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Sonntagsbrief vom 22. März 1981

Meine lieben Brüder und Schwestern!

 

Heute einmal ein Loblied – ein Loblied auf diejenigen, welche als Priester noch in Amt und Würden sind, harte, Herzblut fordernde Kämpfe, Nahkämpfe ausfechten müssen mit arroganten "mündigen" Laien, die – wie der Schwachsinn lautet – "mit der Zeit gehen" zu sollen wähnen; die ständig "das Weiße im Auge des Feindes sehen". —

Lassen Sie mich kurz wiederholen, was ich oft einzuschärfen versuche: Der Boden der Kirche ist überwuchert und besetzt von antichristlichen Ideologien und Ideologen, meist aus der Zunft der Professoren und Journalisten. Dieser Boden ist die Rechtsstruktur, die Hierarchie (Papst und Bischöfe und Priester) und die substantiell erhaltene Gläubigkeit mancher Irregeführter, die meinen, sie müßten 'gehorchen'.

Es ist der Boden der Kirche. Die da von "Konzilskirche", von "Neukirche" reden, mit der wir "überhaupt nichts mehr zu tun hätten", erweisen der Besatzungsmacht eine ungewollte hohe Ehre. Es gibt nur eine Kirche, das ist die eine, heilige, katholische und apostolische römische Kirche. Nicht sie ist besetzt, sondern ihr Boden, ihr Innenraum. Sie selbst lebt und bleibt! "Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen!" Sie fließt zur Zeit wie die Donau unterirdisch, nach außen von niemandem gültig repräsentiert als von Erzbischof Lefebvre und den Seinen, seien sie seiner Priesterbruderschaft incorporiert oder assoziiert.

Mit den Repräsentanten des Besetztseins, vornehmlich mit dem Papst, aber auch mit Vertretern der Kurie, bemüht sich der Erzbischof mit Recht, in ein Arrangement zu kommen, um wenigstens einen Teil des besetzten Innenraumes und des – durchaus entstellten – offiziellen Erscheinungsbildes der Kirche wieder zurückzuerobern und dadurch ein Gottesgericht zu beschwören. Es ist möglich und hat einen soliden Wahrscheinlichkeitsgrad, daß Papst Johannes Paul II. kein gültiger Papst ist; dasselbe gilt noch mehr für Paul VI. Aber wir wissen es nicht. Er ist mit Sicherheit nur dann kein gültiger Papst, wenn er ein formaler Haeretiker ist, d.h. wenn er bewußt und willentlich von der katholischen Lehre abweicht. Wenn er aber sein Abweichen bzw. seinen Widerspruch zur katholischen Lehre als solchen nicht erkennt und sich einlullen läßt von den falschen Propheten des Modernismus, dann ist er gültiger Papst. Und sinnvollerweise muß man von letzterem ausgehen, weil wir uns nicht in die Allwissenheit Gottes hineinschmuggeln dürfen.

So ist die klare, theologisch einzig zulässige Deutung der Lage.

Manche meinen, das sei "kompromißlerisch, halbherzig, inkonsequent". Sie irren absolut. Diese Leute – z.B. von der Zeitschrift "Einsicht" – sind nicht etwa "konsequent" und "eindeutig" in ihrer Einstellung, sondern nur dümmlich und in ihrer theologischen Bildung auf Schmalspur geschaltet.

Wenn ich soeben sagte, die Kirche werde nach außen zur Zeit von niemandem gültig repräsentiert außer von Erzbischof Lefebvre und den Seinen, seien sie seiner Priesterbruderschaft incorporiert oder assoziiert, dann meine ich mit den Seinen auch die Priester, welche als Pfarrer oder Kapläne inmitten der Brandung ihren Mann stehen und in harte Kämpfe verwickelt sind.

Daß man sie ja nicht vergleiche und verwechsle mit Kompromißlern!! Mit solchen, die mitmachen, um "Schlimmeres zu verhüten" (wir kennen den selbsttäuschenden Klang solcher Worte von der Nazizeit her).

Nein – diese noch im Gefüge der weithin mißbrauchten offiziellen Legalität wirkenden Priester machen ganz und gar keine Kompromisse, sondern nur – in relativ unwesentlichen Bereichen, die nicht die Substanz berühren – äußere Konzessionen. Konzession und Kompromiß sind zwei völlig verschiedene Begriffe.

Die progressistisch-modernistische Besatzungsmacht lebt von der Kompromißbereitschaft der Vielen, die von falscher, unkatholischer  "Gehorsams"-Vorstellung gepackt sind.

Aber nicht von den kämpferischen Wellenbrechern, die äußere Konzessionen eingehen, aber in der Substanz unnachgiebig bleiben, in ständigem Konflikt und Angeschossensein von den "Zeitgemäßen" in ihrer Pfarrei. Und von ihrem Bischof und dessen Trabanten.

Es geht ihnen nicht um Geld oder wirtschaftliche Sicherheit; es geht ihnen einzig um das Heil der Seelen. Solange sie in ihrer Pfarrgemeinde tätig sind, werden die Menschen von dem Gift der antichristlichen Ideologien verschont, wenn anders sie guten Willens sind. Ihre Darbringung des heiligen Opfers ist würdig und voll feierlicher Souveränität. Den NOM (neuen Meßordo) fassen sie nicht mit der Zange an.

So machte ich es auch jahrelang – wobei auch mir jede Konzession sehr wehe getan hat (und manche bereue ich sogar im nachhinein). Den neuen Ordo hatte ich niemals mit der Zange angefaßt, bin stets gegen den Strom geschwommen und habe so Spreu vom Weizen geschieden. Der Erzbischof hat mein Verhalten stets gebilligt.

Das Resultat stellte sich heraus nach jenem 18. Oktober 1979. Ich sah, daß ich nicht umsonst gekämpft hatte, wobei mein Dank gilt der unverdienten Gnade Gottes, die mich trotz meines schwachen Naturells zur Standhaftigkeit befähigte, und den Getreuen der Pfarrgemeinde wie auch den Pilgern von auswärts!!

Der Bischof Dr. Wilhelm Kempf wollte mich eigentlich halten – einmal um seine Ruhe zu haben, zum andern, um mich, wobei er sich freilich in den Finger schnitt, als "konservatives Korrektiv" zu engagieren. Ich war und bin kein "konservatives Korrektiv", sondern Repräsentant und Verfechter des Katholischen als solchen.

Aber da ich verantwortlich war und bin für 2500 Mitglieder der actio spes unica, mußte ich gerade angesichts der Wirren im antiprogressistischen Lager den Erzbischof Lefebvre, der seit etwa sechs Jahren ungültig "suspendiert" ist, als einzigen bischöflichen Richtweiser und Leuchtturm der katholischen Wahrheit aufzeigen und statuieren. Daran festzuhalten, gebot und gebietet mir der katholische Glaube und der seit 2000 Jahren bezeugte Wille Gottes. Dem Befehl des Bischofs von Limburg, mich von ihm zu distanzieren, zu gehorchen, wäre glatt Glaubensleugnung gewesen. Daher meine Suspendierung, die mich völlig befreite – von so mancher schmerzlicher Konzession und vom Nahkampf. –

Die Helden aber will ich rühmen, die noch im Nahkampf stehen! Ich denke zum Beispiel an den herrlichen Kaplan Riedl, der in Monheim (Bayern) wirkt, oder an Pfarrer Ph.-Jos. Molitor, dessen Pfarrei im Odenwald (Beerfelden) liegt.

 

Herzlich grüßt Sie  Ihr priesterlicher Freund Hans Milch.

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Papstamt
   
Lefebvre
   
Besetzter Raum
   
Konzession
   
Suspendierung
   
Bischof Kempf
   
Neue Messe
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