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Sonntagsbrief vom 3. November 1979

Meine lieben Brüder und Schwestern!

 

Von Herzen möchte ich Ihnen danken für ihre Liebe und Treue – zur katholischen Sache und zu meiner Person. Auch für die persönliche Anhänglichkeit danke ich Ihnen, wenn sie auch nicht das Entscheidende und Wesentliche ist. Wesentlich ist unsere katholische Wahrheitsüberzeugung!

Ich kann Ihnen versichern: Nehmen wir einmal an, es hätte sich ein bloß persönliches Unrecht gegen mich ereignet. Falsche Anschuldigungen oder irgend was anderes an Gemeinheit hätten bewirkt, daß ich von hier fort müßte. Vor dem Antritt einer neuen Stelle hätte ich noch eine Weile hier wohnen müssen ohne amtliche Befugnis. Wer dann zu meinen privaten Zelebrationen gekommen wäre, um seine persönliche Solidarität zu bekunden, er wäre von mir bei aller Liebe abgewiesen worden um des höheren Gutes des Friedens in der Pfarrgemeinde willen.

Sie können sich darauf verlassen.

Nun aber herrscht eine völlig andere Lage: Nicht so sehr mir als Person ist Unrecht geschehen. Mein Weggehenmüssen ist eine der vielen Früchte, die dem katastrophalen Übelstand entsprießen, daß der Boden und die Gewalten unserer heiligen Kirche von antikatholischen Mächten besetzt gehalten werden – so sehr, daß die Bischöfe Dinge behaupten, derentwegen noch vor 20 Jahren jeder Theologiestudent mit Glanz und Gloria durchs Examen gefallen wäre. Sie berufen sich einzig auf bloße Verhaltensweisen und lösen sie in absolut unkatholischer Weise von den vorgegebenen Inhalten. Sie vergessen, daß es in katholischer Sicht nur eine Einheit, auch nur eine Einheit mit Papst und Bischöfen, geben kann – nämlich die Einheit in der Wahrheit!

Ein Bischof, der von der Wahrheit absieht – und die Hauptbeschäftigung der Bischöfe seit bald 20 Jahren besteht leider darin, von der Wahrheit und ihren notwendigen Inhalten abzusehen –, darf und kann keine Solidarität beanspruchen, weil er aus Prinzip seines Amtes nicht waltet. Das schreibe ich in Trauer und in Liebe. Ich verurteile nicht und mache nicht einmal Vorwürfe. Die Bischöfe sind Opfer teuflischer Besatzung und mit Blindheit geschlagen. Ich bete, daß "sie nicht wissen, was sie tun", damit ihnen all dies nicht als Sünde angerechnet werden möge. Und wenn sie eines Tages wissen, was sie tun bzw. tun sollten, möge ihnen der Herr den Mut geben zu Eingeständnis und Umkehr! Stimmen Sie bitte ein in dieses Gebet! Nur kein Haß! Weder Haß noch Verachtung gegen die Vielen die nicht imstande sind, zu begreifen, was in der Kirche, besser gesagt im Innenraum der Kirche, geschieht! Sie sind wie Schafe ohne Hirten! – Weder Erzbischof Lefebvre noch ich wollen gescheiter sein als die anderen Bischöfe. Es besteht ja auch absolut keine Glaubens-Streitfrage! Aber Erzbischof Lefebvre und seine Anhänger wollen verantwortungsbewußter und priesterlicher sein, als die Mehrheit der Bischöfe es in ihrer von dämonischen Mächten gewirkten Blindheit zu sein vermag. Wissen Sie, wir wollen einmal nicht dem Verderben verfallen!

Wenn der Herr mich einst fragt: "Ich habe Dir die Gnade geschenkt, die katholische Wahrheit zu erkennen! Warum hast Du geschwiegen, als es an Deiner Stimme lag, dem Verbrechen zu wehren und die Krankheit zu bezeichnen, daß sie beseitigt werden könne?!"

Lieber lasse ich mich von dem Leiter des Bistums Limburg verurteilen, der im Augenblick im Desinteresse gegenüber der einen Wahrheit und neben seinem Bischofsamte daherlebt. Ein armer, ausgestoßener, im fatalen Schoße der flüchtigen Zeit, der Mode und der Masse Lebender! Bitte, bitte! Beten Sie alle für ihn! Wie hat er es nötig!!! Weiß Gott, ich heuchle nicht! Ich meine es bitter ernst. Er hat im besten Glauben mir fair begegnen wollen und wähnt ernstlich, zu seiner Maßnahme "aus bischöflicher Verantwortung" verpflichtet gewesen zu sein! Ich unterstelle ihm diesen gutgemeinten Irrtum und bitte Sie alle, zwar um der Sache willen zu kämpfen, aber ohne persönlichen Haß! —

 

Aus dem Grunde, weil ich weiß, daß die neue Form der Messe nicht gottgewollt ist, kann ich Sie, die Sie zu mir kommen, nicht wegschicken. Ich werbe niemanden ab. Ich beeinflusse niemanden. Sie wissen es alle! – Entscheidend ist nicht der Tisch. Entscheidend ist nicht die Frage "lateinisch" oder "deutsch". Auch wenn die neue Form vom Volke abgewandt und in Latein gehalten wird, ist sie nicht gottgewollt, während die tridentinische Form in deutsch und zum Volke gewandt gehalten werden könnte, was ich eine Zeit lang tat, bis ich einsah, daß eigentlich auch dies nicht verantwortet werden kann. Den neuen Meßordo freilich habe ich nie benutzt! Immer habe ich in Gebärde und Text die gottgewollte Form verwendet! Lesen Sie, was im Neuen Manifest darüber geschrieben ist! Auch unter Papst Pius XII. gab es schon mal hie und da eine Zelebration zum Volke hin, aber ohne die teuflische Ideologie, die heute dahinter steht. Mit dieser zutiefst bösen "Gemeinschafts"-Ideologie wollte und will ich mich niemals solidarisieren. Darum habe ich den Tisch, den ich ohnehin nur ungern benutzte und meistens gar nicht, dann endgültig beseitigt! Ich liebe, weiß Gott! nicht den Kampf! Aber wehe mir, wenn ich nicht kämpfte!

 

Gott segne Sie alle! Von Herzen – Hans Milch.

Schlüsselbegriffe ?
 
Suspendierung
   
Wahrheit
   
Neue Messe
   
Bischof Kempf
   
Konzession
   
Lefebvre
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