Mit diesen Worten, die aus mehreren Zitaten Pfarrer Milchs zusammengesetzt sind, läßt sich derjenige Aspekt zusammenfassen, der praktisch alle seine Werke durchdringt: Christus ist für den je Einzelnen, für DICH, am Kreuz gestorben. Diese unbedingte Liebe fordert die Entscheidung, sich aus den Verflechtungen der Welt herausrufen zu lassen und sich Christus hinzugeben – zu tun, was Er will.
Diese Entscheidung kann nur vom je Einzelnen getroffen werden. Für viele ist es aber unbequem, dieses Angebot des Gottmenschen anzunehmen – sie ziehen eine Unverbindlichkeit vor, die ihnen erlaubt, den Schein eines grundsätzlichen Eigenrechts aufrecht zu erhalten, und verstecken sich deshalb vor dieser Entscheidung gerne in einem Kollektiv.
Die andauernde Betonung der Bedeutung des Einzelnen und das Verurteilen des "gemeinschaftlichen Miteinanders" mag bisweilen übertrieben wirken.
Pfarrer Milch stellt aber wiederholt klar, daß er nicht gegen die Gemeinschaft ist, die sich aus dem Zusammenkommen der Einzelnen unter Wahrung ihrer Souveränität ergibt, sondern gegen die Einstellung ankämpft, Gemeinschaft als Wert in sich zu betrachten ("möchten Sie nicht auch in unserer schönen Gemeinschaft mitwirken?").
Zudem kann der Wert des Einzelnen angesichts der in der modernen Gesellschaft grassierenden Tendenz zur Vermassung, den persönlichkeitsvernichtenden kollektivistischen Weltanschauungen, der verbreiteten Denkart "nur gemeinsam sind wir stark", die das Individuum zu einem Rädchen im Getriebe degradieren, in der heutigen Zeit gar nicht oft genug hervorgehoben werden – insbesondere da dieses antichristliche Gedankengut in fürchterlichem Ausmaß auch Einzug in den Innenraum der katholischen Kirche gehalten hat.