen der Menschen. Damit drückt Gott wieder das Siegel Seines beglückenden Eigentums-Anspruches auf die Welt. Die Herrschaft Gottes ist angebrochen. Das Reich Gottes ist da. Aber verwirklicht wird es nur dort, wo die Menschen es sich zu eigen machen.
Es ist furchtbar, daß so viele Menschen, die allermeisten, an ihrer herrlichsten Möglichkeit vorbeigehen – hoffentlich "wissen sie nicht, was sie tun".
Wie sieht dieses "Sich-zu-eigen-machen" des Gottesreiches aus? Es ist ein einfacher Vorgang. Und weil er so einfach ist, ist er sehr schwer. Der Herr ist barmherzig. Entscheidend nur, daß wir immer neu beginnen, daß wir uns nie beurlauben, nie mit uns zufrieden sind. Das Schlimmste bei den Meisten ist nicht ihr Versagen, sondern ihre Selbstzufriedenheit: "Ich tue meine Pflicht! Ich habe ein reines Gewissen. Das sind nur kleine Fehler, die ich begehe. Im wesentlichen ist bei mir alles in Ordnung. Ich habe mir nichts vorzuwerfen!" Ich habe eine große Angst um solche Menschen!
Was meine ich mit dem "einfachen Vorgang"?
Sich von Ihm lieben lassen im Gebet, die so empfangene Liebe Ihm zurückgeben und weitergeben an jeden Menschen!
Dieses "jeden Menschen" ist das unheimlich Schwere. Wir fragen viel zu viel, ob dieser oder jener eine angenehme oder unangenehme Art hat, ob er sympathisch oder unsympathisch ist, ob wir ihn "leiden mögen oder nicht leiden mögen". Das alles ist doch völlig gleichgültig. Der Nächste ist uns nicht zum Genusse zugeteilt, sondern daß er von uns geliebt werde. Und diese Liebe steht im Zeichen des Kreuzes. Das härteste Liebeskreuz – so hart und schwer, daß keiner von uns es je tragen könnte – hat ER getragen. Für eben diesen Menschen, über den Du mit so großem Behagen herziehst, weil er Dir unangenehm ist.
Wir alle sind ständige Versager in dieser Liebe. Bestenfalls blutige Stümper. Aber wir sollen immer wieder anfangen. Immer wieder uns aufraffen. Immer wieder Sein Erbarmen anrufen. Denn wir sind mit Haut und Haaren auf dieses Erbarmen angewiesen.
Darum appelliere ich an Dich, der Du so eben Deine Pflicht tust und Dich darauf berufst, daß Du doch anständig seiest!
Christus ist nicht gekommen, damit Du ein anständiger Mensch bist! Schlage Dir diesen Unsinn aus dem Kopf! Längst vor Christus gab es anständige Menschen – so wenige und so viele wie heute. Um des Anständigseins willen hätte Er nicht zu kommen brauchen! Wirklich nicht!
Nein – Er bietet Dir Seine Freundschaft an! Er opfert Sich um Deinetwillen, um Dich teilnehmen zu lassen an Seinem göttlichen Leben! Er tut alles um Deinetwillen, als wärest Du allein auf der Welt! Du meinst doch nicht im Ernst, Er gäbe sich zufrieden damit, daß Du einigermaßen anständig bist, gutmütig, ein guter Kumpel ("Dein letztes Hemd ausziehst").
Oder wähnst Du, deswegen habe Er – GOTT!!! – am Schandgalgen Sein Blut für Dich vergossen!?
Also – bitte! – fang an! Fang an, Dich um wahre Liebe zu mühen! Fang an, Dich von Ihm lieben zu lassen und ständig Sein Erbarmen anzurufen!
Christus ist auferstanden!
Er hat Deine und meine Sünden überwunden!
Wenn wir wollen! Du hast "nichts dagegen", ich weiß. Aber dieses Nichts-dagegen-haben ist tödlich beleidigend. Willst Du?!!
Eine wahrhaft gnadenreiche Osterzeit wünscht Dir Dein Pfarrer Hans Milch.
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